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Schlecht aufgelegt (German Edition)

Schlecht aufgelegt (German Edition)

Titel: Schlecht aufgelegt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Stricker
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Blick auf Wolle und Heinz, die mittlerweile schwiegen, dumpf vor sich hin brüteten und so taten, als hätten sie Katharina nicht gehört. Vielleicht waren sie Liebesbekundungen dieser Art ja auch gewohnt.
    «Ein guter Tag ist, wenn ich die beiden Säufer aufrecht hier rauskriege, ohne mir einen Bruch zu heben», zischte Katharina bitter. «Letzte Woche hat mich Heinz beim Tschüssagen angekotzt.»
    Kuli verzog angewidert das Gesicht. «Gib denen doch Hausverbot», schlug er vor.
    «Und wo sollen die dann hin? In den Rinnstein, oder was?»
    Kuli seufzte und freute sich plötzlich wieder, dass er seine Schallplatten hatte. Da war die Gefahr gering, so lange in der Kneipe abzuhängen, bis man vergessen hatte, wo der Ausgang war. Musik gab dem Leben einen Sinn, so war das nämlich, und das stand aber mal völlig außer Frage. Da konnte man gar nicht so enden, sich nicht so dermaßen mit sich selbst langweilen.
    «Was machst du denn eigentlich hier?», fragte Kati.
    «In Berlin?»
    «Das auch.»
    «Das Glück suchen», antwortete Kuli, fand die Antwort ziemlich pathetisch und beruhigte sich damit, dass er wahrscheinlich versehentlich einen der Schlagertexte zitiert hatte, die hier offenbar so beliebt waren. Unfassbar, wie dieser Quark das Gehirn vergiftete.
    «Bei mir?» Sie warf kurz den Kopf zur Seite, um ihm zu zeigen, dass er in die Bernstein-Stuben weder hineinpasste noch hineingehörte.
    Kuli überlegte kurz, ob er die Wahrheit sagen sollte.
    «Hab in einem Call-Center gearbeitet. Bis vor ungefähr einer Stunde», antwortete er dann und trank einen weiteren Schluck Spezi. Es drohte lauwarm zu werden. Heinz zündete sich eine Zigarette an. Kati tat es ihm gleich. Morgen würde Kuli Kopfschmerzen haben.
    «Gefeuert?», fragte sie.
    «Nee, gekündigt.» Er seufzte. «Keine gute Woche. Frau weg, Job weg, Perspektive weg.»
    «Aber das Spezi kannst du doch noch bezahlen, oder?»
    «Ja, klar.»
    «Siehste», sagte sie. «Immer in kleinen Schritten denken. Auch in der Liebe.»
    «Liebe ist kompliziert.» Kuli dachte an die wunderschöne und lange vermisste Nervosität beim ersten und letzten Date mit Bettina, an Remzi, den Inder mit dem Turban und das Hotel Berliner Luft.
    «Man kriegt nicht immer das, was man will», nickte Kati. «Aber dann muss man sich damit abfinden, sonst geht es nicht weiter.»
    «Redest du jetzt von mir oder von dir?»
    Kuli grinste verhalten, sie grinste zurück.
    «Von mir. Noch ’n Spezi?»
    «Gern. Aber eiskalt.»
    «Kein Problem», sagte sie und gab ein paar Eiswürfel in ein Glas.
    «Ich will zahlen», rief eine barsche Stimme aus dem Hintergrund. Einer der Männer an den Tischen, ein vollbärtiger Koloss mit krausem Haarschopf und zwei deutlich sichtbaren Suppenflecken auf dem grob gemusterten 80er-Jahre-Pullover, schwenkte ungeduldig seine linke Pranke durch die Luft.
    «Komme», rief sie zurück und schenkte Kuli in Seelenruhe Spezi ein. «Wieso hat’s denn nicht geklappt?», fragte sie.
    «Was?»
    «Das mit der Liebe.»
    Kuli wollte zuerst was ganz anderes erzählen, etwas Wahrhaftiges, etwas Aufrichtiges, dann sah er seine Chance und ergriff sie.
    «Sängerin», sagte er. «Plötzlich erfolgreich. Plattenvertrag und so.»
    «Ist doch super.»
    «Nee, ist nicht super. Nun bin ich auf einmal nicht mehr der Richtige. Seh nicht gut genug aus. Hab nicht genug Ausstrahlung für den roten Teppich, sagt sie. Glamour.»
    «Nee, Glamour hast du nicht», bestätigte sie.
    Kuli starrte in sein Spezi wie Wolle und Heinz in ihr Bier.
    «Aber du wirkst nett», sagte sie. «Wie ein guter Kerl. Das muss doch reichen.»
    «Nee, das reicht nicht. Die ist jetzt ganz woanders. In ganz anderen Welten ist die unterwegs. Da komm ich nicht mehr ran. Die kann jetzt jeden haben.»
    Katharina Simunek hielt inne und kämpfte plötzlich mit den Tränen.
    «Was ist denn los?», fragte Kuli scheinbar verwundert. Sie nahm sich ein Taschentuch und schnäuzte sich vernehmlich.
    «Haste deine Tage?», lallte Wolle von der Seite, Heinz lachte dreckig. Katharina Simunek ignorierte beide, Kuli stand auf, um Wolle die Stuhlbeine wegzutreten.
    «Lass», sagte sie und hielt seinen Arm fest. Kuli setzte sich wieder. «Ich weiß genau, was du meinst», flüsterte sie. «Ich hab auch so einen. Eigentlich ist der gar nicht meine Kragenweite. Ich weiß das. Ich bin hier so ’ne Kneipen-Else, hab nicht mal Abitur. Und der …» Sie lachte kurz auf. «Der taucht immer auf, ganz kurz, und immer so, wie es ihm gerade passt. Dann

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