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Schlangenkopf

Schlangenkopf

Titel: Schlangenkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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still!«
    »… Bitte warten! Polizeinotruf Berlin. Zurzeit sind …«
    »Außerdem hat diese Wanda im Radio gesagt, dass auf den Straßen alles ruhig ist. Da muss doch ein Tässchen Kaffee …«
    »Alter Dummschwätzer!«
    »… bitte legen Sie nicht auf … Bitte warten! Polizeinotruf …«
    »Oder eine kleine Nummer mit der Kollegin«, schlägt Berndorf vor. »Wo doch diese Wanda …«
    »Berndorf!«, ruft Barbara warnend und stellt das Mobiltelefon wieder ab. »Du verstehst einfach gar nichts! Was glaubst du denn, was sonst noch alles in deinem Büro deponiert werden kann? Ein paar Kilo Koks zum Beispiel, und schon kommst du für ein paar Jahre hinter Gitter. Oder Blüten für eine halbe Million Euro …«
    »Und da hast du den Notruf der Polizei gewählt, damit die das auch gleich finden?«
    »Dummkopf!« Wieder hat Barbara das Handy genommen und sucht im Verzeichnis nach einer Nummer. »Kannst du mal irgendwo halten? Ich will jetzt ein wichtiges Gespräch führen, möglichst ohne Störungen.«
    Sie fahren über eine von breiten Trottoirs gesäumte vierspurige Straße, Berndorf bremst ab, biegt in eine Einfahrt ein und stoppt. Barbara hat eine Nummer gewählt, es dauert, bis sich jemand meldet.
    »Barbara hier – liebster Dingeldey«, sagt sie in fast beschwörendem Ton, »ich bin untröstlich, aber ich brauche deine Hilfe …«
    Die Stimme am anderen Ende der Verbindung scheint etwas in der Art zu murmeln, dass ein Anruf um diese Zeit in der Tat auf ein gravierendes Hilfsbedürfnis hindeute.
    »In Berndorfs Büro wird gerade eingebrochen«, erklärt Barbara, »und weil es bei ihm nichts zu klauen gibt, legen die Einbrecher entweder eine Bombe oder sie deponieren siebenundzwanzig Kilo Rauschgift. Was bitte tun wir jetzt?«
    Die Stimme am anderen Ende schweigt eine Weile, dann kommt eine kurze Frage, und Barbara gibt die Adresse von Berndorfs Büro durch.
    H ol frische Brötchen und Milch und Zeitungen, hatte der Bilch gesagt und behauptet, er selbst brauche noch eine Mütze Schlaf. André kennt das von früher, da hat der Bilch auch immer frische Brötchen zum Frühstück haben wollen und war zu faul, sie selber zu holen, und so geht er die Treppen hinab aus dem Haus und über den Garnisonfriedhof zur Rosenthaler Straße; auf halbem Weg Richtung Hackesche Höfe ist ein Bäcker und gleich daneben auch ein Kiosk für die Zeitungen. Es ist noch dunstig, aber es könnte ein schöner Tag werden und richtig Frühling.
    Warum gibt ihm das einen Stich? So einen richtigen Stich ins Herz.
    An der Querstraße vorne, wo es links zu dem türkischen Schneider geht, blinkt es blau, schon wieder steht eine Wanne herum, ein Einsatzwagen der Polizei, sind sie schon wieder hinter dem Bilch her? Plötzlich erschrickt er. Oder etwa hinter ihm? Aber nein, er trägt keinen Verband mehr, und in der Hosentasche hat er nur gerade einen Zwanziger für die Brötchen und die Milch und die Zeitungen, die er für seinen Vormund besorgen muss.
    Er ist jetzt an der Ecke angelangt und sieht, dass da nicht nur ein einziger Polizeiwagen herumsteht. Es sind noch mehr Autos da als gestern, als man den Laden vom Bilch ausgeräumt hat, und es stehen noch mehr Polizisten herum, aber solche in Uniform, die ganze Straße ist abgesperrt, und aus den Häusern werden Leute herausgebracht und müssen in die Wannen einsteigen, manche sind noch im Schlafanzug und haben nur einen Mantel darüber, bei einem Mädchen klafft der Parka auf, und er sieht, dass das Mädchen drunter nur ein rosa Nachthemd mit weißen Rüschen trägt. Als sie in den Polizeiwagen einsteigt, merkt sie, dass er sie beobachtet, und streckt ihm die Zunge heraus.
    »Steh hier nicht rum«, schnauzt ihn von hoch oben herab eine Stimme an. Die Stimme gehört zu einem baumlangen Polizisten. »Mach, dass du weiter kommst!«
    »Wo, bitte, werden die Leute hingebracht?«, fragt André und wundert sich über sich selbst. Warum tut er so, als ob er das wissen müsste? Und falls es ihm nicht gefiele, wohin diese Leute gebracht werden – könnte er etwas daran ändern?
    »Diese Menschen werden in Sicherheit gebracht«, sagt eine Polizistin, die nun plötzlich neben dem ersten Beamten steht, »weil hier in dieser Straße etwas überprüft werden muss, und bis das geschehen ist, soll sich hier niemand aufhalten. Deswegen solltest auch du bitte …«
    Aber da hat André schon verstanden und geht rasch weiter. Zwei Polizisten sind ein bisschen viel, so früh am Morgen. Beim Bäcker muss er eine Weile

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