Schlangenjagd
Corporation. Ganz gleich, was Juan sagen würde, um zu erklären, wie Eddie ein solches Vermögen hatte aufhäufen können, er wusste, dass sie ihm nicht glauben würden. Das waren einfache, hart arbeitende Menschen, und so würden sie annehmen, dass Eddie in irgendetwas Illegales verwickelt gewesen war. Der Scheck würde vernichtet und sein Name nie mehr genannt werden.
Eddie biss die Zähne noch fester zusammen und blinzelte Tränen aus seinen Augen weg, weil er Schande über seine Familie gebracht hatte.
Er achtete nicht auf den winzigen Lichtpunkt am Ansatz von Skis Hals, bis sein Unterbewusstsein registrierte, dass das wahllose Blinken ganz und gar nicht wahllos war. Es war ein Morse-Code.
»…au Geste wacht über euch.« Eddie zwang sich, sich nicht umzudrehen, während sie sich der Hinrichtungsstätte näherten. Juan Cabrillo war da und benutzte einen Laser, wahrscheinlich den Ziellaser seiner Pistole, um ihm eine Nachricht zu schicken. Dieser raffinierte Hundesohn würde sie hier noch rausholen.
»RPG vor Fesseln. Messer Pfahl Mitte.«
Eddie verstand die Nachricht so, dass Cabrillo eine raketengetriebene Granate einsetzte, um Verwirrung zu stiften und ihnen Deckung zu verschaffen. Und dass ein Messer in der Nähe des mittleren Exekutionspfahls läge, an den sie ihn wahrscheinlich binden würden, weil er im Augenblick zwischen Mike und Ski ging. Der Plan war brillant, denn wenn sich die Wächter anschickten, sie zu fesseln, war die Wahrscheinlichkeit gering, dass ihre Kameraden auf sie schießen würden.
»Juan ist hier«, teilte Seng seinen Kameraden über den Lärm der grölenden Soldaten hinweg mit, die ihren Weg säumten. Mehr brauchte er nicht zu sagen. Sie würden auf alles reagieren, was Cabrillo unternahm, und sich der veränderten Situation anpassen. Skis Bestätigung, dass er verstanden hatte, war die Andeutung eines Kopfnickens.
»Das wurde aber auch verdammt Zeit«, sagte Mike, und ein Wächter rammte ihm die Handkante in den Nacken.
Ein paar Soldaten bespuckten die Gefangenen, während sie an ihnen vorbeigingen, oder versuchten sie zu Fall zu bringen. Eddie bemerkte es kaum. Er konzentrierte sich darauf, wie er das Messer in seinen Besitz bringen könnte, und ging in Gedanken die verschiedenen Schritte durch, die er tun musste, um Skis Plastikfesseln zu durchtrennen.
Die Soldatenphalanx öffnete sich, als sie sich den Holzpfählen näherten. Drei Wächter standen hinter den Pfählen und hielten Stricke bereit, um sie zu fesseln. Einer der Männer an der Spitze der Parade blickte zufälligerweise nach unten, als sie die Pfähle erreichten. Er entdeckte das Messer, und ehe jemand eingreifen konnte, hob er es auf und ließ es in einer Tasche seines Tarnanzugs verschwinden.
Als er sich zu den Verurteilten umsah, erschrak er über den mörderischen Blick, den Eddie ihm zuwarf.
Das war der größte Fehler deines Lebens, Kumpel,
dachte Eddie und änderte seinen Angriffsplan.
Cabrillo wartete, wobei nur ein kleiner Teil seines Gesichts für die Männer unten zu sehen war. Nicht dass einer von ihnen woanders hinschaute als zu den Gefangenen. Seine Hand umschloss den Pistolengriff des RPG-7, und es würde nur eine Sekunde dauern, um die Waffe auf seine Schulter zu schwingen und zu feuern.
Der Wachkommandant stolzierte durch das Gedränge grölender Soldaten, winkte und erwiderte gelegentlich die Salute seiner Leute. Er hatte ihnen zu einem unerwarteten Vergnügen verholfen und wollte sich in ihrem Beifall sonnen. So blieb er vor den Gefangenen stehen und hob die Arme, um die ausgelassene Soldatenbande zum Schweigen zu bringen.
Juan wünschte sich, den Mann persönlich niederstrecken zu können, aber während eines Kampfes war die Wahrscheinlichkeit dafür erheblich geringer.
Der Kommandant begann seine Rede in einer afrikanischen Sprache, wobei seine tiefe Stimme von den umgebenden Mauern das Paradeplatzes widerhallte. Die Männer lauschten und brachen ab und zu in Beifall aus, wenn er etwas besonders Bejubelnswertes gesagt hatte.
Cabrillo konnte sich vorstellen, wovon er sprach. Drei CIA-Agenten erwischt, bla, bla, bla. Lang lebe die Revolution und so weiter und so fort. Bin ich nicht der Größte und Beste, den ihr je hattet?
Nun mach schon weiter.
Der Kommandant beendete seine zehnminütige Ansprache und nickte den drei Männern zu, die hinter den Gefangenen standen.
Juan schob sich hinter dem Steinklotz hervor, hinter dem er sich versteckte hatte, und brachte den RPG-7 in Anschlag.
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