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Schlecht aufgelegt (German Edition)

Schlecht aufgelegt (German Edition)

Titel: Schlecht aufgelegt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Stricker
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aufgewühlt war. «Was ist denn jetzt mit Kuli und dir und so?»
    «Mit Kuli und mir?»
    «Ja, verdammte Hacke!»
    «Was soll denn da sein?»
    «Sag du mir das! Der hat bei dir Kaffee gemacht!»
    «Für dich, Paul.»
    «Aber auch für dich!»
    «Wo ich schon mal da war.»
    «Ich meine, wir hatten doch das Date und nicht Kuli und du, und dann liegt ihr da nebeneinander, als wenn ich gar nicht da wäre, und lacht euch kaputt und redet über Musik, als wenn es sonst nichts gäbe, und schließt mich komplett von allem aus. Wenn ich unter der Bettdecke erstickt wäre, hättet ihr das erst am nächsten Tag gemerkt!»
    «Wir haben dich doch nicht ausgeschlossen, Paul», kicherte Sophie. «Du siehst das alles völlig falsch. Wie immer.»
    «Ach, ich sehe das also falsch?»
    «Du hast einfach nichts gesagt», sagte sie milde. «Die ganze Zeit nicht.»
    «Was denn auch?», sagte Paul kleinlaut und fühlte sich noch mieser als den ganzen Tag schon. Er nahm allen Mut zusammen. «Und wir? Was ist denn jetzt mit uns?»
    «Das ist nicht die Frage», antwortete Sophie streng, «viel wichtiger ist, was mit Kuli ist. Ihr beginnt morgen eine Paartherapie.»
    «Was?», fragte Paul verständnislos.
    «Ich hab da heute angerufen», erklärte sie. «Wird höchste Zeit. Sonst wird das alles nichts mehr.»

    A ls Kuli vor einigen Stunden das Call-Center verlassen hatte, hatte er die Augen zusammengekniffen und den plötzlichen Lichteinfall als Zeichen genommen, immer schön die Sonnenseiten des Lebens im Blick zu behalten. Das hatte mal ein Arzt zu ihm gesagt, als es ihm nicht so gut gegangen war, so von wegen fehlender Perspektive und Bundeswehr und so. Der hatte gesagt, wenn er auf die Straße trete, solle er nicht nach unten gucken, sondern nach oben, auf die Dächer. Denn auf den Dächern würde das Licht reflektieren, das Positive, der Körper würde sich straffen, und man würde automatisch aufrecht durchs Leben gehen. Auf dem Boden gäbe es nichts als Hundehaufen und zerklüftetes Beton, und der Mensch würde sich naturgemäß krümmen, wenn er immerzu nach unten sähe. Auch innerlich. Kuli hatte das damals verstanden und immerhin so lange angewandt, bis er in einen Hundehaufen getreten war.
    Er überlegte, ob er ein Eis essen sollte oder ob es sinnvoller wäre, das Geld lieber zu sparen, jetzt, wo er ohne Job und Aussicht war. Oder lieber gleich zum Arbeitsamt? Erst einmal das Eis. Und dann nach einer Geschäftsidee fahnden. Vielleicht ein Plattenladen? Seinen ganzen Kram verkaufen? Komplett neu anfangen? Zurück nach Dortmund? Mal bei Ralf klingeln? Oder doch hier bleiben? Und in Bettinas Blumenladen Rosen schnippeln? Heiraten? Kinder kriegen? Hausmann werden? Er betrat ein Eiscafé in der Knesebeckstraße und bestellte drei Kugeln: Stracciatella, Erdbeer und Schokolade. Als er den Laden wieder verließ und versuchte, eine Art Genuss zu entwickeln, standen drei Männer vor ihm, die allesamt aussahen, als wären sie uneheliche Kinder von Meister Proper und dem Michelin-Mann. Kahl geschoren, Bomberjacken, groß gewachsen, Muskeln bis zur nächsten Kreuzung, dafür ohne wahrnehmbaren Gesichtsausdruck. Der Älteste der drei kam Kuli zu Recht bekannt vor, er hatte vor kurzem mit ihm im Netto ein paar Würstchen ohne Senf gekauft. «Na, mein Junge», sagte der ehemals Blinde. «Geht’s gut?»
    Von Kulis Eiswaffel, die er wie zum Schutz vor sein Gesicht gehalten hatte, tropfte Schokoladeneis auf den Boden. «Ja», sagte er und suchte mit den Augen einen Fluchtweg. Es gab keinen.
    «Das ist ja fein. Aber nicht mehr lange. Bist ein netter Kerl, hab ich ja gesagt. Aber manchmal ist das eben nicht genug. Weißt du, was das Schöne an Berlin ist?»
    «Nein», krächzte Kuli.
    «Keine Sau interessiert sich dafür, was am helllichten Tag auf der Straße passiert», grinste der Mann und schlug seine linke Faust in die rechte. Die beiden bulligen Kahlköpfe neben ihm grunzten. Kuli überlegte kurz, ob er sein Eis fallen lassen sollte, um beide Hände frei zu haben. Aber was hätte er dann mit diesen Händen anstellen sollen?
    «Sie dürfen mir nichts tun», versuchte Kuli also verzweifelt eine verbale Verteidigungstaktik. «Sonst gehen wir mit dem Foto zur Polizei!»
    «Ich weiß überhaupt nicht, wovon du redest, mein Goldfisch», sagte der Alte, was die anderen beiden mit einem humorbefreiten Lacher quittierten.
    «Aber wenn du schon von einem Foto sprichst: Wir blättern sehr gerne in Fotoalben, oder, Jimmy?», fuhr der Alte fort und stieß den

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