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Schlangenlinien

Titel: Schlangenlinien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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war.«
    »
So
nahe war er auch wieder nicht. Sally sagte, dass er mit irgendeiner Frau in Richtung Whitechapel zusammenlebt.«
    »Da hat er aber Glück gehabt, dass er jemanden gefunden hat.«
    »Genau. Ich meinte, die Frau müsse ja total bescheuert sein – es sei denn natürlich, er hatte vergessen, ihr zu sagen, dass er ein brutaler Schläger ist. Daraufhin regte Sally sich fürchterlich auf und schrie, ich sollte nicht Gerüchte über Leute verbreiten, die ich gar nicht kenne. Und ich sagte, na schön, daran werd ich dich erinnern, wenn er seine Neue prügelt.«
    Ich lächelte. »Und was sagte Maureen zu alledem?«
    Beth erwiderte das Lächeln. »Sie sagte, es wäre jammerschade, dass Derek nicht schon vor Jahren am Suff krepiert ist und dass die beiden Mädchen schön blöd wären, wenn sie ihn wieder in ihr Leben lassen würden, bloß weil er ihr Vater ist, sie kam ganz schön in Fahrt und sagte, er hätte alles getan, um ihnen ihr Leben kaputtzumachen, als sie noch Kinder waren, und wenn sie auch nur einen Funken Verstand hätten, würden sie jetzt einen großen Bogen um ihn machen.«
    »Besser spät als nie, kann man da nur sagen«, bemerkte ich trocken. »Sie hat ja nicht viel getan, um ihre Kinder zu schützen, als er noch bei ihnen lebte.«
    Ein nachdenklicher Ausdruck flog über Beths Gesicht, und ich fragte mich schon, ob ich meine Voreingenommenheit vielleicht ein wenig zu deutlich gezeigt hatte.
    »Ich denke«, sagte Beth, »sie war so schlimm wie ihr Mann. Wussten Sie, dass sie diejenige war, die den Baseballschläger gekauft hat... nicht, um sich damit gegen Derek zu wehren, sondern um ihre Kinder damit zu dreschen, wenn sie ihr auf die Nerven gingen.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Danny hat Al irgendwann einmal damit geneckt, dass er begriffsstutzig sei. Und darauf sagte Al, das käme daher, dass seine Mutter sein Gehirn mit dem Baseballschläger bearbeitet hätte.«
    »Wäre sie Al denn Herr geworden?«, fragte ich zweifelnd.
    »Danny behauptet, in Wut wäre sie wie ein wildes Tier gewesen; da haute man entweder ab oder sperrte sich ins Klo ein, bis sie sich wieder beruhigt hatte.« Sie sah die Ungläubigkeit in meinem Gesicht und breitete die Hände aus. »Ich kann natürlich nicht beschwören, dass es wahr ist – Danny flunkert gern mal ein bisschen –, aber es war ziemlich überzeugend, als er es sagte. Und Al hat es nicht bestritten. Dafür hat er zu mir gesagt, ich solle niemals die Hand gegen Jace oder Tan erheben, sonst würde ich es mit ihm zu tun bekommen. Ich hab nur gelacht, das soll wohl ein Witz sein, hab ich ihn gefragt. Hast du schon mal erlebt, dass ich gegen irgendjemanden die Hand erhoben hab?« Sie lachte plötzlich. »Und ich hab ihm ins Gesicht gesagt, ich fände es ganz schön krass, dass mir das ausgerechnet einer sagt, der seinen Hund Satan nennt und ihm mit einer zusammengerollten Zeitung auf den Rücken haut, um ihn zu erziehen.« Sie warf dem Hund einen Handkuss zu, worauf der augenblicklich den Kopf hob und mit dem Schwanz auf den Boden klopfte. »Ich mein, warum muss man so streng mit einem Hund umgehen, der für ein Keks alles tut?«
    Satan und ich musterten einander vorsichtig. »Er ist bestimmt ein guter Wachhund«, murmelte ich. »An Dereks Stelle würde ich mir da keine Chancen ausrechnen.«
    »Der würde ihm sofort an die Gurgel springen«, versicherte Beth. »Als die Kinder noch klein waren, hab ich Satan immer draußen an den Kinderwagen gebunden, wenn ich in einen Laden musste. Er hat jeden, der näher als fünf Meter gekommen ist, sofort angeknurrt, und ich konnte in Frieden einkaufen, ohne Angst haben zu müssen, dass jemand meine Kinder entführt.«
    »Das ist ja toll. Und das alles tut er für ein Keks?«
    Ihr Lächeln wurde breiter. »Machen Sie sich nicht darüber lustig«, sagte sie. »Es ist auf jeden Fall wesentlich wirksamer, als den armen Kerl mit einer Zeitung zu schlagen. Das hat ihn nur bösartig gemacht.«
    »Hm.« Und seine Bereitschaft, den Leuten an die Gurgel zu gehen, war etwa nicht bösartig? Ich fragte mich, wie er reagieren würde, wenn ich unerwartet aufstünde. Ich sah auf meine Uhr. »Ich muss wirklich langsam gehen«, sagte ich bewusst widerstrebend. »Bis nach Dorchester ist es ein ganzes Ende, und Sam wird sich schon fragen, wo ich geblieben bin.«
    »Al wird es sicher bedauern, Sie verpasst zu haben.«
    Ich nickte. »Ja, es ist schade. Das nächste Mal rufe ich vorher an.« Ich trank meinen Tee aus und stand auf. »Darf ich den

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