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Schlangenlinien

Titel: Schlangenlinien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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    Abgesehen von der Küche und der Toilette befanden sich im Erdgeschoss zwei Räume. Die Türen zu beiden waren offen. Auch diese Räume waren von den Tieren verunreinigt, wenn auch in geringerem Maß als die Küche. Im vorderen Wohnzimmer wurden unter einem Stapel Kissen in einer Ecke drei tote Katzen gefunden. Nach Meinung Mr. John Howletts (Tierschutzverein) waren sie alle drei schon mindestens vier Tage tot. Zwei von ihnen, beides Kater, hatten kaum noch Fell im Gesicht und am ganzen Körper schwere Kratz- und Bissverletzungen, die offenbar von einem Kampf stammten und an denen sie starben, da sie unbehandelt blieben. Das dritte Tier, ebenfalls ein Kater, hatte fast sein ganzes Fell verloren und war an einem Genickbruch verendet. In Ann Butts' Schlafzimmer im oberen Stockwerk wurden zwei weitere tote Kater entdeckt. Sie lagen in Handtücher eingewickelt im Schrank. Beide waren völlig abgemagert, hatten kein Fell mehr und waren ebenfalls durch Genickbruch verendet. Die Türen der oberen Zimmer waren alle geschlossen. Im hinteren Zimmer waren fünf lebende Katzen, lauter Kater, eingesperrt. Die Tiere befanden sich in einem Zustand der Erschöpfung. Sie waren offensichtlich seit Tagen in dem Zimmer eingesperrt gewesen. Alle hatten Kratz- und Bisswunden. Auf dem Boden standen Näpfe, die möglicherweise Wasser oder Nahrung enthalten hatten; zum Zeitpunkt der Besichtigung waren sie alle leer. Abgesehen von den toten Katern im Schrank befanden sich im vorderen Schlafzimmer vier lebende weibliche Katzen und zwei kastrierte Kater, ebenfalls äußerst erschöpft.
    Insgesamt entfernten die Tierschutzbeauftragten aus dem Haus 21 Katzen, von denen 5 tot waren. Aus ihrem umfassenden Bericht (beiliegend) geht hervor, dass die Kater am grausamsten vernachlässigt wurden, während der Zustand der weiblichen Katzen und der kastrierten Kater nicht ganz so Besorgnis erregend war. Sie sind der Auffassung, dass Ann Butts die Tiere bereits seit einiger Zeit im Haus festgehalten und zugelassen hatte, dass sie die Wohnräume verunreinigten – das gilt besonders für die Kater, deren Ausscheidungen einen sehr starken und charakteristischen Geruch haben. Sie wiesen darauf hin, dass der Zustand der Tiere (das geschorene Fell, die Genickbrüche, die schweren Verletzungen, die auf die Bereitschaft der Eigentümerin schließen lassen, die Tiere ‘auf Leben und Tod’ miteinander kämpfen zu lassen) eindeutiger Beweis für grausamste Misshandlung sei, und verwiesen auf die Tatsache, dass offenbar die männlichen Tiere zum Leiden ausgewählt worden seien. Die dürftigen Vorräte in der Küche und die geschätzte Todeszeit der toten Katzen legen nahe, dass Ann Butts schon 5 bis 7 Tage vor ihrem Tod aufgehört hat, sie angemessen zu versorgen.
    Bei einer oberflächlichen Durchsuchung des Hauses wurden keinerlei Unterlagen gefunden, die über Namen und/oder Adressen eventueller Angehöriger Auskunft gegeben hätten. Aus einem Schrank im vorderen Wohnzimmer wurde ein Karton mit Unterlagen zur späteren Prüfung sichergestellt.
    Ganz allgemein gewannen die bei der Besichtigung Anwesenden den Eindruck, dass Ann Butts schon seit einiger Zeit in äußerster Armut gelebt hatte. In keinem der Erdgeschosszimmer waren Teppiche, ein großer Teil der Möbel war völlig ramponiert und reparaturbedürftig. Dekorationsgegenstände waren kaum vorhanden. Obwohl es im Haus sehr kalt war, war die Gaszufuhr im Schrank unter der Treppe abgestellt worden. Ferner waren mehrere Sicherungen entfernt worden. Als versucht wurde, die Toilettenspülung zu betätigen, wurde festgestellt, dass der Hauptwasserhahn unter dem Waschbecken ebenfalls zugedreht worden war. Eine Erklärung wäre, dass Ann Butts fürchtete, ihre Strom-, Gas- und Wasserrechnungen nicht mehr bezahlen zu können. Daran mag auch ihre Alkoholabhängigkeit mit schuld gewesen sein.

    Die tierärztlichen Obduktionsbefunde der 5 toten Katzen bestätigten insgesamt die von John Howlett anlässlich der Hausbesichtigung ausgesprochenen Vermutungen. Zwei waren an unbehandelten Kampfverletzungen gestorben; drei an Genickbruch. An allen waren Spuren von Misshandlung festzustellen, insbesondere: Fellabrisse in den Gesichtern – wahrscheinlich durch Anbringung von Klebeband irgendeiner Art, das dann wieder abgerissen wurde. Zwei der Tiere war offenbar Sekundenkleber auf Lippen und Augenlider aufgetragen worden; Reste waren rund um die

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