Schlechte Medizin: Ein Wutbuch (German Edition)
Katastrophenmeldungen über die angebliche Übergewichtsepidemie immer mit Bildern sehr fettleibiger Menschen verbunden. Das ist irreführend. Die Daten, die wir zum Übergewicht haben, wie die Untersuchung von Schulanfängern, zeigen, dass die Zahl von übergewichtigen Kindern in keiner W eise besorgniserregend ist. Deshalb machen Sie sich lieber ein eigenes Bild und schauen Sie in die Schulklasse oder Kindergärten Ihrer Kinder. W o sind sie denn, die Massen dicker Kinder? Es ist eher so, wie es immer war. Es gibt 1, 2 Bohnenstangen und 1, 2 Moppelchen. V om Übergewichtigendrama keine Spur.
Meilenstein Bewegungsmangel
Ein bisschen Bewegung schadet nicht. Das sagten schon die Großeltern, und wer will dem widersprechen? Nur, was ist ein bisschen Bewegung und um welche Art von Bewegung geht es? Seit Framingham überbieten sich Sportwissenschaftler und -mediziner mit Behauptungen über die fantastischen gesundheitlichen Effekte von Sport, ohne jedoch eine brauchbare, qualitativ hochwertige Studie zuwege zu bringen, die dies auch belegen kann.Wohingegen Sportverletzungen und Dauerinfektionen bei Menschen, die intensiv Sport treiben, gut nachgewiesen sind. Doch dadurch würde ich mir nicht den Spaß am Sport verderben lassen. Unsportliche Menschen jedoch mit der Drohung, sie bekämen sonst Krebs oder Herzinfarkt, zum Sport zu nötigen, ist nicht begründbar.Wenn man über Sport Freude und Körpergefühl, Stressabbau, Gemeinschaft und Naturerlebnisse vermittelt, dann braucht man keine Studien, um ihn als positiv einzuschätzen– er ist es. Deshalb sollten Sportprogramme aber lieber überVereine statt von Krankenkassen angeboten werden, die dann wieder über Krankheitsrisiken, also Ängste, zurTeilnahme motivieren. 6 Aus dem Lexikon der Fitnessirrtümer nun ein Beispiel, wie selbst die Koryphäen der Sportwissenschaft mit Daten umgehen.
Die berühmte Harvard-Alumni-Studie, T eilnehmer waren ehemalige Absolventen der Harvard University, wird immer dann zitiert, wenn jemand belegen will, dass Bewegung nachweislich zu weniger Krankheiten führt. Nur leider ist die Harvard-Alumni-Studie in meinen Augen nichts als Datentrickserei. Die Forscher mischten über mehrere V eröffentlichungen hinweg 8 Bewegungsgruppen je nach Bedarf durcheinander. Ursprünglich schnitten die Bewegungsfaulsten gesundheitlich am schlechtesten und die Sportlichsten am besten ab. Nur leider waren die Zweitsportlichsten gesundheitlich die Zweitschlechtesten, die fünfte Gruppe dafür am Zweitbesten. Daraus lässt sich eben nicht ableiten, dass mehr Sport zu mehr Gesundheit führt, sonst wäre eine kontinuierliche V erbesserung zu sehen gewesen. Erst durch Neukombination derselben Daten und Zusammenlegen einiger Gruppen konnten die späteren Publikationen das Bild einer kontinuierlichen Abnahme des Erkrankungsrisikos bei Zunahme von Bewegungsaktivität malen. Ein billiger Bilanztrick. Der verantwortliche Harvard-Professor und Ultramarathonläufer Ralph Paffenbarger und sein T eam veröffentlichten Dutzende Artikel. Paffenbarger wurde sehr einflussreich in der amerikanischen Gesundheitspolitik und 1996 für seine Forschung mit dem ersten olympischen Preis für Sportwissenschaften ausgezeichnet. Manipulation und olympische Ehrungen, das scheint nicht auf sportliche Leistungen begrenzt zu sein.
Meilenstein ungesunde Ernährung
Ähnlich wie beimThema Bewegung und Gewicht wurden seit Framingham unzählige wissenschaftliche Studien veröffentlicht, die die angeblichen Gefahren ungesunder Ernährung nachweisen wollten. Doch nach den Maßstäben des Studien- TÜV gibt es keinen einzigen handfesten Nachweis, dass eine der Ernährungsempfehlungen, die uns in den letzten 60Jahren als gesund verkauft wurden, tatsächlich gesundheitlicheVorteile bietet gegenüber einem Ernährungsverhalten, bei dem man einfach isst, was einem schmeckt. Die wenigen aussagekräftigen Studien, wie die qualitativ hochwertige amerikanischeWomen’s Health Initiative ( WHI ), bei der fast 49 000Frauen im Alter zwischen 50 und 69Jahren über einen Zeitraum von 8Jahren beobachtet wurden, belegen dies eindeutig. DieTeilnehmerinnen, die die ganze Zeit über eine fettarme, an Obst, Gemüse und Ballaststoffen reiche Ernährung zu sich genommen hatten, litten nicht weniger unter Herz- und Kreislauferkrankungen oder Brust- und Darmkrebs. Die Liste ließe sich beliebig weiterführen.Wer heute noch behauptet, Obst und Gemüse schütze vor Krebs oder Fettreduktion vor Herzinfarkt, hat seine
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