Schlechtes Chili - Lansdale, J: Schlechtes Chili - Bad Chili
uns vielleicht noch mal überlegen, ob wir es kaufen.«
»Technisch gesehen fällt es unter den Ersten Verfassungszusatz und ist legal. Weil es nicht echt ist. Sieht nur echt aus. Aber es gibt Leute, denen das nicht gefällt, also lassen wir die Ware unter dem Ladentisch.«
»Ein Freund von uns hat so ein Band, das haben wir gesehen«, sagte Leonard. »Das sah ziemlich echt aus.«
»Ganz unter uns«, sagte der Mann hinter der Theke, »es könnte tatsächlich echt sein. Aber die Leute, die diese Filme machen, behaupten immer, dass sie’s nicht sind. Wenn man sie festnageln will, sagen sie, sie hätten sie von einem Video-Enthusiasten gekauft und sie würden nur zeigen, was jemand auf Video aufgenommen hat. So ähnlich wie Nachrichten im Fernsehen. Sie wissen schon, wie dieser Kerl, der vor ein paar Jahren dieses Hinrichtungsvideo gemacht hat. Das haben wir übrigens da, wenn Sie’s wollen.«
»Nein, danke«, sagte ich.
»Diese Videos, in denen Schwule fertiggemacht werden … Ich sag mir, was soll’s, ein Schwuler mehr mit einem blauen Auge oder nicht, das ist mir doch vollkommen egal. Ich würde selbst eine von diesen kleinen Tunten fertigmachen, sie meinen Schwanz lutschen lassen, wenn ich das wollte. Aber ich bin gar nicht so sicher, ob ich die Lippen eines Schwulen an meinem besten Stück haben will, wenn Sie wissen, was ich meine. AI DS und alles. Der Wichser könnte mich beißen.«
Ich konnte Leonards innere Anspannung spüren. Wenn dieser Bursche so weitermachte, würde er mit einem Regal voll Videos im Arsch aufwachen.
»In Ordnung«, sagte ich. »Wir nehmen eins. Wenn wir eins gerne sehen, dann einen Schwulen, der kriegt, was er verdient.«
Der Bursche griff unter die Theke und holte eine Kassette in einer billigen Schachtel mit einem fotokopierten Titelblatt hervor, auf dem stand: SCHWUCHTELN VERPRÜGELN .
»Toller Titel«, sagte ich.
»Ja, ist nicht wirklich originell«, sagte der Bursche. »Aber den hier hab ich gesehen, und ich kann Ihnen sagen, wenn das gestellt ist, dann ist es verdammt gut gestellt. Es sieht so echt aus wie’n Autounfall.« Ich schälte hundert Dollar aus meiner Brieftasche, als hätte ich sie übrig. Ich legte sie auf die Theke.
Der Bursche nahm das Geld, schob mir das Video zu und sagte: »Keine Quittung für dieses Zeug. Kein Umtausch. Wir kaufen diese Scheiße nicht zurück. Für uns ist es billiger, einfach einen neuen zu kopieren.«
»Dem Finanzamt gefällt vielleicht nicht, dass Sie über dieses Zeug nicht Buch führen«, sagte Leonard.
»Das Finanzamt weiß vielleicht nichts davon«, sagte der Bursche.
In der hereinbrechenden Nacht fuhren wir größtenteils schweigend nach LaBorde zurück, das Video auf dem Sitz zwischen uns.
18
Ich will das Video nicht in allen Einzelheiten beschreiben. Wir sahen es uns an, als wir wieder bei Leonard waren. Es verursachte mir Alpträume. Wie der Bursche gesagt hatte: Wenn es gestellt war, dann war es entsetzlich gut gestellt.
In diesem Video nahmen ein paar Schläger im Park, vermutlich dieselben feigen Schläger wie im ersten Video, deren Gesichter immer noch hinter Balken versteckt waren, einen Ziegelstein, schlugen einem jungen Mann die Zähne aus und ließen ihn blasen, mit blutigem Mund. Dann traten sie ihm in den Arsch und ließen ihn im Dreck liegen. Falls es sich um Trickaufnahmen handelte, waren es verdammt gute Trickaufnahmen. Aber unter Berücksichtigung der Machart des restlichen Materials bezweifelte ich, dass irgendetwas Künstliches daran war.
»Zeigen wir Charlie das Band?«, sagte ich.
»Noch nicht.« »Warum nicht? Mir gefällt die Vorstellung nicht, dass dieses Ding in meinem Haus ist.«
»Wir stecken es in die Couch zu dem anderen Zeug in meinem alten Haus.«
»Das gefällt mir auch nicht.«
Ich nahm das Video aus dem Rekorder und schob es in die Box.
»Ich hätte nie gedacht, dass ich mal so etwas sehen würde«, sagte ich. »Ich kann es gar nicht glauben. Was, um alles in der Welt, ist eigentlich mit den Leuten los? Jedes Mal, wenn ich mich umdrehe, bin ich überrascht, wie wenig ich über die menschliche Natur weiß. Aber das hier …«
»Was es auch ist«, sagte Leonard, »ich bin’s leid, dass man immer Entschuldigungen vorbringt. Wenn ein Kerl Drogen verkauft, dann deshalb, weil seine Oma gestorben ist. Wenn arme Kinder Drogen verkaufen, dann deshalb, weil sie arm sind. Wenn ein Kerl durchdreht und jemanden umbringt, dann deshalb, weil er Twin-kies isst und der Zucker ihm ’nen Kick
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