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Schleich di!: ...oder Wie ich lernte, die Bayern zu lieben

Schleich di!: ...oder Wie ich lernte, die Bayern zu lieben

Titel: Schleich di!: ...oder Wie ich lernte, die Bayern zu lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wiechmann
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Jungs machten, während sie in hohem Bogen durch die Luft in den Sand flogen, schockten sie immer wieder ins Leben zurück.
    Als wir abends nach Hause kamen, hatte ein glücklicher Oskar jede Menge Schürfwunden an den Knien und den Armen und wir eine Einladung von Max Brunner im Gepäck. Schließlich müssten wir, so versicherte er uns, unbedingt den Rest seiner Familie kennenlernen – zwei weitere Jungs und seine Frau. Der Hund war leider vor zwei Wochen gestorben.

9. Kapitel: In welchem über die Bedeutung von Herkunft diskutiert und festgestellt wird, dass Heimat dort ist, wo man sich aufhängt
    An meinem ersten Arbeitstag kam ich mit einer Flasche Rotwein bewaffnet in die Redaktion. Ein Dankeschön für Peter Senftlhuber für die unfreiwillige Wohnungsvermittlung. Nicht auszudenken, welche Strapazen ich noch über mich hätte ergehen lassen müssen, wenn er und der Makler nicht zusammen auf die Schule gegangen wären.
    »Ah, unser Neuer …«, begrüßte mich Peter Senftlhuber in seinem Büro. Mit seiner Hakennase und den markanten, dünnen Gesichtszügen sah er aus wie ein Adler. Allerdings ein gerupfter. Hemd und Hose hingen an seiner schmächtigen sehnigen Statur. »Des is schon richtig, dass Sie aus dem Osten kommen, gell? Wie alt waren Sie denn beim Mauerfall?«
    »Fünfzehn«, antwortete ich überrascht. Keine Ahnung, worauf Peter Senftlhuber hinauswollte. Doch er fuhr gleich mit der Befragung fort: »Wie fühlt man sich da jetzt eigentlich so? Als Ossi? Als Heimatloser? Oder als heimatloser Ossi?«
    Also im Moment fühlte mich wie beim Sicherheitscheck am Flughafen. Sorgfältig klopfte Peter Senftlhuber mit seinen Worten jedes Körperteil ab. Nur suchte er nicht nach versteckten Waffen, sondern anscheinend nach der Stelle, wo er den Hebel ansetzen musste, um sein Gegenüber zu verunsichern. Er suchte nach meinem wunden Punkt. Ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen. Neben Bierbäuchen, Steuerhinterziehern und Kirchen war auch Heimat etwas, das die Bayern im Überfluss besaßen. Da konnte niemand mithalten. Das Letzte, was ich daher wollte, war eine Grundsatzdiskussion mit Peter Senftlhuber über Heimatgefühle oder den Verlust von Heimat. Nicht, dass ich etwas gegen die Diskussion selbst gehabt hätte. Es war ein Thema, das mich beschäftigte. Nur war ich kein Masochist. Und ich hatte den Eindruck, dass Diskussionen mit Peter Senftlhuber in genau diese Richtung zu laufen drohten. Sie quälten einen.
    »Ach, ich glaub ein bayerischer Schriftsteller hat einmal gesagt: ›Heimat ist da, wo man sich aufhängt.‹«, erwiderte ich betont gelassen. »Und wie Sie sehen, lebe ich ja noch.«
    »Wie schön, aber wenn Sie ein Strick brauchen, sagen S’ Bescheid«, feuerte Peter Senftlhuber mit einem schmalen Lächeln auf den Lippen noch einmal eine Breitseite in meine Richtung. Ich steckte die Treffer ein.
    »Weshalb sind Sie eigentlich hier?«
    Peter Senftlhuber deutete auf die Flasche Wein in meiner Hand. »Des reicht fei net als Einstand«, grinste er, als ich ihm die Flasche überreichte.
    »Die ist auch nicht als Einstand gedacht. Sondern weil ich Ihnen meine Wohnung zu verdanken habe«, erwiderte ich.
    Peter Senftlhuber schaute mich neugierig an.
    »Der Makler war ein Schulfreund von Ihnen. Und Sie beide gehen wohl ab und an gemeinsam was trinken. Die Tatsache, dass Sie und ich zusammenarbeiten werden, hat ihm bei der Auswahl des Mieters sehr geholfen«, erklärte ich die Situation.
    »Ja, da schau her. Waren Sie denn schon sehr verzweifelt, bevor der gute Alois Sie erlöst hat?«
    »Nö, eigentlich nicht«, log ich.
    »Komisch, da hat mir der Alois vor drei Wochen aber was ganz andres erzählt.« Peter Senftlhuber grinste höhnisch und begann die Weinflasche aufmerksam zu begutachten. Ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen. Dass die Kommunikationswege in München derart kurz waren, hatte ich nicht erwartet.
    »Wo haben Sie denn die Flasche gekauft?«, wollte Peter Senftlhuber wissen.
    »In einem Laden am Karlsplatz.«
    »Neben dem Königshof? In Geisels Weingalerie?«
    »Ja, ich glaub, so hieß das Geschäft.«
    »Und wer hat Sie bedient? Der Chef persönlich?«
    »Das weiß ich nicht. Das war so ein netter Herr mit Locken. Wenn nur die Hälfte von dem stimmt, was er über den Wein erzählt hat, sollte er Ihnen schmecken.«
    »Da machen Sie sich mal keinen Kopf. Wenn Stephan Geisel etwas über Wein erzählt, dann stimmt davon mehr als die Hälfte. Garantiert.«
    Langsam kam ich mir vor wie in

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