Schlankheitswahn (Ein Fall für Lizzy Gardner) (German Edition)
Straßenrand.
Ausgerechnet auf einer viel befahrenen Straße musste ihr das passieren. Wirklich reizend. Das Heck des Wagens reichte weit genug auf die Fahrbahn hinaus, um den Verkehr zu behindern. Ein Hupkonzert ertönte, aber irgendwann kapierten die Fahrer, was los war, und fuhren langsam um Lizzys Auto herum.
Da sie nichts machen konnte, blieb sie einfach sitzen und dachte nach.
»Ist schon okay«, sagte sie zu ihrem Auto und tätschelte die Konsole, als hätte sie es mit einem Tier anstatt mit einem Fahrzeug zu tun. Sie liebte dieses Auto über alles. Sie war mit Old Yeller durch dick und dünn gegangen, wusste jedoch, dass seine Zeit irgendwann zu Ende gehen würde.
Sie rutschte auf die Beifahrerseite und stieg aus. Als sie gerade versuchte, den Wagen im Leerlauf von der Fahrbahn zu schieben, kam eine Frau herbeigelaufen und half ihr. Lizzy erkannte sie erst, nachdem die Arbeit getan war. »Jane?«
»Hi, Lizzy.«
»Wow, Sie kommen gerade zur rechten Zeit. Vielen Dank, dass Sie mir geholfen haben.«
»Keine Ursache. Mir fiel auf, dass Sie heute Morgen nicht zum Training gekommen sind.«
Die Schamesröte stieg Lizzy ins Gesicht. »Ich weiß. Es tut mir leid. Ich hätte anrufen sollen, aber ich hatte heute einfach zu viel um die Ohren. Das Verrückte daran ist, dass ich gerade auf dem Weg ins Fitnessstudio bin. Ich muss unbedingt mit Mr Melbourne reden.«
»Bis Sie dort sind, ist er vielleicht schon weg«, sagte Jane und deutete auf Lizzys liegen gebliebenen Wagen.
Lizzy runzelte die Stirn. »Da haben Sie womöglich recht.«
»Warum rufen Sie nicht einfach den Abschleppdienst an? Wir können solange dort drüben warten und einen Kaffee trinken.« Jane deutete auf ein Café auf der anderen Straßenseite.
»Sie müssen nicht mit mir warten. Ich komme schon alleine zurecht.«
»Doch, ich würde mich gerne ein bisschen mit Ihnen unterhalten und Sie näher kennenlernen. Anthony hat eine sehr hohe Meinung von Ihnen.«
Lizzy fasste sich an die Brust. »Sind Sie sicher, dass er wirklich mich gemeint hat?«
Jane nickte. »Er ist beeindruckt davon, wie Sie es geschafft haben, all die widrigen Umstände in Ihrem Leben zu meistern. Es gibt keine besseren Vorbilder als Menschen, die so viel durchgemacht haben und sich trotzdem nicht unterkriegen lassen. Sie sind wirklich eine mutige Frau.«
Lizzy wusste wirklich nicht, was sie darauf erwidern sollte. Sie sah sich überhaupt nicht als Heldin, ganz im Gegenteil. Aber sie war müde und ausgelaugt und konnte einen Kaffee mit einem dreifachen Schuss Espresso vertragen.
»Ich hoffe, ich trete Ihnen nicht zu nahe, wenn ich über Ihre Vergangenheit rede.«
»Nein«, sagte Lizzy. »Das ist schon in Ordnung.« Sie öffnete die Tür auf der Beifahrerseite und suchte im Handschuhfach nach der Notrufnummer ihres Automobilclubs. Sie befand sich immer noch dort, wo sie sie zuletzt hingelegt hatte. Lizzy rief anund steckte danach das Handy in ihre Handtasche. »Okay, wir können gehen.«
Während Lizzy auf den Kaffee wartete, fand Jane einen Tisch im Freien. Lizzy kam es irgendwie komisch vor, dass Jane genau im richtigen Augenblick erschienen war und ihr dann vorgeschlagen hatte, zusammen einen Kaffee zu trinken, aber sie beschloss, darüber kein Wort zu verlieren.
Lizzy merkte wieder einmal, dass sie unter Verfolgungswahn litt. Kein Wunder bei dem wenigen Schlaf, den sie in letzter Zeit gehabt hatte. Wenigstens musste sie jetzt nicht allein auf den Abschleppdienst warten.
»Wieso interessieren Sie sich eigentlich für Anthony?«, fragte Jane.
Lizzy musste an Hayleys Bemerkung denken, dass Jane für Melbourne schwärmte. Außerdem hatte Hayley erwähnt, Melbourne hätte seiner Assistentin einen Cheeseburger mit Pommes Frites mitgebracht. Warum predigte er vor seinen Kunden über gesunde Ernährung und gab dann dieser Frau Junkfood zum Essen?
»Entschuldigen Sie, wenn Ihnen meine Frage zu persönlich ist.«
»Zu persönlich ist sie keineswegs«, antwortete Lizzy, »nur ein bisschen unerwartet. Ich habe kein spezielles Interesse an Anthony Melbourne. Meine Schwester ist einfach ein großer Fan von ihm, wie Millionen andere Frauen auch, und da beschloss ich spontan, uns beide für ein paar Kurse und ein Wochenendseminar anzumelden und etwas für unsere Fitness zu tun.«
»Ich habe aber Ihre Schwester nicht in San Francisco gesehen«, sagte Jane.
Spionierte die Frau ihr etwa nach? »Meine Schwester konnte nicht kommen und da hab ich mir gedacht, ich schau mir das
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