Schlechtes Chili - Lansdale, J: Schlechtes Chili - Bad Chili

einem Bart und den Hörnern eines Teufels, die Kurbel einer funkensprühenden Batterie drehte.

21
    Als ich erwachte, war es früher Morgen, immer noch dunkel. In der Dunkelheit draußen waren Lichtfasern zu erkennen. Aber die Fasern schienen unter der Nacht zu leiden, als hätte die Dunkelheit beschlossen, das Licht zurückzudrängen und zu unterdrücken, bis es zu atmen aufhörte.
    Vielleicht kam es mir nur so vor, weil ich miterlebt hatte, wie zwei Männer getötet worden waren, und noch nicht gefrühstückt hatte und meine Eier sich anfühlten, als hätte sie sich jemand in der Nacht für ein Tischtennisturnier geborgt und sie verkehrt herum zurückgesteckt.
    Ich ging in Leonards Küche und sah Jim Bob und Leonard am Tisch sitzen. Sie tranken Bier. Jim Bob hatte seinen Hut in den Nacken geschoben, und seine Beine lagen auf einem Stuhl.
    »Das Frühstück der Weltmeister«, sagte ich.
    »Können Sie auch haben«, sagte Jim Bob. »Schütten Sie das Bier hier über einen Teller Cornflakes, und Sie haben alle Vitamine für einen Tag.«
    Ich holte mir ein Glas und den Milchkrug aus dem Kühlschrank und setzte mich an den Tisch. Ich goss Milch in mein Glas. Allein davon schmerzten meine Eier.
    Leonard sagte: »Jim Bob hier hat mir von letzter Nacht erzählt. Fing gerade an, mir auch noch andere Sachen zu erzählen. Jetzt, wo ich drüber nachdenke, muss ich aber sagen, dass eigentlich ich ihm Sachen erzählt hab, und ich weiß nicht mal, warum.« »Ich bin charmant«, sagte Jim Bob.
    »Ja, und ich könnte ’nen Riesenfehler machen, so zu reden«, sagte Leonard. »Ich kenne Sie nicht mal.«
    Jim Bob grinste. »Wie ich schon sagte. Ich bin charmant.«
    »Sie haben meinem Kumpel hier das Leben gerettet. Damit haben Sie ’n paar Punkte gemacht. Aber das Spiel schenke ich Ihnen deswegen noch lange nicht. Verstehen Sie, was ich sagen will?«
    »Ich glaube, ich kann mir das Wesentliche zusammenreimen«, sagte Jim Bob.
    »So, wie ich das sehe«, sagte ich, »könnte ich haufenweise Erklärungen vertragen. Und lassen Sie mich noch einen Tipp einstreuen, Jim Bob. Versuchen Sie nicht, Leuten in einem gelben Pontiac zu folgen. Das ist zu auffällig.«
    »Teufel. Das weiß ich. Es hat mich nicht beunruhigt, ob Sie mich sehen oder nicht. Jedenfalls nicht hinterher. Ich bin Ihnen oft gefolgt, und da haben Sie mich nicht gesehen, gelber Pontiac hin oder her. Eigentlich ist mein bevorzugtes Arbeitsgerät ein roter Cadillac aus den Fünfzigern, den ich Red Bitch nenne, aber der ist gerade in der Werkstatt. Genauer gesagt wird er von den Reifen angefangen restauriert. Ich hab dem Baby ziemlich übel mitgespielt. Hab ihn gegen eine Mauer gefahren, als ich so ’nen Hurensohn überfahren wollte, der versucht hat, mich umzulegen.«
    »Sie ziehen die Leute ziemlich schnell aus dem Verkehr, was?«, sagte ich.
    »Oooohhh«, machte Jim Bob. »Jetzt, wo er wieder lebendig und gesund zu Hause ist und seine Eier noch im Sack hat, gefallen ihm keine Toten mehr. Ich will Ihnen mal was sagen, Collins. Wäre ich nicht gewesen, hätten Sie jetzt zwei Stück Kohle anstelle Ihrer Eier. Glauben Sie, ich hätte letzte Nacht da reingehen können, und diese Burschen hätten mich nur zu ’nem Stein-Schere-Papier-Wettbewerb herausgefordert?«
    »Der gute alte Hap hier«, sagte Leonard, »wenn er ’ne Fliege erschlägt, brütet er ’n paar Tage darüber und stellt dann vielleicht ’n gezuckerten Hundehaufen für die Verwandtschaft nach draußen.«
    »Ich sage ja nur, dass zwei Menschen tot sind. Ich sage nicht, dass ich was dagegen habe, wenn Sie mir das Leben retten oder Ihr eigenes schützen. Es musste sein, aber ich bin nicht stolz darauf.«
    »Teufel, ich bin stolz«, sagte Jim Bob. »Das Einzige, was ich bereue, ist, dass ich widerliche Scheißer wie diese Kerle nicht drei-oder viermal pro Nase umlegen kann.«
    »Woher kennen Sie uns überhaupt?«, fragte ich.
    »Er ist Privatdetektiv«, sagte Leonard. »Charlie kennt er auch.«
    »Das hilft mit Sicherheit bei der Detektivarbeit, nicht?«, sagte ich.
    »Das ist mal sicher«, sagte Jim Bob. »Aber ich habe Leonard schon einiges erzählt.«
    »Wie wär’s, wenn Sie’s noch mal erzählen?«, sagte ich.
    Jim Bob trank sein Bier aus. »Haben Sie noch mehr von dieser Pisse?«
    »Im Kühlschrank«, sagte Leonard.
    Jim Bob stand auf, holte sich ein Bier und setzte sich wieder. Er drehte den Verschluss ab und nahm einen tiefen Schluck. Es hörte sich an wie ein Schwein, das an einer Babyflasche