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Schlangenkopf

Schlangenkopf

Titel: Schlangenkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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Missenpfuhl.
    »Das ist sowieso nur ein Nebenaspekt«, greift der Senatsrat ein und wendet sich an den Anwalt. »Aber bitte!« Er nickt seinem Assistenten zu, und der geht zum Einsatzwagen, steigt ein und zieht die Tür hinter sich zu. »Trotzdem möchte ich wissen«, fährt Missenpfuhl fort, »wie konkret die Hinweise auf eine akute Gefahrenlage sind.«
    »Hier wird um den heißen Brei herumgeredet«, antwortet Dingeldey. »Kann es sein, dass Sie bereits wissen oder ahnen, was eine Überprüfung ergeben würde? Dass es sich hier nämlich um getarnte Kennzeichen handelt? Also um Kennzeichen, wie sie für Fahrzeuge im polizeilichen oder nachrichtendienstlichen Sondereinsatz ausgegeben werden? Und über deren tatsächliche Halter das Kraftfahrtbundesamt Flensburg tunlichst keine Auskünfte an Dritte geben soll. Aber keine Sorge! Notfalls werden wir Flensburg mit einer Verwaltungsklage dazu zwingen.«
    »Tun Sie, was Sie nicht lassen können.« Senatsrat Missenpfuhl, einen Kopf größer als der Anwalt, senkt seinen Schädel und versucht, Dingeldeys Blick zu fixieren. »Im Übrigen sind das haltlose Spekulationen. Wenn diese Bombenwarnung auf nichts anderem gegründet ist und sich als ein blinder Alarm herausstellen sollte«, sagt er mit leiser, sorgfältig artikulierender Stimme, »dann wird dies eine sehr, sehr teure Angelegenheit …«
    »Das hoffen wir alle, dass dies ein blinder Alarm ist«, antwortet Dingeldey, greift in seine Manteltasche und holt einen Schlüsselbund heraus. »Aber wenn Sie so sicher sind – hier sind die Schlüssel, gehen Sie in das Haus und in das Büro, öffnen Sie alle Türen, schalten Sie das Licht ein. Und wenn es nicht rumms! macht, sind wir alle froh und glücklich.«
    »Lassen Sie Ihre Späßchen!«, murrt der Senatsrat. »Dafür ist jetzt nicht die Zeit.«
    »Sie können es sich natürlich auch einfacher machen«, fährt Dingeldey fort. »Starten Sie einen Rundruf unter den in Frage kommenden Diensten, wer denn heute Nacht Wanzen im Büro meines Mandanten montiert oder irgendwelches Rauschgift dort deponiert hat, und machen Sie die Sache recht dringlich. Und wenn wir eine vernünftige Antwort bekommen – dann brauchen wir keine Sprengstoffexperten mehr, die Leute können in ihre Wohnungen zurück, und Sie haben einen solventen, weil vom Steuerzahler finanzierten Adressaten, dem Sie die Kosten für den bisherigen Einsatz in Rechnung stellen können.«
    »Verstehe ich das richtig …« – Missenpfuhl kratzt sich mit dem Daumennagel seinen borstigen grauen Schnauzbart – »… Ihr Mandant hat also Rauschgift in diesem Büro deponiert?«
    »Sie verstehen mich vorsätzlich falsch«, erwidert Dingeldey freundlich. »Deponiert hat nicht mein Mandant, weder Bombe noch Rauschgift noch Falschgeld. Deponiert haben die Einbrecher, von denen ich immer mehr annehme, dass sie vielleicht doch sehr rasch zu ermitteln sein werden. Übrigens!« Er legt die Hand vor die Stirn, als habe er etwas vergessen. »Da wir gerade dabei sind, die Dinge zu entwirren – ich habe mir vorauseilend erlaubt, Ihnen etwas Arbeit abzunehmen. Und zwar habe ich überprüft, ob die Zeugin Nezahat Aydin im Besitz einer Aufenthaltsgenehmigung ist. Sie ist es.«
    »Was soll der Unsinn?« Missenpfuhl schüttelt den Kopf, als wollte er eine lästige Fliege vertreiben. »Warum sollte ich das überprüfen lassen?«
    »Um nach einer Handhabe für den Senat zu suchen, Nezahat Aydin gegebenenfalls ausweisen zu können«, erklärt Dingeldey sanft. »Oder sie ein klein wenig unter Druck zu setzen.«
    »Was unterstellen Sie mir da?«
    »Ich stelle fest, nicht unter«, antwortet Dingeldey. »Zum Beispiel stelle ich fest, dass Sie noch immer keinen Mucks unternehmen, um ermitteln zu lassen, auf wen diese beiden Fahrzeuge zugelassen sind.«
    »Noch sind wir nicht so weit, dass Sie vorschreiben könnten, wie meine Beamten ihre Ermittlungen zu führen haben«, antwortet Missenpfuhl, wendet sich ab und begrüßt mit Handschlag einen großen, bleichgesichtigen Beamten in Zivil, der auf sie zugekommen ist. Der Beamte wirft einen Blick auf Dingeldey und stellt sich nach kurzem Zögern als Hauptkommissar Fliegauf von der Entschärfergruppe des LKA Berlin vor.
    »Die Räumung ist jetzt abgeschlossen«, sagt Fliegauf. »Gibt es irgendeinen Hinweis, womit wir rechnen müssen?«
    Missenpfuhl schüttelt den Kopf und blickt auf Dingeldey. »Nichts außer Advokatenfürze.«
    Dingeldey lächelt milde und deutet eine freundliche Verbeugung an. Fliegauf

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