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Schlehenherz

Schlehenherz

Titel: Schlehenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Eva Schmidt
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sich ein kurzes schadenfrohes Grinsen nicht verkneifen – offenbar war das Date nicht besonders gut gelaufen. Fragte sich nur, für wen – Till oder Lila?
    Ehe Grover sich ausloggte, verwischte er sorgfältig seine Spuren in der virtuellen Welt. Er nahm sich vor, demnächst bei Lila noch einen Versuch zu starten. Vielleicht hatte er ja eine Chance, nachdem sie Till gekickt hatte …

    Aufgebracht stapfte ich durch das dürre Laub. Meine Schuhspitzen wirbelten die abgeworfenen Blätter der Bäume bis zu meinen Knien auf. Wütend trat ich nach einer am Boden liegenden Kastanie, die einen Meter weit durch die Luft flog und zweimal aufprallte, ehe sie am Rand des Gehwegs zum Liegen kam. Gerade eben hatte ich mit der Kommissarin telefoniert, die Vios Fall bearbeitete.
    Bei meiner ersten Aussage auf dem Präsidium hatte sie mir ihre Visitenkarte förmlich aufgedrängt. Ich hatte das Stück Pappe in mein Portemonnaie gesteckt und vergessen.
    Jetzt aber ließ mir Tills Verhalten keine Ruhe. Ich war mir sicher, dass er mehr wusste, als er zugab. Deswegen hatte ich die Visitenkarte herausgefischt und bei der Polizei angerufen.
    Ich wurde auch sofort zu dieser Frau Held durchgestellt. Als ich jedoch versuchte ihr klarzumachen, dass Till in dem Mordfall wahrscheinlich mit drinhing, wehrte sie mich freundlich, aber bestimmt ab. »Elina, Sie können sich sicher sein, dass wir alle Alibis genau geprüft haben. Das von Till Knauer ist wasserdicht.«
    »Aber …«, hatte ich noch einen Versuch gestartet, doch die kühle Stimme der Kommissarin unterbrach mich:
    »Sie können uns vertrauen, Elina: Wir wissen, wie wir unseren Job zu machen haben.«
    »Ach ja?«, platzte ich raus, »sitzt Vios Mörder etwa schon hinter Gittern?«
    Und als ich nur ein Schweigen zur Antwort bekam, sagte ich nur: »Eben«.
    Dann drückte ich auf »Auflegen«. Sauer stopfte ich das Handy in meine Tasche. Von wegen »sie wissen, wie sie ihren Job machen müssen«! Die Polizei saß untätig herum und fischte im Trüben. War ja auch kein Wunder, wenn sie wichtige Zeugenhinweise wie von mir eben einfach abtaten!
    Wenn die Polizei schon nichts unternahm, denjenigen dingfest zu machen, der Vio das angetan hatte, würde ich eben alles dransetzen, ihren Tod aufzuklären. Jetzt erst recht.

    * * *

    Er beobachtete sie. Du merkst es nicht, aber ich bin da, dachte er. Er war ihr in gebührendem Abstand gefolgt, seit sie das Café verlassen hatte. So, wie er ihr schon mehrmals gefolgt war. Und nie hatte sie etwas bemerkt. Natürlich hatte er auch gehört, wie sie mit der Polizei telefonierte. Aber es machte ihm nichts aus. Als sie das Handy mit wütendem Gesicht wegsteckte, lachte er tonlos in sich hinein. Die Polizei! Die würden ihn nie kriegen. Denn er war nicht der Gejagte – er war der Jäger. Er beobachtete, wie sie im Haus verschwand. Als die Türe hinter ihr zufiel, wandte er sich ab. Aber bald, schon sehr bald, würde der Wolf sich seine Beute schnappen …

    * * *

6. Kapitel

    Von: [email protected]
    An: [email protected]
    Betreff: seit du fort bist …

    liebe vio,
    seit du nicht mehr da bist, ist nichts mehr so wie früher. es hat sich so viel verändert, ich hab mich verändert. ich gehe zum chatten ins netz, ich habe till geküsst und mich sogar mit der polizei angelegt. alles, was du früher auch gemacht hättest. fast so, als würde ich du werden. das macht mir angst, aber es fühlt sich auch gut an, irgendwie. weil ich mich nicht mehr darum schere, was andere von mir denken. weil ich sage, was ich denke.
    aber weißt du, was mich traurig macht, vio? dass man dich mir erst wegnehmen musste, damit ich mich traue, so zu sein, wie ich immer werden wollte: nämlich so wie du.
    deine lila

    Nachdem ich den Computer ausgeschaltet hatte, hielt mich plötzlich nichts mehr in meinem Zimmer. Ich musste raus hier – und ich wusste auch genau wohin. Das erste Mal seit Vios Tod hatte ich das Bedürfnis, diesen Ort sehen, dort zu sein, wo meine beste Freundin gewesen war, ehe sie für immer aus meinem Leben verschwand. Ich schlüpfte also zum zweiten Mal an diesem Tag in Vios Lederjacke, wickelte mir hastig ihren Schal gegen die Herbstkälte um und stürmte aus meinem Zimmer.

    »Na, in den Startlöchern zum Blocksberg?«, konnte ich mir nicht verkneifen, als ich meine Mutter sah. Die standmit einem Besen im Garten, neben sich einen ordentlich aufgetürmten Haufen welkes Laub. Sie warf mir einen genervten Blick zu. »Wenn du dich mal dazu aufraffen könntest, ein

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