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Schlechtes Chili - Lansdale, J: Schlechtes Chili - Bad Chili

Schlechtes Chili - Lansdale, J: Schlechtes Chili - Bad Chili

Titel: Schlechtes Chili - Lansdale, J: Schlechtes Chili - Bad Chili Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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Hühner liefen frei herum und pickten sich durch die Ruinen. Ich fragte mich, was wohl geschehen würde, wenn die Hühner ein paar alte Drogen fanden. Ein wenig Crack, etwas Kokain. Sie würden mit Sicherheit interessante Eier legen.
    Auf der anderen Straßenseite, wo früher einmal MeMaw gewohnt hatte, war mittlerweile ein neuer Besitzer eingezogen. Der neue Besitzer hatte das Haus in einem tollen Pepto-Bismol-Pink mit Schokoladenrändern gestrichen, und ihm gefielen dunkelblaue Vorhänge. Ein Gartenarsch stand auf dem brutal kurz gemähten Rasen.
    Gartenärsche nennen Leonard und ich diese albernen bemalten Sperrholzschnitte, die aussehen sollen wie ein alter Mann oder eine alte Oma, die sich im Garten bücken. Der Opa zeigt einem seinen vollständig bedeckten Arsch, während das Kleid der Oma hochgeschlagen ist, sodass man ihren weißen Spitzenschlüpfer sieht.
    Leonard hat mir mal erzählt, er wollte eine von diesen Plastikvaginas und Plastikarschlöchern kaufen, die man in Sexshops bekommt, und auf das Hinterteil einer dieser Omas kleben. Er war der Ansicht, wenn man ihr schon unter den Rock schauen konnte, sollte man auch etwas zu sehen kriegen. Es wäre auf jeden Fall lustig, die Besitzer dieser Gartenärsche am nächsten Morgen zu sehen, wenn sie entdeckten, dass Oma der Nachbarschaft eine Show lieferte.
    Ich würde sagen, diese albernen Gartenärsche sind immer noch besser als die Rasensprenger in Gestalt einer hölzernen holsteinischen Kuh mit einem Schlauch anstelle eines Schwanzes, der hierhin und dorthin zuckt und sein Wasser verspritzt. Aber nicht viel.
    Aus keinem besonderen Grund schaute ich auf die Straße, in beide Richtungen. Immer noch auf der Suche nach Hinweisen. Mir fiel lediglich auf, dass sich die Straße in den letzten paar Monaten ziemlich verändert hatte. Einige der großen Bäume entlang der löchrigen Asphaltstraße waren gefällt worden, und wo sich einmal Schatten ausbreitete, war jetzt Sonne. Diese Gegend war mit ihrer Armut und ihren Drogenproblemen nicht die beste der Welt, aber ich war immer gern hergekommen.
    Jetzt kam Leonards Haus mir nicht mehr wie Leonards Haus vor, als sei es eine Art zweiter Wohnsitz. Die Dinge hatten sich verändert. Auf der Straße. In der Gegend. Im Haus. In unserem Leben.
    Vielleicht fehlte mir, dass es kein neues Crack-Labor nebenan gab, das Leonard niederbrennen konnte. Er hatte schon zwei abgefackelt. Na ja, eigentlich drei, wenn man das eine mitzählte, bei dem ich ihm geholfen hatte.
    Vielleicht würden sie bald ein neues einrichten. Wer wusste das schon? Hoffnung blüht ewig aufs Neue.
    Ich dachte einen Augenblick über das Sexleben nach, das ich nicht hatte. Verdammt noch mal. Ich wurde langsam genau wie Charlie. Wenn das so weiterging, würden er und ich noch zusammen in einem Bett landen.
    Ich dachte an Lt. Marvin Hanson, der in einem Bett im tiefen Koma lag. Wenn ich daran dachte, wie schlecht er es hatte, betrachtete ich mein eigenes Leben mit freundlicheren Augen – hoffte ich.
    Es klappte nicht. Ich fühlte mich immer noch wie Scheiße.
    Ich sah einigen Eichelhähern zu, die sich in Leonards Eiche beharkten. Lauschte eine Weile einem kleinen Hund, der irgendwo im Süden irgendetwas anbellte. Der Hund wollte gar nicht aufhören zu bellen. Ein Wagen mit einem alten Schwarzen am Steuer fuhr vorbei. Er hielt einen Arm aus dem Fenster und trug eine blaue Baseballkappe, deren Schirm hochgeklappt war. Er sah erhitzt, müde und zufrieden aus. Ich schaute auf die Uhr. Viertel vor vier. Der Bursche kam wahrscheinlich gerade von der Frühschicht aus einer der Fabriken rings um die Stadt. Es musste schön sein, eine Schicht zu haben. Einen regelmäßigen Gehaltsscheck. Wahrscheinlich hatte er auch eine Frau, zu der er heimkehren konnte. Einen Hund. Ein paar Kinder. Einen Fernseher mit Kabelanschluss anstatt mit einer mit Aluminiumfolie verkleideten Zimmerantenne. Ich hatte mal eine Dachantenne, aber ein Sturm hat sie fortgeweht. Ich fragte mich, wo meine Antenne war. Ich fragte mich, wo meine Jugend war. Ich fragte mich, ob dieses Arschloch, das gerade vorbeigefahren war, wohl den Sender American Movie Classics hereinbekam.
    Der Wind legte sich, und mir wurde unangenehm warm. Ich öffnete meinen obersten Hemdknopf.
    Ich sah dem Gezank der Eichelhäher noch eine Weile zu. Der Hund hatte aufgehört zu bellen. Mir war immer noch warm. Ich sah mir noch mal das pinkfarbene Haus mit der Schokoladenumrandung an. Die Farben hatten nicht gewechselt, und die

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