Schlechte Medizin: Ein Wutbuch (German Edition)
wenn sie feststellen, dass auch in der Schulklasse mollige Kinder sind? Es geht schließlich um die Gesundheit und die Zukunftschancen, und die will man den eigenen Kindern von niemandem verbauen lassen.
Das ist nicht die Zukunft, sondern schon jetzt für viele unerträglich, und wir alle stecken mittendrin.
Das gesellschaftliche Versagen der medizinischen Hochschulen: Wie die Abschaffung der Wissenschaft unsere Freiheit bedroht
Wenn wir über Diskriminierung und Unterdrückung ganzer Gesellschaftsgruppen sprechen, dann erinnert dies an das Mittelalter. » Hexen « und » Ketzer « wurden aufs Schlimmste verfolgt, gerechtfertigt mit groteskenVorurteilen. Die Entwicklung der modernenWissenschaft hatte es sich zur Aufgabe gemacht, diesem mörderischen Aberglauben durchVernunft und Objektivität entgegenzutreten. Das war der Kerngedanke der Aufklärung von René Descartes bis Immanuel Kant. Der Anspruch derWissenschaft, die Gesellschaft objektiv und sachlich darüber zu beraten, welche Entwicklungen positive, welche negative Folgen haben, ist heute gesellschaftlicher Konsens. Gerade gesundheitliche Maßnahmen lassen sich politisch nur durchsetzen, wenn man sich auf wissenschaftliche Nachweise berufen kann.
Deshalb wiegt derVorwurf, dass sich die Anhänger der Lebensstilmoral an den Hochschulen durchsetzen und dort zunehmend Fachwissen ausgrenzen, besonders schwer. Dies würde ja bedeuten, dass dieWissenschaft genau diese Funktion, uns vor solchen Fehlentwicklungen zu schützen, nicht ausfüllt, ja sie sogar ins Gegenteil verkehrt. Doch ich glaube, dass es genau so ist. Die Hauptverantwortung dafür, dass unter dem Deckmantel » Gesundheit« immer mehr Intoleranz, Zwang und Diskriminierung in unsere Gesellschaft hineingetragen werden und dadurch Menschen gesundheitlichen Schaden erleiden, tragen die medizinischen Hochschulen. Und zwar die wissenschaftlichen Institute, die solche Gesundheitsempfehlungen aussprechen, ganz besonders die neu geschaffenen Lehrstühle für Gesundheitswissenschaften oder Public Health.
Die Frage, die sich stellt, ist, wie es so weit kommen konnte.Wissenschaftler durchlaufen schließlich eine Ausbildung, die auf Skepsis und der Fähigkeit, kritisch nachzufragen, aufbaut. Gerade Mediziner, die ein Zusatzstudium (Master) in Public Health abschließen, lernen dort die Grundregeln mathematisch-statistischen Arbeitens. Selbst wenn sie bei demTreiben mitmachen, müssten sie doch wenigstens wissen, vor welchen Karren sie sich spannen lassen. Doch meine Erfahrung zeigt, es ist ihnen selbst bei hartnäckigem Nachfragen keine Spur peinlich.
Die Impertinenz antiwissenschaftlichen Verhaltens
Das Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg ist eine Stiftung öffentlichen Rechts. Dort arbeiten 2276Mitarbeiter, vorwiegendWissenschaftler, mit einem Gesamtbudget von 183Millionen Euro (Stand 2011). Damit ist das DKFZ die größte und einflussreichste Institution auf dem Gebiet der Krebsforschung in Deutschland und über seine Grenzen hinaus. Auch beimThema Lebensstilfaktoren ist es tonangebend. So vertritt es die Meinung, dass auch Menschen mit einer Krebserkrankung darauf achten sollten, sich » gesund « zu ernähren. Auf der Homepage des vom DKFZ eingerichteten Krebsinformationsdienstes kann man lesen: » Die Ernährung gehört zu den wichtigstenThemen in derTumorbehandlung. « Was ein Betroffener darunter verstehen soll, kann er der Broschüre » Ernährung bei Krebs « der Deutschen Krebshilfe e. V. entnehmen, die man dort herunterladen kann. Auf 51Seiten werden detaillierte Empfehlungen gegeben: Zunächst werden, solange die Erkrankten nicht geschwächt sind, die gleichen Moralgebote aufgeführt, die von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung für Gesunde empfohlen werden. In der Version für schwerkranke Menschen lautet dies dann so:
Bleiben Sie so schlank wie möglich, und zwar im Rahmen des normalen Körpergewichts.
Bewegen Sie sich täglich körperlich.
Essen Sie nur begrenzt energiereiche Lebensmittel; vermeiden Sie zuckerhaltige Getränke.
Essen Sie überwiegend pflanzliche Nahrungsmittel.
Essen Sie wenig rohes Fleisch; vermeiden Sie möglichst denVerzehr von verarbeitetem Fleisch.
Trinken Sie wenig oder gar keinen Alkohol.
Essen Sie wenig Salz.
Bei Gewichtsverlust durch die sehr nebenwirkungsreiche Chemotherapie wird allerdings wieder fettreiche Nahrung empfohlen. Da stellt sich für die Betroffenen doch die Frage, wieso sie zuvor energiereiche Nahrung meiden sollten. Aber erst wenn der
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