Schlankheitswahn (Ein Fall für Lizzy Gardner) (German Edition)
Seminar selbst an.«
»Und hat es Ihnen gefallen?«
»Sehr sogar«, log Lizzy.
»Er hat erwähnt, dass Sie ihn bei der Veranstaltung in Lake Tahoe nach Diane Kramer gefragt haben.«
»Er scheint ja sehr viel mit Ihnen zu reden«, sagte Lizzy.
»Ich bin seine Assistentin. Wenn ich meine Arbeit gut machen will, muss ich schließlich wissen, was läuft.«
»Ich habe zwei Assistentinnen. Keine von denen weiß, dass ich gerade mit einer Autopanne hängen geblieben bin und hier sitze. Und ich habe keinen blassen Schimmer, wo die beiden sich gerade aufhalten.«
Jane nippte an ihrem Caffè Latte mit Vanillegeschmack und schüttelte den Kopf. »Das ist aber gar nicht gut fürs Geschäft.« Sie blickte auf ihr Handy und lächelte. »Anthony hat mir soeben eine SMS geschickt. Er trifft sich in zwanzig Minuten mit dem Bürgermeister.«
Als Jane sich nach vorne beugte und das Handy in die Handtasche steckte, fielen Lizzy zwei lange Kratzspuren in Janes Nacken auf. »Autsch«, sagte sie, »da hat Sie wohl jemand gekratzt? Tut das weh?«
Jane überlegte einen Augenblick und lächelte. »Ach, die«, sagte sie und deutete auf ihren Nacken. »Das war meine Nichte. Sie ist erst ein Jahr alt und ihre Mutter sollte ihr mal die Fingernägel schneiden.«
»Da haben Sie recht.« Lizzy fragte sich, ob Jane sie angelogen hatte. Die Unterhaltung wurde ihr immer unangenehmer.
»Ich glaube, ich muss jetzt gehen«, sagte Jane. »Aber zuerst möchte ich noch etwas loswerden.«
Lizzy zog eine Augenbraue hoch und wartete.
»Ich weiß, dass Sie Privatermittlerin sind.«
»Daraus mache ich auch kein Geheimnis«, sagte Lizzy.
»Hat Andrea Sie beauftragt, Anthony zu beschatten?«
Die Frage traf Lizzy völlig unvorbereitet. Da sie nicht wusste, was sie darauf antworten sollte, schwieg sie einfach.
»Sie müssen wissen, dass Andrea früher nicht nur bei Anthony Melbourne Trainerstunden genommen hat. Sie hat auch mal bei ihm als Büroassistentin gearbeitet. Die Frau ist seit Jahren total in ihn verknallt.«
»Sie ist verheiratet und hat drei Kinder«, warf Lizzy ein.
»Sind sie das nicht alle?«
Lizzy wusste nicht, was sie dazu sagen sollte.
Jane schminkte sich die Lippen. Die Farbe des Lippenstifts kam Lizzy bekannt vor. Sie wollte schon fragen, ob es sich um Cherry Bomb von CoverGirl handelte, aber anscheinend war die Unterhaltung zu Ende, denn Jane stand abrupt auf und nahm ihre Sachen an sich. »Kann ich Sie irgendwohin mitnehmen?«
»Nein, danke, das ist nicht nötig. Sie haben schon genug für mich getan. Ich lasse mich vom Abschleppdienst in die Werkstatt bringen und von dort aus komme ich schon irgendwie heim.«
Lizzy stand ebenfalls auf und reichte Jane die Hand. »Nochmals vielen Dank, dass Sie mir geholfen haben, meinen Wagen zu schieben.«
Jane hatte mit ihrem Kaffeebecher und ihrer Handtasche beide Hände voll. Sie zuckte nur die Schultern, lächelte und ging. Lizzy fragte sich, was zum Teufel mit der Frau los war.
Sind sie das nicht alle? Was hatte sie damit sagen wollen?
Lizzy überlegte, ob sie Jane nachlaufen und ihr ein paar Fragen stellen sollte. Aber dann entschied sie sich dafür, sich um ihren Wagen zu kümmern und hinterher bei Andrea vorbeizuschauen.
Kapitel 33
Trautes Heim, Glück allein
Es war zwei Uhr nachmittags. Hayley konnte sich nicht erinnern, wann sie zuletzt so gut geschlafen hatte. Sie war erst um fünf Uhr morgens nach Hause gekommen.
Die ersten zwei Nächte bei Lizzy hatte sie auf der Couch geschlafen, aber heute hatte sie sich für das Schlafzimmer entschieden, das Lizzy ihr angeboten hatte. Es war ein kleines Zimmer und überall standen Kartons voller Akten herum. Lizzy hatte ihr ein Einzelbett zurechtgemacht, das mitten im Raum stand. Das Kopfende war mit bunten Tulpen und Rosen bemalt.
Sie wollte sich auf keinen Fall hier einnisten, wollte nicht bei anderen Leuten schnorren. Cathy hatte sie bei sich zu Hause aufgenommen und jetzt Lizzy. Sie musste eine Möglichkeit finden, Miete zu zahlen. Den Großteil des Geldes, das sie bei Lizzy verdiente, hatte sie für Messer und andere Utensilien ausgegeben. Das Zeug war nicht gerade billig.
Hayley richtete sich auf, rieb sich den Nacken und dachte an ihre Mutter. Sie fand es traurig, dass ihre Mutter sich standhaft weigerte, ihr Leben zu ändern. Gleichzeitig festigte es in ihr den Entschluss, ihre Rachepläne zu Ende zu bringen.
Trotz der traurigen Stimmung, die schwer auf ihr lastete, empfand Hayley ein Gefühl der Genugtuung, jetzt wo ihr
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