Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schlechtes Chili - Lansdale, J: Schlechtes Chili - Bad Chili

Schlechtes Chili - Lansdale, J: Schlechtes Chili - Bad Chili

Titel: Schlechtes Chili - Lansdale, J: Schlechtes Chili - Bad Chili Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
Vom Netzwerk:
fuhren weiter, in eine noch tiefere bewaldete Schwärze, wo das Geäst der Bäume tief herunterreichte und die Ranken über den Wagen strichen wie die nassen Haare einer Wasserleiche, und schließlich war da nur noch ein schmaler Weg zu einer kleinen Lichtung, auf der eine Hütte stand. Ich nahm an, dass es sich um eine alte Jagdhütte handelte, wahrscheinlich aufgegeben oder im Besitz eines Ortsfremden, die Big Man und seine Kumpel übernommen hatten. Wir parkten, und die beiden Kerle neben mir halfen beim Aussteigen, indem sie mich mit ein paar kräftigen Schlägen in die Rippen aufmunterten.
    Ich stand draußen in der Nacht, während vom Mond schwaches Licht durch die Bäume troff, wie schimmliger Käse durch eine Reibe triefen mochte, und sog den Geruch von allem ein: feuchte Erde, Sumpfwasser, tote Fische. Frösche quakten. Ein Nachtvogel schrie. Ich konnte meinen Herzschlag hören.
    Ich nahm an, dass dies die letzten Dinge waren, die ich je riechen oder hören würde, also tat ich mein Bestes, sie zu genießen. Auf eine merkwürdige Art fühlte ich mich sehr lebendig.
    Ich fragte mich, ob man meine Leiche je finden würde. Ich fragte mich, wie lange Brett um mich trauern würde. Ich fragte mich, ob Tiere meine Knochen abnagen würden. Ich fragte mich, ob Leonard herausfinden würde, wer es getan hatte, und wenn ja, wie schrecklich ihr Tod sein würde. Ich hoffte teilweise auch, dass Leonard es nicht herausfinden würde. Die Vorstellung, dass er den Rest seines Lebens im Gefängnis verbrachte, wollte mir nicht gefallen.
    Pockengesicht nahm den Schlüssel von Big Man Mountain entgegen, öffnete den Kofferraum des Wagens, holte eine Kühlbox aus Styropor heraus und trug sie zur Hütte. Big Man Mountain richtete den Strahl seiner Taschenlampe auf die Tür, der Schwarze öffnete sie mit einem Schlüssel, und wir gingen hinein.
    In einer Ecke des Raums stand ein alter, mit Benzin betriebener Generator, und Big Man Mountain gab Pockengesicht die Taschenlampe, der sie hielt, während Big Man den Generator anwarf und das Licht einschaltete.
    Das Licht war eine nackte Glühbirne mit niedriger Wattzahl, die an einem ausgefransten schwarzen Draht baumelte. Im Licht tanzten Staubteilchen durch die Kahlheit des Raums wie aufgebrachte Insekten. Neben dem Generator stand ein Tisch, auf dem lagen eine Autobatterie, ein paar Kabel, ein fleckiges, braunes Kissen und eine große Metallschüssel. Die Fenster waren mit Brettern vernagelt. Die Hintertür war mit einem Vorhängeschloss versperrt.
    Unter der Glühbirne stand ein Holzstuhl. Sie setzten mich darauf, förderten von irgendwoher Seil zutage und fesselten meine Knöchel an den Stuhl. Ich konnte einen Baseballschläger sehen, der am Türrahmen lehnte. Er war überall fleckig. Ich ahnte, wovon.
    Big Man kam zu mir, hockte sich vor den Stuhl und warfeinen langen Blick auf mich. Sein Bart war kohlschwarz und ordentlich gestutzt. Seine braunen Augen schauten beinahe freundlich und erinnerten mich an einen jungen Hund, der den Kopf getätschelt haben wollte. Seine Stimme wurde weich, fast ein wenig feminin. Er wickelte sorgfältig ein Pfefferminz aus und legte es sich behutsam auf die Zunge. »Sie haben verängstigte Augen«, sagte er.
    »Worauf Sie sich verlassen können.« Tatsächlich fingen sie sogar an zu tränen.
    »Sie und Ihr Nigger, Sie haben Sachen aufgewühlt«, sagte er.
    Ich warf einen Blick auf den Schwarzen. Von dort war keine Hilfe zu erwarten. Er war nicht empört und bereit, die Seiten zu wechseln. Nigger war nur ein Wort für ihn. Tatsache war, er machte einen gelangweilten Eindruck, als sei dies ein Job, den er oft verrichtete und der ihm so oder so egal war, solange die Bezahlung stimmte.
    Ich warfeinen Blick auf Pockengesicht. Er hatte einen Finger in der Nase und war auf der Jagd nach einem widerspenstigen Popel.
    »Sie sollten nicht rumlaufen und Fragen stellen, wie Sie das tun«, sagte Big Man. »Es könnte ’n paar Leute schlecht aussehen lassen, wenn Sie verstehen, was ich damit sagen will.«
    »King Arthur?«
    »Sagen wir einfach, es könnte ’n paar Leute schlecht aussehen lassen.«
    »Könnte ich mich nicht einfach entschuldigen?«, fragte ich.
    »Das glaube ich nicht«, sagte Big Man. »Wissen Sie, was in der Eisbox ist?«
    »Eis?«
    »Genau. Aber kein Bier. Kein Mineralwasser. Keine Fische. Nur Eis. Hat man Ihnen schon mal die Eier in Eis gepackt, Collins?«
    »Nein. Hört sich irgendwie irre an, aber ich würde lieber verzichten. Besonders, wenn

Weitere Kostenlose Bücher