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Schlangenkopf

Schlangenkopf

Titel: Schlangenkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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nicht ganz zufällig außer der Jacke noch andere Sachen gefunden, die nicht diesem Aydin gehören? Einen Pass oder einen Ausweis auf einen anderen Namen oder ein Adressbuch?«
    Die beiden Männer tauschen einen Blick. Nicht so sehr abschätzend, sondern eher eine wortlose Verständigung darüber, dass Vertrauen zwar gut ist, man aber nur für Informationen etwas bekommt, die man alleine besitzt.
    »Nein«, antwortet Berndorf. Es ist die Wahrheit. Er hat weder einen Ausweis noch einen Pass oder ein Notizbuch gefunden.
    »Wie Sie meinen«, sagt Regulski. »Die Fahndung nach diesem Landrover hat übrigens nicht viel gebracht. Eigentlich gar nichts.«
    »Gibt Ihnen das nicht zu denken?«
    »Ach!« Regulski richtet sich hinter seinem Schreibtisch auf. »Haste Töne! Da ist einer mit Mühe von seinem Turm herunter und irgendwie nach Berlin-Mitte gekrochen, und schon will er den Leuten hier das Denken beibringen. Menschenskind, wofür halten Sie sich?«
    »Dass Sie keinen Hinweis auf den Landrover haben, deutet darauf hin, dass er nicht als gestohlen gemeldet wurde«, sagt Berndorf ungerührt. »Dafür wiederum gibt es nur zwei Erklärungen.«
    »Nett«, sagt Regulski. »Nachhilfeunterricht für einen dummen Berliner Bullen. Nur zu!«
    »Entweder ist der Wagen nicht gestohlen worden oder schon vor längerer Zeit. Beide Möglichkeiten legen eine Schlussfolgerung nahe …«
    »Weiter. Ich hänge an Ihren Lippen, Meister.«
    »Die Schlussfolgerung, dass der Fahrer des Landrovers sich nicht auf einer Spritztour befunden hat, dass er ferner kein Problem darin sieht, Unfallspuren beseitigen zu lassen oder das Kennzeichen auszuwechseln. Der Fahrer gehört zur Organisierten Kriminalität.«
    Regulski – beide Ellbogen aufgestützt – verbirgt das Gesicht in den Händen und reibt sich die Augen, als müsste er eine schier übermenschliche Schläfrigkeit daraus vertreiben.
    »Meister«, sagt er schließlich, »Sie haben mir nachgeholfen, jetzt lern’ ich Ihnen was …«
    Er löst die Hände vom Gesicht und blickt Berndorf an. »Wenn Sie hier in Mitte klarkommen wollen – nehmen Sie den Mund nicht zu voll. Kümmern Sie sich meinetwegen um gestohlene Lederjacken, ganz wie Sie lustig sind, aber mischen Sie sich nicht in Geschichten, die eine Nummer zu groß sind für Sie! Es gibt hier nämlich Schlangenköpfe, die sind nicht bloß tätowiert.«
    »Was für Schlangenköpfe?«, fragt Berndorf zurück. »Kobras? Vipern?«
    »Ich kenn mich mit dem Giftzeug nicht so aus. Aber die guten einheimischen deutschen Kreuzottern, die ich meine, die können ganz schön ekelhaft werden. Wenn denen einer ins Revier stolpert und ihre Kreise stört, der sollte verdammt gute Stiefel tragen.« Regulski hebt die Hand und weist zur Tür. »Und jetzt lassen Sie mich meine Arbeit tun!«
    »Danke für den Hinweis«, sagt Berndorf und steht auf. »Darf ich ihn so deuten, dass man den Fahrer dieses Landrovers ganz sicher nicht finden wird?«
    »Gehen Sie«, antwortet Regulski und greift zum Telefonhörer. »Deuten Sie, was Sie wollen.«
    Z u Mittag reißt die Wolkendecke ein wenig auf, gerade so viel, dass eine Ahnung von Sonne und Frühling durch die Fenster der Cafeteria dringt. Mit einem Mal sehen Strahlen-Aralie und weiß-grüner Ficus zwischen den Stahlrohrstühlen und den Esstischen – Esche furniert – nicht mehr ganz so verloren aus. Barbara Stein bugsiert ihr Tablett – 1 Salatplatte mit Putenstreifen, 1 Brötchen, 1 Mineralwasser – zu einem Ecktisch, über dem ein großes Plakat hängt mit der Überschrift: Stoppt die Bücherdiebe! Unter dem Plakat sitzt ein einzelner, eher zierlicher Mann mit lockigem Kraushaar, der bei ihrem Kommen sichtlich erfreut aufsteht. Barbara und er schließen sich in die Arme:
    »Liebster Stolperstein!«, sagt der Mann.
    »Liebster Dingeldey!«, sagt Barbara Stein und stellt die beiden Männer einander vor: »Das da ist Berndorf, und das ist Professor Adrian Dingeldey, Ordinarius für Staatsrecht und praktizierender Winkeladvokat …«
    »Hast du Ärger mit der Polizey?/ Macht nichts. Geh zu Dingeldey!«, rezitiert der Professor für Staatsrecht und wartet, bis Berndorf sein Tablett – 1 Thüringer Rostbratwurst mit Zwiebelsauce, dazu Kartoffelbrei, ebenfalls 1 Mineralwasser – abgestellt hat, so dass sich die beiden Männer die Hand schütteln können.
    »Wenn ich mich nicht täusche«, sagt Dingeldey, »sind wir Kollegen. Sie haben doch auch eine Änderungsschneiderei für juristische Wahrheitsfindung? Ich kann

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