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Schlecht aufgelegt (German Edition)

Schlecht aufgelegt (German Edition)

Titel: Schlecht aufgelegt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Stricker
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an.
    «Ich habe Angst vor dir, wenn du so bist», sagte Katharina.
    «Ich bin eigentlich nicht so», antwortete er und war innerlich schon so gut wie zur Tür hinaus. Susanne schlief sicherlich schon tief und fest, hoffte er. Noch mehr Ärger am heutigen Abend würde er nicht ertragen.
    «Was ist eine Kandare?», fragte sie.
    «Bringe ich nächstes Mal mit, wird dir Spaß machen», murmelte er abwesend und sah sich den chaotischen Zustand seiner Kleidung an. «Du musst mir jetzt beim Anziehen und Glätten helfen», sagte er. «Damit niemand was merkt.»
    «Damit deine Frau nichts merkt», korrigierte sie, stand auf, machte das Deckenlicht an und holte das Bügeleisen aus dem Ikea-Kleiderschrank.
    «Wann sehen wir uns wieder?», fragte sie.
    Er nahm erneut sein Smartphone in die Hand und blätterte in seinem Kalender. «Nächsten Freitag geht es leider nicht. Erst wieder nach der Wahl.»
    «Manchmal frage ich mich, ob du mich nicht verarschst und noch tausend andere Frauen hast», sinnierte sie. «Irgendwelche studierten, mit denen du dich auch in der Öffentlichkeit zeigen kannst, wenn du deine Frau endlich los bist.»
    «Blödsinn», sagte Henning Bürger nur und reichte ihr seine Krawatte. «Du bist die Einzige», ergänzte er, weil er vermutete, dass sie das hören wollte.
    Ein Schatten huschte über ihr Gesicht. Dann lächelte sie.
    «Das bin ich», sagte sie und stöpselte das Bügeleisen ein.

[zur Inhaltsübersicht]
    Der Leuchtturm in der Wüste
    J a, sag mal, wo bist du denn?», hallte Kulis geradezu provozierend ausgeschlafene Stimme aus dem Hörer. Paul zuckte zusammen und hielt das Telefon kurzzeitig vom Ohr weg. «Draußen bin ich», sagte er. «Spazieren. Ihr habt so schön geschlafen, da wollte ich nicht stören. Und mach doch mal die Freisprechscheiße aus!»
    «Aber dann hört die Sophie doch nichts», protestierte Kuli.
    «Guten Morgen, guten Morgen», rief eine gut gelaunte junge Dame von irgendwo weiter hinten im Loft, mit der er, Paul, gestern Abend ein sehr aussichtsreiches Date gehabt hatte und die nun im Beisein seines absurden Arbeitskollegen Kuli vielleicht gerade aus der Dusche kam.
    «Seit wann bist du denn weg? Ich hab dich gar nicht gehört», fragte Kuli und schien sich irgendetwas anzuziehen, auf jeden Fall klang er kurzatmig und gepresst.
    «Weiß ich nicht», sagte Paul mürrisch. «Ist doch auch egal.»
    Dabei wusste er das natürlich ganz genau. Er hatte ständig auf die Uhr geschaut letzte Nacht, weil er im Gegensatz zu den beiden anderen kein Auge zubekommen hatte.
    Sie hatten noch eine Weile über ihre eigene Blödheit lamentiert. Vor allem er. Kuli hingegen hatte gejammert, dass er am Arsch wäre, wenn die Polizei mit einem Durchsuchungsbefehl seine Wohnung filzte, das Foto fände und ihn als Erpresser anklagte. Scheiße, Erpresser, hatte Kuli gesagt. Und dass das aber nicht so gedacht gewesen wäre mit der Karriereplanung. Und dass er nicht in den Knast wolle. Paul hatte das aufgeregt, und sie hatten sich einige Minuten heftig gestritten, was gar nicht so einfach gewesen war mit den Decken und aus einer Entfernung von nur wenigen Zentimetern. Am Ende aber blieb die einzig entscheidende Frage offen: Wie sollten sie bloß an das Foto, an ihr Foto kommen? Das Foto, das doch eigentlich ihr Druckmittel sein sollte und das nun irgendwo in Kulis Butze vor sich hin moderte. Immerhin, da war es vermutlich noch. Denn auch wenn Pauls Wohnung offenbar durchsucht worden war: Vor dem Haus mit der Dönerbude trieben sich sicher mehr Polizisten in Zivil herum als bei der Ostermesse des Papstes auf dem Petersplatz. Und die Leute von Henning Bürger waren höchstwahrscheinlich auch da und lauerten ihnen auf. Vielleicht hatten die beiden Parteien es ja als gemeinsame Demo angemeldet und spielten Räuber und Gendarm, um sich die Zeit zu vertreiben. Wie sollte man da bloß ungesehen vorbei- und hineinkommen? Irgendwann aber erklärte Sophie das fahrige Treiben für beendet, versprach eine Idee am nächsten Morgen und verordnete sofortige Bettruhe. Kuli als alter Soldat konnte mit so etwas umgehen, der hatte den Befehl dankend angenommen, sich umgedreht und losgeschnarcht. Und zwar mit einer Lautstärke, die Paul an die Frühpatrouille der Elefanten im Dschungelbuch erinnerte, die er sich mit Luna immer auf YouTube angesehen hatte, als sie zwei Jahre alt gewesen war.
    Sophie hatte gelacht und ebenfalls recht bald tief geatmet, nur Paul konnte einfach nicht abschalten. Außerdem frustrierte ihn die

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