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Schlecht aufgelegt (German Edition)

Schlecht aufgelegt (German Edition)

Titel: Schlecht aufgelegt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Stricker
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noch nicht mal befreundet. So weit kam’s noch.
    Am Ende wirkte Sophie dennoch nachdenklich, während Paul sich eigentlich nur wünschte, noch einmal ihre Hand halten zu dürfen. Und wenn es ihn eine weitere Verfolgungsjagd kosten sollte.
    «Eigentlich habt ihr doch gar nicht mehr als ein Sexfoto und eine fixe Idee», sagte sie und zog ein Kaugummi aus ihrer Manteltasche.
    Paul hätte jetzt gerne geraucht, wusste aber nicht, wie das bei ihr ankommen würde. «Haste noch ein Kaugummi übrig?», fragte er daher.
    «Klar», sagte sie und reichte eins herüber. «Garantiert zuckerfrei.»
    «Oh, toll», sagte Paul, dem es natürlich völlig egal war, ob die kleine Chemiekeule zuckerfrei war oder nicht.
    «Fixe Idee hin oder her», sagte er und kaute. «Wir haben ihn so weit, dass er fünfhunderttausend Euro zahlen würde. Das macht man doch nicht, wenn man ein reines Gewissen hat, oder?»
    «Was heißt schon reines Gewissen? Der hat doch Familie. Die weiß wahrscheinlich gar nichts davon, und er will, dass das so bleibt. Würdest du nicht fünfhunderttausend Euro zahlen, wenn deine Karriere und deine Familie auf dem Spiel stehen?»
    «Doch», gab Paul zu und dachte an Luna. Es schmerzte im Moment nicht so sehr wie sonst. «Aber ich stehe nicht in der Öffentlichkeit. Ich versuche, den Leuten kein Bild von mir zu verkaufen, das nichts mit mir selbst zu tun hat. Ich vertusche keine Affären mit irgendwelchen Frauen, denen ich vielleicht falsche Versprechungen gemacht habe.»
    «Spekulation!», sagte Sophie und hob den Finger.
    «Nach allem, was wir wissen, so halb», erwiderte Paul und hätte das Kaugummi gerne schon wieder ausgespuckt. Aber das gehörte sich nicht.
    «Ich glaube einfach nicht, dass jemand, der sich so verkauft, als Heilsbringer, als Saubermann, dass der echt sein kann», erklärte er. «Und wenn der dann vielleicht sogar seine Geliebte ermordet hat, dann muss man doch dranbleiben.»
    «Was macht ihr denn dann mit dem Geld, wenn ihr es habt?», fragte Sophie und nahm seine Hand. Paul fühlte eine Welle der Erregung in sich aufsteigen.
    «Na, der Polizei geben, was denn sonst?», sagte er. «Meinst du, ich fliege damit nach Hawaii, oder was?»
    «Wir kennen uns ja noch nicht so lange», antwortete sie und sah sich offenbar nach einem Taxi um.
    «Aber vorher muss der das noch irgendwie zugeben», überlegte Paul. «Da fällt mir schon was ein. Und wir nehmen das dann auf Band auf. Oder digital. Besser digital.»
    «Super», sagte Sophie und hob den Arm. «Nach Hause kannst du jetzt jedenfalls erst mal nicht mehr. Taxi!»

[zur Inhaltsübersicht]
    Nur nach Hause
    W ährend Wassili, der die ganze Zeit in ihrer Nähe verweilt und mehrere lukrative Fahrten nach Lichtenau oder sogar Potsdam abgelehnt hatte, auf Russisch fluchend versuchte, romantische Musik im Radio aufzutreiben, und dadurch permanentes Dauerrauschen verursachte, wussten Paul und Sophie nicht so recht, wie sie sich zueinander verhalten sollten. So spielten sie vorsichtig und tastend mit den Fingerspitzen des jeweils anderen und vermieden den direkten Blickkontakt. Super, dachte Paul. Klassisches Maulheldensyndrom. Große Klappe haben und dann einen auf schüchtern machen, wenn’s drauf ankommt. Er wollte gerade etwas Humorvolles sagen, um die Situation zu entkrampfen, da klingelte sein Handy. Das durfte doch nicht wahr sein, doch nicht jetzt! Er schaute auf das Display. Doch nicht der!
    «Schlechte Nachrichten?», fragte Sophie und beobachtete amüsiert, wie sich der zuvorkommende und ein bisschen übereifrige Fahrer, der Paul begrüßt hatte wie einen alten Freund, an seinem Radio abarbeitete.
    «Kuli», sagte Paul knapp und überlegte, ob er ihn einfach wegdrücken sollte. Darin war er ja geübt.
    «Da musst du rangehen», sagte Sophie und richtete sich auf.
    «Nee», sagte Paul.
    «Das ist doch dein Freund», behauptete sie.
    «So ein Quatsch!» Paul tippte sich an die Stirn. «Das ist doch nicht mein Freund. Mein Arbeitskollege ist das.»
    Sie nahm seine Hand.
    «Aber der würde dich doch jetzt nicht anrufen, wenn es nicht dringend wäre», sagte sie beruhigend, und Paul wusste, dass er da jetzt tatsächlich rangehen musste. Sonst würde Sophie ihn für ungehobelt, egoistisch und kaltherzig halten, und das war vielleicht etwas verfrüht.
    «Was?», sagte Paul also in den Hörer, nachdem er die grüne Taste gedrückt hatte.
    «Paul, da war ein Mann», legte Kuli los. «Der war blind, obwohl der das gar nicht war, und der hat mich gewarnt und

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