Schlechte Medizin: Ein Wutbuch (German Edition)
Biodieselanlage sind mit 2 bis 3Millionen verhältnismäßig gering, verglichen mit den Kosten, die infolge des Dioxinskandals durch voreilige Schließung und politischen Aktionismus der Landwirtschaft aufgebürdet wurden. Gerd Kaupp schlug der Politik vor, diese Anlagen zu fördern und damit endgültig das Dioxinproblem zu lösen. Das wurde vom damaligen Bundesumweltminister als nicht förderungswürdig abgelehnt. Es handelt sich um denselben Politiker, der den Dioxinskandal dazu benutzte, die konventionelle Landwirtschaft schlechtzumachen, JürgenTrittin.
Auf die Pressemeldungen von Professor Kaupp reagierten lediglich der NDR und die Nordwestzeitung in Oldenburg. Die Redaktionen von »heute journal«, » Tagesthemen« und derTalkshows interessierten sich nicht für die Rolle des heutigen Fraktionsvorsitzenden der Grünen in diesem Skandal. Die Karawane der Lebensstilmoralisten zog einfach weiter.
Die Ampel: Der Tod der hochwertigen Nahrungsproduktion
Thilo Bode, der Chef von Foodwatch, weiß, wie man mit Medien umgeht. Der studierteVolkswirt hat seine Fähigkeiten schon in seiner Funktion als früherer Greenpeace-Geschäftsführer unter Beweis gestellt. 2002 gründete er Foodwatch, eineVerbraucherschutzorganisation, die sich regelmäßig als Aufklärer von Lebensmittelskandalen in die Schlagzeilen bringt. Ich finde es bemerkenswert, wie wenig Foodwatch bei der Auswahl derThemen darauf achtet, ob es sich um tatsächlicheVersäumnisse oder um rein virtuelle Gefahren in der Lebensmittelproduktion handelt. Auffallend ist jedoch, dass alle Aktivitäten genau den Zielen der Lebensstilmoral entsprechen.
Solche Interessenvereinigungen, sogenannte Nichtregierungsorganisationen (engl.: Non-Governmental Organization, NGO ), haben wie Greenpeace in den 1980er Jahren geholfen, Industrieskandale aufzudecken, heute sind sie selbst zu einer bedrohlichen Macht geworden. Ich habe oft erlebt, wie Politiker oderVorsitzende von landwirtschaftlichen Fachverbänden kuschen, sobald eine NGO mit schlechter Presse droht. Als ich zum Beispiel bei einer großen Fachtagung, besetzt mit führenden Köpfen der Fleischwirtschaft, darauf hinwies, dass die Produktion fettarmer Lebensmittel nicht unbedingt gesundheitsförderlich sei und man deshalb doch zunächst einen Studien- TÜV durchführen sollte, reagierte einVertreter von Greenpeace sofort. Er brauchte nur zu wiederholen, es sei doch längst erwiesen, dass Fett krank mache, und dasThema war erledigt. Chefs großer Lebensmittelkonzerne trauten sich nicht zu widersprechen, obwohl eine fettarme Produktion die Qualität ihrer Produkte verschlechtert. Lieber bezahlt man Spenden, um den Schutz der Schützer zu erhalten, und hofft so, dass der mediale Entrüstungssturm andere trifft. Man muss das wirklich erlebt haben. Es scheint fast so, als hätten sich die Rollen verkehrt.
Thilo Bode wird nicht müde, die Einführung einer Lebensmittelampel für Produkte im Supermarkt zu fordern, eines der Lieblingsthemen von Lebensstilmoralisten. InTalkshows hält er Lebensmittel bekannter Marken hoch, um zu zeigen, wie die Angaben auf den Etiketten dieVerbraucher darüber täuschen, dass die Lebensmittel inWahrheit voller Zucker und Fett stecken und daher krank machen würden. Damit derVerbraucher dies leichter erkennen kann, soll eine Lebensmittelampel alle Produkte anhand ihres Fett-, Zucker- und Kaloriengehalts in Rot, Gelb und Grün einteilen. Aus meiner Sicht wieder ein typisches Beispiel für Bullshit. Es stimmt, im Rahmen der Etikettierung werden wir häufig an der Nase herumgeführt, aber das Problem liegt woanders.Was würde passieren, wenn die Ampel käme?
Angenommen, Sie möchten ein hochwertiges Cordon bleu anbieten. Dazu nehmen Sie Qualitätsschnitzel vom Schwäbisch-Hällischen Landschwein, die natürlicherweise etwas fettreicher sind. Einen traditionell hergestellten Schinken, der einen entsprechenden Salzgehalt aufweist. Dazu echten Käse, der eben immer auch einen gewissen Kalorien- und Fettgehalt aufweist. Ein ehrliches und hochwertiges Produkt. Aber es wird niemals den grünen Punkt einer Lebensmittelampel erhalten: zu viel Fett, zu viel Salz, zu viel Kalorien.Wie bekommt man nun den grünen Punkt? Kein Problem. Man nehme nun die billigen Muskelendstücke mit Sehnenansatz, zerkleinere sie und verdünne sie mitWasser. Diese fettarme Masse wird zusammengeklebt und in Schnitzel geformt. Dazu einen ebenso aus Fleischresten hergestellten salzarmen Schinken und einen fettarmen Analogkäse
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