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Schlangenjagd

Schlangenjagd

Titel: Schlangenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Jack Dubrul
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Standardrede, die er schon Hunderte von Malen in hundert verschiedenen Variationen gehalten hatte. Sie wäre besser beraten gewesen, ein Kindheitstrauma unter Aufsicht eines Psychiaters und nicht in ihrem Labor zu verarbeiten.
    Der Gedanke an ihr Projekt ließ ihn auch sämtliche anderen Forschungspläne durchgehen, die im Augenblick bei Merrick/Singer in Arbeit waren. Seit er in der Zelle gelandet war, hatte er das schon des Öfteren getan. Aber da war nichts, absolut nichts, das eine solche Tat rechtfertigen würde, wenn es sich um einen Fall von Industriespionage handeln sollte. Es gab nichts Neues oder gar Revolutionäres, das sie sich in absehbarer Zeit patentieren lassen wollten. Tatsächlich hatten sie kein wirklich einträgliches Patent mehr erworben, seit Dan Singer ihre Anlagen zur Schwefelabsorption auf den Markt gebracht hatte. Die Firma war für ihn zur Zeit eigentlich nichts anderes als ein Prestigeobjekt, um auf dem Gebiet der Chemieforschung präsent zu sein und weiterhin als Redner zu Symposien eingeladen zu werden.
    Die Schreie verstummten. Sie wurden nicht allmählich leiser, sondern sie brachen abrupt ab. Und die Vermutungen, die sich aus der plötzlich einsetzenden Stille ergaben, waren noch viel entsetzlicher.
    Geoff Merrick sprang auf und zwängte sein Gesicht so zwischen die Eisenstäbe, dass er einen Teil der Tür zum Zellenblock erkennen konnte. Ein paar Minuten später wurden die Riegel zurückgeschoben und die schwere Stahltür schwang knarrend auf.
    Sie mussten sie hereinschleifen, die Arme um die Hälse zweier Wächter geschlungen, während der dritte ein Schlüsselbund in der Hand hielt. Als sie näher kamen, konnte Merrick in Susan Donleavys Haaren Spuren von getrocknetem Blut erkennen. Ihr Overall war am Hals aufgerissen, und die Haut ihrer Schultern und ihres Brustansatzes war stark gerötet. Sie schaffte es, den Kopf zu heben, als sie an seinem Käfig vorbeigeschleppt wurde. Es verschlug Merrick den Atem. Ihr Gesicht war völlig entstellt. Ein Auge war zugeschwollen, während sie das andere kaum aufbekam. Blut und Speichel sickerten in schmalen Rinnsalen von ihren aufgesprungenen Lippen herab.
    Ein letzter Rest Leben flackerte noch in ihrem Auge, als sie ihn ansah.
    »Gütiger Himmel, Susan. Es tut mir so leid.« Er versuchte gar nicht erst, gegen seine Tränen anzukämpfen. Sie war in einem derart bemitleidenswerten Zustand, dass er auch geweint hätte, wenn sie eine völlig Fremde gewesen wäre. Dass sie aber eine Angestellte war und er irgendwie die Verantwortung für das trug, was man ihr angetan hatte, zerriss ihm das Herz.
    Sie spuckte einige Brocken roten Schleims auf den Steinboden und krächzte: »Sie haben mir noch nicht einmal irgendwelche Fragen gestellt.«
    »Ihr Schweine!«, brüllte er die Wächter an. »Ich zahle jeden Preis, den ihr verlangt. Ihr braucht sie nicht zu quälen. Sie ist unschuldig.«
    Sie hätten ebenso gut taub sein können, denn sie zeigten keinerlei Reaktion auf seinen Wutausbruch. Sie zerrten sie einfach aus seinem Sichtfeld. Er hörte, wie ihre Zellentür geöffnet wurde und die Männer sie brutal hineinstießen. Die Eisentür wurde krachend zugeschlagen und verriegelt.
    Merrick beschloss, sich mit aller Kraft zu wehren, wenn sie zum ihm kämen, um ihn zu holen. Wenn er gefoltert werden sollte, dann wollte er ihnen wenigstens auch noch Schmerzen zufügen. Er wartete in seiner Zelle auf sie, die Fäuste geballt und bereit zu einem verzweifelten Angriff.
    Der kleinste Wächter – es war der mit den blauen Augen – erschien. Er hielt etwas in der Hand, und ehe Merrick erkennen konnte, was es war, oder reagieren konnte, schoss der Wächter. Es war ein Tazer, der fünfzigtausend Volt in seinen Körper pumpte und sein Nervensystem in einer Schmerzexplosion lahmlegte. Merrick wurde eine Sekunde lang völlig starr, dann brach er zusammen. Als er das Bewusstsein wiedererlangte, hatten sie ihn bereits aus der Zelle geschafft und befanden sich auf halbem Weg zur Tür des Zellenblocks. In dem Schmerzinferno nach dem elektrischen Schlag hatte er jeglichen Kampfeswillen verloren.

9
    Sloane Macintyre trug eine Baseballmütze, um ihr Haar in dem Fünfundzwanzig-Knoten-Wind zu bändigen, der durch die Reisegeschwindigkeit des Fischerbootes erzeugt wurde. Ihre Augen wurden durch eine herumgezogene Oakley-Brille an einer bunten Schnur geschützt, und was an Haut der Sonne ausgesetzt war, trug eine dichte Schicht SP-30-Creme. Bekleidet war sie mit Khakishorts und

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