Schlechte Medizin: Ein Wutbuch (German Edition)
die zwar interessant sind, mit der Frage aber nichts zu tun haben.
Wenn auch nur einer der Punkte erfüllt ist, dann wissen Sie:Vorsicht, akute Bullshit-Gefahr!
Der Tod lauert im Wald
Diese Angstpropaganda, die täglich aus Fernsehen, Magazinen und Internet auf uns einprasselt, kostet viel Geld, und es wundert nicht, dass das Marketingbudget der Pharmafirmen höher ist als das der Forschung. Aber Angstmarketing scheint sich zu lohnen. Ein gutes Beispiel dafür sind mediale Impfkampagnen. Pünktlich wenn es wärmer wird, bevölkern Zecken die Bildschirme in unserenWohnzimmern. Die Gefahr, sich mit der gefährlichen Hirnhautentzündung durch einen Zeckenbiss zu infizieren, steige ständig und breite sich in Europa stetig aus, heißt es dann. Plakate warnen: » Die Gefahr lauert überall « , Experten schildern die immer schlimmer werdenden Folgen und geben die dringende Empfehlung aus, sich impfen zu lassen. Entsprechend verängstigt kommen am nächstenTag die Patienten in die Sprechstunde, um sich eine » Zeckenimpfung « geben zu lassen.
Doch wie sähe eine fachlich korrekte Information über die Notwendigkeit der » Zeckenimpfung « aus? In etwa so:
Zecken können mehrere Krankheiten übertragen, zum Beispiel die durch Bakterien ausgelöste Borreliose oder die durchViren ausgelöste Gehirnhautentzündung mit Namen Frühjahrs-Sommer-Meningitis ( FSME ). Die Impfung schützt nur vor einer Infektion durch FSME .
Von 2001 bis 2010 gab es in Deutschland zwischen 256 (2001) und 546 (2005) FSME -Erkrankte pro Jahr. Im Jahr 2010 wurden 260Fälle gemeldet. Zwischen zwei Drittel und dreiViertel der Erkrankten gaben an, vorher einen Zeckenbiss bemerkt zu haben. DieVerteilung ist äußerst inhomogen in Deutschland. Betroffen sind meist der Schwarzwald und der BayerischeWald.
Von 2001 bis 2010 sind pro Jahr zwischen 1 und 3Personen an FSME gestorben. Bei Kindern verheilt FSME meist problemlos. Langzeitfolgen haben vor allem diejenigen, die zusätzlich eine Entzündung des Gehirns entwickeln, das betrifft etwa 10Prozent aller FSME -Erkrankten. Muskelerkrankungen, Lähmungen, emotionale Labilität, Stressintoleranz oder Epilepsien treten bei 2Prozent der erkrankten Kinder und 30 bis 40Prozent der Erwachsenen auf. Sie bilden sich nach einigen Monaten meist spontan zurück. Sind Nerven befallen, wie bei Hör- oder Gleichgewichtsstörungen, kann der Schaden dauerhaft bleiben.
Impfungen können Nebenwirkungen haben. Ich kenne eine Patientin, die direkt nach einer FSME -Impfung eine sehr schwere Muskelerkrankung bekam, an der sie heute noch leidet. Zuständig für die Dokumentation solcher Nebenwirkungen ist das Paul-Ehrlich-Institut. Dort kann man erfahren, dass zwischen 2000 und 2011 mindestens 50, maximal 381Verdachtsfälle pro Jahr gemeldet wurden.Wie schwer die Folgen waren, wie hoch die Dunkelziffer der nicht gemeldeten Fälle ist und wie genau man beurteilen kann, inwieweit diese Fälle tatsächlich durch eine FSME -Impfung ausgelöst wurden, geht aus den Angaben nicht hervor.
Fazit: Bei 80Millionen Bundesbürgern ist das Risiko, infolge einer FSME -Erkrankung zu sterben, mit 1 bis 3Fällen im Jahr verschwindend gering (zumVergleich: Es gibt etwa 7Tote im Jahr durch Blitzschlag). Etwa 100 bis 200Patienten müssen nach einem Zeckenbiss mit monatelangen Beschwerden rechnen, manche davon behalten sie ihr Leben lang. Zwischen 50 und 380Patienten bekommen jedoch durch die Impfung selbst ähnliche Beschwerden. Betroffen sind meist Menschen, die sich häufig im Schwarzwald oder im BayerischenWald aufhalten. Für mich ist die Antwort klar: Ich lasse mich und meine Familie nicht gegen FSME impfen.Waldarbeitern in Süddeutschland hingegen kann man die Impfung empfehlen.
Auf keinen Fall rechtfertigen diese Zahlen irgendwelche Horrorszenarien in Zeitungen und Fernsehen. Doch wer profitiert davon? Allein der Impfstoff einer Dreifachimpfung gegen FSME für 80Millionen Bundesbürger kostet 9Milliarden Euro. Eine Auffrischung alle 5Jahre dann noch mal 3Milliarden.Wir reden also über richtig viel Geld.
Millionen für nichts
Erinnern Sie sich, wie 2009 die Schweinegrippe vermehrt auftrat und die Existenz unseres Landes durch so schwerwiegende Krankheitssymptome wie Husten und Schnupfen gefährdete? Heute wissen wir, dass der Schweinegrippevirus ein ganz gewöhnlicher Grippeauslöser war, sehr ansteckend, aber eher harmlos imVergleich zu anderen Grippeviren, sodass in der Schweingrippesaison 2009 / 2010 wenigerTote zu beklagen waren als
Weitere Kostenlose Bücher