Schlechte Medizin: Ein Wutbuch (German Edition)
ein obererWert von 160mmHg.
Bei Frauen: 114mmHg plus fünf Sechstel des Alters. Bei einer 60-Jährigen also ein obererWert von 164mmHg.
Erst ab diesenWerten sollte man meines Erachtens über medikamentöse Blutdrucksenkung allgemein nachdenken.
In Deutschland wird als Obergrenze meist einWert von 140 / 90 angegeben. Liegt man an 2Tagen darüber, wird erhöhter Blutdruck diagnostiziert. Das sind 15 bis 20Millionen Patienten allein in Deutschland. Doch bei Weitem nicht jeder sollte behandelt werden. Einem praktischen Arzt fehlt angesichts dieser deutlichen Unterschiede in der Bewertung die Sicherheit, um korrekt zu beraten. Ich denke, dass der allgemein akzeptierte Normwert von 140 / 90mmHg zu niedrig angesetzt ist und dass therapeutische Überlegungen erst abWerten von 160 / 100mmHg Sinn machen. Dies gilt ausdrücklich nicht für die wenigen Patienten, die zum Beispiel schwere Nierenschäden oder andere schwere Gefäßschäden haben, hier gelten andere Maßgaben. Aber bevor man 20Millionen Patienten behandelt und Nebenwirkungen aussetzt, sollte man genauer prüfen, wer tatsächlich ein Risikoprofil aufweist.
Meilenstein Übergewicht
Dass dasThema Übergewicht ein hervorragendes Geschäftsmodell ist und die angeblichen Gesundheitsgefährdungen von übergewichtigen Menschen so gar nicht stimmen, haben wir bereits im ersten Kapitel geklärt. Seit Jahren berate ich Menschen, die trotzdem abnehmen möchten, und zwar nicht nur aus Gründen der Mode, sondern weil man ihnen seit der Framingham-Studie gebetsmühlenhaft beibringt, dies sei gesund. Die meisten haben bereits unzähligeVersuche hinter sich, bewiesen zähe Disziplin, und dennoch hat es noch kein einziger übergewichtiger Patient, den ich kenne, geschafft, nennenswert und dauerhaft mit fettarmer Ernährung oder einer anderen Diätform Gewicht zu verlieren. Abzunehmen ja, aber eben nicht, das Gewicht auch zu halten. Nach einer Diät folgt der Jo-Jo-Effekt, und zwar so sicher wie Christine Neubauer nach der»Tagesschau«. Ist es die erste Diät, dann kommt der Jo-Jo-Effekt noch verzögert, aber nach jeder weiteren Diät erfolgt er immer schneller, der Körper lernt schließlich dazu.
Da ich dies nun seit 20Jahren erlebe, habe ich angefangen, den offiziellen Ernährungs- und Abnehmempfehlungen zu misstrauen, wie sie viele Universitätsinstitute oder Gesellschaften wie die Deutsche Gesellschaft für Ernährung mit großem Nachdruck verbreiten.Wann immer ich die Originalarbeiten lese, stellen sich die tatsächlichen wissenschaftlichen Erkenntnisse völlig anders dar, ähnlich wie beimThema Cholesterin. Ich fasse den Kenntnisstand hier kurz zusammen: 5 Das Gewicht wird vor allem von den Genen bestimmt, das zeigen Studien mit Zwillingen oder adoptierten Kindern sehr eindrucksvoll. Dieses genetisch definierte Gewicht lässt sich langfristig kaum beeinflussen, selbst durch eine chirurgische Fettabsaugung nicht, es wächst alles nach. Mollige Menschen essen in der T endenz sogar weniger als Schlanke, wahrscheinlich weil ihr genetisch definiertes Unterhautfettgewebe sie besser vor W ärmeverlust schützt. W ährend regelmäßig alle (!) Methoden, gesund abzunehmen, langfristig versagen, sind die gesundheitlichen Nebenwirkungen ständiger Abnehmversuche und Jo-Jo-Effekte gut bekannt: etwa Gallensteine, Osteoporose, Depressionen und eine verringerte Lebenserwartung. Stress scheint bei vielen Menschen das W achstum eines besonderen Fettgewebes im Bauchraum zu beeinflussen. Das könnte erklären, warum Menschen, die besonders stark unter Druck gesetzt werden, abzunehmen, paradoxerweise zunehmen, das gilt auch für Kinder. Und umgekehrt: W er Sorgen und hohe Belastungen reduzieren kann, merkt dies oft sogar an einem geringen Gewichtsverlust. Davon abgesehen gibt es wenige extrem fettleibige Menschen, die gravierende gesundheitliche Nachteile haben und bei denen es aus mehreren Gründen sinnvoll wäre, Gewicht zu reduzieren. Für diese wenigen Menschen hat die Medizin bisher keine wirkungsvollen T herapien entwickelt außer chirurgische V erstümmelungen von Magen und Darm, deren Langzeitfolgen nicht sicher erforscht sind.
Gerade Kinder würden immer dicker und die gesundheitlichen Folgen wären unabsehbar, lesen wir ständig. V ielleicht erstaunt Sie wie mich, dass es jedoch keine Langzeitergebnisse gibt, die mit statistisch korrekt ermittelten Stichproben diese Behauptung untermauern würden. Lassen Sie sich von Zeitungen und Fernsehen nicht täuschen. Dort werden die
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