Schlangenjagd
fünfzig Kilometer zurück. Und was dich betrifft, so hast du bisher etwa siebzig Kilometer geschafft, falls es dich interessiert.«
Die Idee war absolut irrsinnig, aber Cabrillo musste einfach die Frage stellen: »Wie weit bin ich vom Flugzeug entfernt?«
»Über zweihundertdreißig Kilometer«, hatte Max ihm geantwortet.
Der Tag würde anbrechen, lange bevor er die Hälfte der Distanz geschafft hätte, und wenn die Sonne aufging, müsste Juan sich verstecken oder einen sehr gefährlichen Wasserentzug riskieren. Die andere Alternative bestand darin, einen Ort zu finden, in dessen nächster Nähe Tiny landen könnte, aber bisher hatte Cabrillo nichts anderes gesehen als weiche Dünen, auf denen noch nicht einmal ein Leichtflugzeug hätte aufsetzen können geschweige denn die zweimotorige Frachtmaschine, die sie für den Fallschirmabsprung gemietet hatten.
»Falls Linc nicht verfolgt wurde«, sagte Juan, »möchte ich, dass er mit Tiny und Hux wartet.«
»Hast du einen Plan?«
»Nein, ich sammle nur die Häupter meiner Lieben für den Moment, da mir etwas einfällt.«
Keiner der beiden zweifelte daran, dass dies auch geschehen würde.
Das war vor zwei Stunden gewesen, vor zwei der längsten Stunden in Cabrillos Leben.
Er ließ die rechte Steuerleine etwas nach, als der Wind drehte, flog über die Kuppe einer Düne und blieb fast dreißig Sekunden in der Luft, ehe er wieder zur Erde zurückkehrte. Er fing den Aufprall mit schmerzenden Knien ab und rauschte auf der anderen Seite der Düne abwärts. Die Reifenspuren hatten sich rechts von ihm befunden, aber auf Grund der veränderten Windrichtung glitt er bald an ihnen entlang und wechselte dann auf die linke Seite. Er bereitete einen Schwenk vor, während er auf einen weiteren Sandberg gezogen wurde, der bisher der höchste von allen gewesen war. Sein Schwung nahm ab, als der Wind gegen die Reibung der Plastikschale auf dem Sand ankämpfte, und er hatte Mühe, nicht von seinem Fuß gerissen zu werden.
Er war erschöpfter als je zuvor in seinem Leben, so müde, dass seine Reflexe immer träger wurden und sein Geist sich nur noch nach Schlaf sehnte.
Der Schirm wurde zunehmend langsamer und zwang ihn, sich so weit zurückzulehnen, dass sein Körper tief einknickte und er mit dem Gesäß fast durch den Sand schleifte. Gerade als er das Gefühl hatte, der Wind lasse ihn im Stich und zwinge ihn, den restlichen Weg bergauf zu laufen, packte eine Bö den Schirm und riss Cabrillo von den Füßen und über den höchsten Punkt der Düne hinweg.
Zu seinem Schrecken sah er am Fuß der Düne vier Lastwagen, die im Halbkreis geparkt waren, sodass ihre Scheinwerfer einen fünften anstrahlten, dessen lange Motorhaube aufgeklappt war. Männer drängten sich um das gestrandete Fahrzeug. Zwei von ihnen waren auf die Stoßstange geklettert und beugten sich in den Motorraum. Mehrere hielten Sturmgewehre in den Armen. Juan hatte sich den Fahrzeugen vorsichtig nähern wollen, um in Erfahrung zu bringen, um wen es sich handelte und was sie so weit draußen in der Wüste zu suchen hatten, ehe er sich bemerkbar machte.
Die Bö, die ihn gnädigerweise über den Dünenkamm gehoben hatte, würde ihn mitten unter ihnen absetzen. Hastig ließ er die Luft aus dem Schirm und fiel in der vergeblichen Hoffnung auf die Erde zurück, über die Düne zurückkriechen zu können, ehe er entdeckt wurde. Er landete im weichen Sand, wurde sofort nach vorn gerissen und rollte in einem Gewirr von Nylonstoff und Fangleinen den steilen Abhang hinunter.
Er kam dann am Fuß der Düne zur Ruhe, eingewickelt in seinen Fallschirm wie eine Mumie in ihre Leinenlappen, sein Mund und die Nase voller Sand. Cabrillo spuckte und schnaubte, um seine Atemwege frei zu bekommen, aber egal wie sehr er sich auch bemühte, er konnte keinen seiner Arme befreien, um die Fesselung zu zerschneiden. Hilflos musste er zusehen, wie vier von den Männern das Lager im Laufschritt verließen und mit ihren AK-47 im Anschlag auf ihn zukamen.
»Hi, Freunde«, sagte Juan fröhlich, als sie in Hörweite waren. »Könnte mir vielleicht mal einer von Ihnen behilflich sein?«
Nachdem man ihnen ihre Waffen, Funkgeräte und Ausrüstungsgegenstände abgenommen hatte, wurden Eddie, Mike und Ski in dem Block, den die simbabwischen Soldaten benutzten, um Moses Ndebele zu bewachen, in benachbarte Zellen gesperrt. Geoffrey Merrick war von einer Gruppe von Zivilisten übernommen worden, die ihrem Äußeren nach dem Bild entsprachen, das sich
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