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SCHLANGENWALD

Titel: SCHLANGENWALD Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Mayer-Zach
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er habe zugesagt, ohne wirklich damit zu rechnen, jemals wieder etwas von dem Österreicher zu hören.
    Montezuma sei ein kleiner Ort am südlichsten Zipfel der Halbinsel Nicoya, kam Emilio ins Schwärmen, ein Treffpunkt für junge Leute aus der ganzen Welt, die sich tagsüber von den langen Nächten erholten. „In unserer Pension sind Urlauber oft mehrere Monate geblieben. Einmal hatten wir einen Burschen aus Nordamerika, der wohnte fast ein Jahr bei uns, und später ist er uns immer wieder besuchen gekommen.“
    Als Kandin nach einem Jahr anrief und fragte, ob er noch immer Interesse an dem Restaurant hätte, hatte sich Emiliosehr geschmeichelt gefühlt und auch der Gedanke an das große Geld ließ ihn zusagen. „Inzwischen tut es mir leid, dass wir unser damaliges Leben aufgegeben haben. Jetzt sitzen wir hier in dieser Einöde, weit weg von Familie und Freunden.“
    Paula wusste genau, wie Emilio sich fühlte. Ihr ging es im Moment keinen Deut besser.
    „Das Einzige, was uns künftig erwartet, sind anonyme Fremde, die hier ein oder zwei Wochen Urlaub machen, das Beste für ihr Geld haben wollen und dann wieder verschwinden. Aber was soll’s? Wenn alle Stricke reißen, ziehen wir einfach wieder nach Montezuma zurück“, tröstete sich Emilio.
    So gern Paula noch mit ihm geplaudert hätte, die Zeit lief ihr davon. Es blieben ihr nur noch wenige Stunden, um einen Hinweis zu erhalten, wo Ricarda geblieben war.
    Bevor Paula sich von Emilio verabschiedete, versuchte sie nochmals, Markus zu erreichen. Das Telefon auf der anderen Seite des Kontinents hatte noch nicht einmal geläutet, als sie seine abgekämpfte Stimme hörte.
    „Entschuldige, wenn ich störe …“, stammelte Paula.
    „Warte, ich muss mich schnell mal niedersetzen.“
    „Du klingst so, als hätte ich dich aus einer körperlich sehr anstrengenden Tätigkeit gerissen“, versuchte sie zu witzeln.
    „Da hast du gar nicht so unrecht“, bestätigte er. „Ich habe bis fast sieben Uhr bei einer Pressekonferenz ausharren müssen. Dann bin ich in die Redaktion gehetzt, um den Artikel in die Datenbank zu stellen. Wie ich nach Hause komme, stehe ich vor einem ausgeschalteten Lift, was bedeutete, dass ich die vier Stockwerke zu Fuß hinaufgehen musste. So viel dazu.“
    „Na, dann ist es ja gut. Hauptsache, du verausgabst dich nicht mit anderen Blondinen.“
    „Kein Grund zur Sorge. Wie schon ein italienisches Sprichwort sagt: Die Ferne ist wie der Wind: Sie entzündet große Feuer und löscht kleine …“
    Paula hatte keine Ahnung, wovon er faselte. „Markus! Im Moment ist mir nicht zum Philosophieren zumute. Kandin hat mich gerade aus der Anlage geworfen. Er wird mich heute Nachmittag nach Tamarindo bringen. Er sagte, dass er mich für inkompetent hält und dass er nicht länger mit mir zusammenarbeiten möchte.“
    „Das ist stark. Den Mann muss ich kennenlernen!“
    „Das ist aber noch nicht alles. Du erinnerst dich an die Freundin, von der ich dir erzählt habe?“
    „Ricarda?“
    „Ja, richtig. Stell dir vor: Sie ist seit gestern Nachmittag verschwunden. Kandin erzählte mir, dass sie anderswo einen Job angenommen hätte, aber das kann nicht stimmen. Sie hat mir gesagt, dass sie unbedingt in der Anlage bleiben wollte, weil sie etwas herauszufinden hoffte. Der Wirt, mit dem ich gerade gesprochen habe, hat mir erzählt, dass Ricarda und Kandin gestern Nachmittag einen Streit hatten. Für mich passt das alles zusammen. Ich habe Angst, dass ihr etwas zugestoßen ist.“
    „Paula, du packst sofort deine Koffer und verlässt so schnell du kannst diese zwielichtige Ferienanlage. Ich habe meinen Flug schon umgebucht. Ich fliege morgen nach Miami und dort werde ich direkt bei der costa-ricanischen Fluglinie Lacsa einen Platz in einer Maschine nach San José buchen. Mit ein bisschen Glück bin ich Sonntagvormittag in der Hauptstadt und bekomme noch einen Bus nach Tamarindo “ , versuchte Markus sie zu beruhigen.
    Paula gab ihm die Telefonnummer von Sallys Pension. Sie würde Samstagabend auf seinen Anruf warten, um zu erfahren, ob er ein Ticket nach San José bekommen hatte. Sie bot ihm an, ihn vom Flughafen abzuholen, doch Markus blieb dabei, dass sie sich in Tamarindo treffen sollten. Wenn Sonntag kein Bus dorthin fuhr, so konnte er noch immer mit einer lokalen Linie fliegen.
    „Paula, bitte, mach keine Entdeckungstouren, solange du allein bist. Wir werden Ricarda finden. Aber gemeinsam.“
    Alles, was Markus zu Paula sagte, klang liebevoll. Er

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