Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schlankheitswahn (Ein Fall für Lizzy Gardner) (German Edition)

Schlankheitswahn (Ein Fall für Lizzy Gardner) (German Edition)

Titel: Schlankheitswahn (Ein Fall für Lizzy Gardner) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. R. Ragan
Vom Netzwerk:
derart ins Zeug? Welche Beweggründe steckten dahinter? Es ergab einfach keinen Sinn.
    Schließlich gelang es Vivian unter Aufbietung aller ihrer Kräfte, sich auf Jane zu wälzen und sie mit ihrem Gewicht auf dem Boden festzuhalten. Sie hatte zwar stark abgenommen, war aber noch lange nicht so schlank wie Kate Moss.
    Mit ihrer Rechten hielt sie Jane davon ab, weiter mit der Fußfessel zuzuschlagen.
    Jane grinste sie an, eine Geste, die Vivian nicht zu deuten wusste. Plötzlich spuckte sie Vivian ins Gesicht und traf sie mitten ins Auge. Vivian war für einen Moment auf einem Auge blind und schrie: »Verfluchte Schlampe!«
    Jane bäumte sich auf und trat ein paarmal nach Vivian, bis es dieser schließlich gelang, ihre Gegnerin erneut unter sich zu drücken. Bald wälzten sie sich wieder hin und her und näherten sich dabei dem Küchentisch.
    Jedes Mal, wenn Jane ihr einen Schlag versetzte, hatte Vivian das Gefühl, dass ihr die Puste ausging. Ihr Körper fühlte sich zerschunden und schwach an, und die Tatsache, dass sie in letzter Zeit nur wenig gegessen hatte, half ihr auch nicht gerade. Plötzlich stieß sie gegen einen Stuhl und warf ihn um.
    Als sie kurz darauf mit dem Kopf gegen ein hölzernes Podest unter dem Tisch schlug, gab sie endgültig auf. Sie hatte keine Kraftreserven mehr.
    Das Zimmer drehte sich um sie. Vivian konnte nichts hören und sah nur noch verschwommen. Als die Benommenheit nachließ, sah sie eine Inschrift, die jemand mit einem Messer in die Unterseite der Tischplatte geritzt hatte. Drei Worte:
Diane war hier
.
    Sie hörte die Kette rasseln – und schließlich:
Klick. Klick.
Vivian brauchte nicht auf ihre Füße herabzuschauen, um zu begreifen, was gerade geschehen war. Als sie die Fußfessel mit dem Fellfutteral um ihren Knöchel spürte, enger als die alte Fessel, wusste sie, dass sie hier nicht mehr lebend rauskommen würde.

    Lizzy hatte das Gefühl, dass der Papierkram, der sich in ihrem Büro und bei ihr zu Hause stapelte, immer mehr wurde. Heute Morgen hatte sie ihr Training verpasst, aber das war ihr egal.
    Inzwischen hatte sie ein paar von Vivians Tagebüchern durchgearbeitet, überwiegend deprimierende Aufzeichnungen über ihr Leben, jedoch nichts Konkretes. Diane kam hin und wieder darin vor, aber es war alles nur belangloses Zeug.
    Hatten die Tagebücher eine therapeutische Funktion? Möglich. Halfen sie Lizzy weiter? Nicht wirklich.
    Ihr Blick fiel auf den Umschlag, den Hayley ihr gegeben hatte. Sie nahm ihn an sich und zog die Bilder heraus, auf denen Frank Fullerton und seine Tochter Carol zu sehen waren. Lizzy hatte bisher keine Zeit gehabt, sie sich anzuschauen. Die Bilder stimmten sie traurig und sie verstand jetzt, was Hayley gestern Nacht gemeint hatte.
    Das Böse und die Dunkelheit waren überall.
    Die Leute konnten sich noch so oft einreden, dass alles in Ordnung war, aber die Dunkelheit war stets allgegenwärtig. Vielleicht nicht in ihrer Straße oder in ihrem Wohnviertel, aber sie lauerte irgendwo da draußen.
    Ein einziges Bild reichte aus und Lizzy hätte fast ihr Frühstück ausgekotzt. Sie sprang auf, schlüpfte in ihre Sandalen, nahm ihre Handtasche und rannte zur Tür hinaus, den Umschlag an ihreBrust gedrückt. Vor lauter Eile vergaß sie, Hayley eine Nachricht zu hinterlassen, wohin sie ging.

    Ruth Fullerton sah noch viel schlimmer aus als bei Lizzys letztem Besuch. Diesmal bedeckte kein schöner Seidenschal ihren Kopf, sondern nur hier und da ein paar Haarbüschel. Ihre Haut hatte dieselbe aschfahle Farbe, aber ihre Augen stachen stärker hervor, weil sie tiefer in ihren Höhlen lagen als zuvor.
    Ruth lief eindeutig die Zeit davon, das ließ sich nicht mehr leugnen. Sie war jetzt vollkommen bettlägerig und wurde tagsüber von einer Krankenschwester gepflegt, bis Frank abends nach Hause kam. Im Augenblick saß die Frau in einem Nebenzimmer und sah sich eine Seifenoper im Fernsehen an.
    Als Lizzy das Zimmer betreten hatte, hatte sie zunächst höfliche Belanglosigkeiten mit Ruth ausgetauscht. Aber jetzt war es Zeit, mit der unangenehmen Wahrheit herauszurücken.
    »Ruth«, sagte Lizzy mit traurigem Tonfall, »warum haben Sie mich engagiert?«
    »Ich möchte endlich einen Schlussstrich ziehen und die Vergangenheit ruhen lassen«, antwortete sie mit heiserer Stimme. »Dazu muss ich wissen, was mit meiner Tochter passiert ist.«
    Lizzy saß auf einem Stuhl neben Ruths Bett, die Ellbogen auf die Knie gestützt, den Kopf nach vorne geneigt. Sie fuhr sich mit

Weitere Kostenlose Bücher