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Schlechte Medizin: Ein Wutbuch (German Edition)

Schlechte Medizin: Ein Wutbuch (German Edition)

Titel: Schlechte Medizin: Ein Wutbuch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Frank
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Körper durch die Strahlentherapie zusätzlich belastet wird, heißt es endlich: » Essen Sie, was Ihnen schmeckt. « Doch auch wenn sinnvollerweise gleichzeitig empfohlen wird, Blähendes zu meiden, folgt dann die allseits bekannte Grundideologie der modernen Ernährungslehre: » Ernähren Sie sich möglichst vollwertig. « Und das, obwohl man doch längst weiß, dass gerade vollwertige Ernährung oft zu Blähungen und Durchfall führt. Dann folgt genauso gebetsmühlenartig der Rat, » zu Süßes meiden « . Nun möchte ich diejenigen, die diesen Unsinn verantworten, fragen:Warum sollen Eltern einem krebskranken Kind, wenn es unter der Strahlentherapie leidet, eine zweiteTafel Schokolade verweigern, wenn es darauf Lust hat? Fachlich gibt es dafür keinen Grund, bis auf den Glauben: Zu süß ist halt irgendwie immer ungesund. Könnte man nicht wenigstens krebskranke Kinder und ihre Eltern mit Lebensstilmoral verschonen?
    Ein Schwerpunkt der Arbeit des DKFZ liegt in der Krebsprävention. Auf der Homepage ist zu lesen: » Die Weltgesundheitsorganisation WHO geht heute davon aus, dass in den westlichen Ländern rund 30 % aller Krebsfälle auf ungünstige Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten zurückzuführen sind. Beeinflussbar durch Gewicht, Bewegung und Ernährung ist das Risiko für Krebsarten, die in Deutschland mit an der Spitze der Tumorstatistiken stehen, zum Beispiel Dick- und Enddarmkrebs oder Brustkrebs.
    Neue Studien deuten an, dass möglicherweise das Risiko noch für weit mehrTumorformen von Übergewicht beeinflusst wird, darunter Nierenzellkrebs, Gallenwegserkrankungen, Krebs des Gebärmutterkörpers oder der Eierstöcke, Speiseröhrenkrebs und Schilddrüsentumoren. Selbst für Non-Hodgkin-Lymphome und manche Leukämieformen schließen Experten einen Zusammenhang nicht mehr aus. «
    Wohlgemerkt leben Übergewichtige am längsten und ab einem Alter über 70 sogar die Fettleibigen. Das allein sollteWissenschaftler, die Obiges behaupten, zum Nachdenken anregen. Doch das ist leider eineWunschvorstellung, denn das DKFZ verbreitet lieber weiter längstWiderlegtes, zum Beispiel, dass Übergewichtige mehr essen als Schlanke:
    » Lediglich darauf zu achten, was man isst, macht möglicherweise keinen Sinn. Auch das ›Wie viel‹ spielt vermutlich eine Rolle. EineVielzahl von Untersuchungen hat in den letzten Jahren belegt, dass der Einfluss des Körpergewichts auf das Krebsrisiko ebenso wichtig ist wie die Zusammensetzung des täglichen Speiseplans. «
    Und weiter geht es in bekannterWeise: » Vermeiden Sie Übergewicht, bringen Sie sich einmal proTag kräftig in Bewegung, essen Sie mehr und vielfältiger Gemüse und Obst, mindestens 5 Portionen proTag. Essen Sie weniger Produkte, die tierisches Fett enthalten. «
    Offenbar ist das DKFZ nicht wirklich daran interessiert, seine Empfehlungen anhand der Regeln des Studien- TÜV zu überprüfen, bevor es an die Öffentlichkeit geht. Dieser heute einzufordernde Standard muss den Epidemiologen eines derart renommierten und finanziell geförderten Instituts wie dem DKFZ bekannt sein, so wie derVerkehrspolizist die Straßenverkehrsordnung beherrschen muss. Diese Regeln sind nicht verhandelbar, genauso wenig wie die Regeln guter Ingenieursarbeit, die man braucht, um eine Brücke zu bauen.Werden die Regeln gebrochen, dann stürzt die Brücke ein. Und in der Medizin?
    Die Mitteilungsfreudigkeit des DKFZ erlischt augenblicklich, wenn Studien, an denen man sogar mitgewirkt hat, nicht die passenden Ergebnisse liefern.Vor 20Jahren wurde mit der » European Prospective Investigation in Cancer and Nutrition Study«, kurz EPIC -Studie, begonnen. Man wollte zeigen, dass die Behauptung, Obst und Gemüse schützten vor Krebs, stimmt. Dafür wurden 500 000Menschen in 10Ländern erfasst. Die Studie wurde im Jahr 2000abgeschlossen, vor 12Jahren. Lange hörte man nichts von den Ergebnissen. 2010 war es dann so weit, endlich konnte man offiziell lesen: » Leider haben die uneinheitlichen Ergebnisse vieler Studien es nicht erlaubt, eine inverse Beziehung zwischen Obst- und Gemüsekonsum und dem allgemeinen Krebsrisiko zu etablieren. « Inverse Beziehung heißt, dass mehr Gemüse weniger Krebs bedeuten würde. DieThese, dass Obst und Gemüse vor Krebs schützen, hat sich also nicht bewahrheitet.
    Aber die Krebsforscher geben nicht auf. Sie schreiben: Dennoch könne man nicht ganz ausschließen, dass Obst und Gemüse wenn schon nicht vor Krebs, dann doch vor anderen Krankheiten schützen.

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