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Schlehenherz

Schlehenherz

Titel: Schlehenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Eva Schmidt
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Kellner. Wenn ich mich beim Detektiv-Spielen weiter so blöd anstellte, konnte ich gleich in der Regionalzeitung eine Anzeige aufgeben: »ICH SUCHE VIOS MÖRDER!«
    Ich kam mir unsagbar dumm vor. Künftig musste ich vorsichtiger sein, die Sache raffinierter angehen.
    Ich packte meine Tasche fester und steuerte auf den Ausgang zu, als ich sah, dass in der Computerecke – »Free WLAN come, sit and surf for free!« – ein PC frei war. Ich zögerte nur eine Sekunde, dann steuerte ich den freien Platz an und loggte mich bei schülerVZ ein. Je schneller ich die Sache hinter mich brachte, desto besser: Ich rief Tills Profil auf und klickte dann auf »ignorieren«. Damit hatte er keine Möglichkeit mehr, mich zu kontaktieren. Wahrscheinlich hätte er mich sowieso nie wieder angemailt, aber das würde ich nun nicht mehr erfahren. Ich hatte auch nicht das geringste Bedürfnis danach.
    Ich schloss die schülerVZ-Seite und machte, dass ich aus dem Café rauskam. Den Blick starr auf den Boden gerichtet stakste ich am Tresen vorbei. Ich wollte dem Kellner nicht in die Augen sehen, denn ich ahnte, dass er von mir das Gleiche dachte wie Till, nämlich dass ich, Elina May, total durchgeknallt war.
    Grover sah Lila nach, wie sie aus dem Café hastete. Ihre roten Haare wippten bei jedem Schritt. Sie hatte ihn an seinem Fenstertisch nicht entdeckt. Eigentlich hatte sie sich gar nicht umgesehen, war nur ins Café gestürmt, hatte sich ihre Tasche – die sie offenbar hier vergessen hatte – von dem Typ am Tresen geben lassen, ein paar Worte mit ihm gewechselt und sich dann sofort in die PC-Ecke verzogen.
    Grover, der mit seinem eigenen Laptop an einem Tisch saß, war aufmerksam geworden. Er probierte gerade aus Spaß eine neu installierte – wenn auch nicht unbedingt politisch korrekte – Software aus, mit der man angeblich WLAN-Signale auffangen konnte. Als würde man sein Ohr an eine dünne Wand legen und alles mithören, was jemand im Nebenzimmer redete. Nur, dass der »Lauschangriff« in diesem Falle über Computer lief. »Sniffen« nannte man das und Grover wollte rein interessehalber wissen, ob es funktionierte.
    Als er aber Lila an einem der Laptops sitzen sah, konnte er der Versuchung nicht widerstehen, »rein zufällig« die Signale ihres Rechners zu sniffen. Zu seiner Verblüffung funktionierte es tatsächlich und er bekam mit, dass sie sich unter dem Passwort »anubis« in ihren schülerVZ-Account einloggte.
    Nun kriegte Grover doch ein schlechtes Gewissen, dass er einfach so in Lilas Daten herumschnüffelte. Um sich abzulenken, schlenderte er zu den Zeitungsständern im hinteren Teil des Cafés. Doch die Schlagzeilen interessierten ihn nicht die Bohne. Als er zurückkam, sah er gerade noch, dass Lila genauso eilig, wie sie gekommen war, wieder aus dem »Azúcar« verschwand. Warum sie wohl bei »schülerVZ« unterwegs gewesen war? Ihm hatte sie auf seine Mail immer noch nicht geantwortet …
    Einen Moment zögerte er, doch der Reiz, nachzusehen, wem Lila alles schrieb, war zu groß. Seine Neugierde hatte Grover schon zu einigen Handlungen verleitet, die vom legalen Standpunkt her nicht ganz korrekt waren.
    Manchmal wunderte er sich aber ernsthaft, wie leicht es einem einige Lehrer machten: Druckten die doch glatt im Computerraum ihre Klausuren für die nächsten Tage aus! Zwar nahmen sie die Blätter aus dem Drucker, dass aber die Druckaufträge auch auf dem Server Spuren hinterließen, daran dachten sie offenbar nicht. Die meisten glaubten wohl, weil sie die Dokumente auf ihren USB-Sticks gespeichert hatten, wäre das sicher. Aber Grover hatte längst mit ein paar Tricks und Kniffen den Druckerserver geknackt und konnte über ein sogenanntes Printing-System nicht nur die gelaufenen Druckaufträge sehen, sondern diese auch wiederherstellen und damit ohne Wissen der Lehrer in ihre geplanten Arbeiten einsehen. Ein Mausklick auf »Drucken« – und die Klausurvorbereitung war für Grover ein Kinderspiel.
    Bei schülerVZ wollte er eigentlich nur mal kurz gucken, doch als er sich mit Lilas Passwort in ihren Account einloggte und den Namen »Till« entdeckte, konnte Grover sich nicht zügeln, schnell mal die entsprechende E-Mail anzuklicken.
    Auf diese Weise erfuhr er, dass er das Date von Till und Lila vorhin im Café wohl nur um ein paar Minuten verpasst hatte. Aber warum war Lila alleine zurückgekommen? Ein Mausklick – und Grover wusste Bescheid: Lila hatte Till aus ihrer schülerVZ-Freundesliste gestrichen. Er konnte

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