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Schleich di!: ...oder Wie ich lernte, die Bayern zu lieben

Schleich di!: ...oder Wie ich lernte, die Bayern zu lieben

Titel: Schleich di!: ...oder Wie ich lernte, die Bayern zu lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wiechmann
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sie einem die Schmerzen beim Denken nimmt. Vor allem, wenn man sie in Verbindung mit einen ausgezeichneten Marillenlikör zu sich nimmt, den ich so langsam zu spüren begann. Wenn ich für den Watzmann wirklich fit werden wollte, sollte ich mich in den nächsten Tagen gesünder ernähren. Und vor allem nicht mehr so viel trinken.
    »Wollen S’ vielleicht no a Gläschen?«, hörte ich Frau Pschierer fragen. Wieso klang sie nur so weit weg, wenn sie mir doch einen Meter gegenübersaß? Aus derselben Ferne hörte ich, wie jemand sagte: »Ja, gern. Der Likör ist wirklich fantastisch.« Komisch, diese Stimme klang genau wie meine. Verflixt.

15. Kapitel: In welchem ein Berliner die Abgründe der bayerischen Küche entdeckt und dann auch noch in die selbigen hineingestossen wird
    Max saß in der Teeküche im Büro und aß Weißwurst. Es war kein schöner Anblick. Stumm schaute ich zu, wie er das graue Fleisch geräuschvoll aus der Pelle zuzelte. Als Max endlich fertig war, leckte er sich genüsslich seine fettigen Finger ab, griff zum Weißbierglas und nahm einen kräftigen Schluck. Es war Montag, neun Uhr morgens. Ein seliges Lächeln umspielte seine Lippen, seine kleinen Knopfaugen funkelten. Max Brunner war mit sich und der Welt zufrieden. Wie immer.
    »Wuißt oane?«, fragte er, als er mich bemerkte, und zeigte hinüber zu einem Topf, der auf einer der beiden Herdplatten stand und in dem noch ein Paar aufgequollene Würste schwammen. Sie sahen aus wie Wasserleichen. Jedenfalls stellte ich mir Wasserleichen so vor. Ich hatte noch nie in meinem Leben welche gesehen. Und wenn alles gut lief, würde sich daran auch nichts ändern. Nur in den Krimis, die ich ab und an las, wurden Wasserleichen eben stets genau so beschrieben wie die Weißwürste, die da im Topf schwammen: aufgedunsenes, graublaues Fleisch.
    »Nein, danke, ich trink erst mal einen Kaffee«, beschied ich Max. »Wieso isst du Weißwürste im Büro?«, fragte ich höflich. »Und machst am Montagmorgen einen Frühschoppen!«, schrie es in mir. Aber ich wollte mich dem Thema vorsichtig nähern. Vielleicht hatte ja alles seine Richtigkeit. Sorgen um seine Fitness schien sich mein Wanderkollege im Gegensatz zu mir jedenfalls keine zu machen.
    »Ich krieg zu Hause nix mehr zu essen!«, sagte Max und hangelte im Topf nach der nächsten Wurst. Wieder dieses saugende und schmatzende Geräusch.
    »Wurdest du auf Diät gesetzt?«, wollte ich wissen. »A bisserl gebrauchen könntest des scho«, versuchte ich ihn zu necken. Doch Max ging nicht darauf ein.
    »Naa, s’is viel schlimmer als Diät. Die Anna ernährt uns jetzt basisch«, quetschte Max zwischen zwei Bissen hervor.
    »Wie bitte? Was? Sorry, ich versteh nur Bahnhof.«
    »Nicht Bahnhof, basisch! Basische Ernährung hilft gegen Übersäuerung. Sagt Anna.«
    Max erklärte mir ausführlich den neuen Gesundheitstick von Anna, den sie sich in einer Illustrierten angelesen hatte. Schon immer habe sie ein großes Faible dafür gehabt, Lifestyle-Trends ins reale Familienleben zu integrieren, erklärte Max weiter. Trends, von denen er, Max, immer geglaubt habe, dass sie nur in den Medien existierten. So wie dieses Kochbuch, das gar kein Kochbuch war. Sondern vielmehr eine Kiste mit Rezeptkärtchen. Die man aus dem Kästchen ziehen konnte.
    »Wir haben zwanzig Kochbücher zu Hause. Wozu brauchen wir so einen Schrott?«, echauffierte sich Max. Er hatte Anna wohl dieselbe Frage gestellt: »Anna meint, dass sie sich dank der Rezeptkärtchen besser entscheiden könne, was wir am Abend essen. In den Kochbüchern würde sie immer zu lange blättern und am liebsten alles kochen. So zieht sie einfach ein Rezept. Fertig. Und was, wenn sie etwas zieht, worauf keiner Lust hat? Gut, die Kinder antworten auf die Frage, was sie zum Abend essen wollen, eh immer Pommes mit Ketchup. Aber ich bin doch auch noch da! Und jetzt auch noch der Quatsch mit der Übersäuerung. Weißt, was es bei uns heut Morgen zum Frühstück gab? Einen Hir-se-Buch-wei-zen-Brei!«
    Max betonte jede Silbe extra. Das hörte sich wirklich eklig an. »Mit Trockenfrüchten und extra Samen.«
    Die reinste Folter.
    »Und weißt du, was es dazu zu trinken gibt?« Nein, wusste ich nicht. Und wollte es auch gar nicht wissen.
    Max sagte es mir trotzdem: »Sojamilch!«
    »Du kriegst nicht einmal einen Kaffee?«
    »Naa, Kaffee ist ein Säu-re-bild-ner. Sagt Anna. Und weißt du, was noch schlimmer ist? Neulich hat Anna mir erzählt, dass Kaffee mit Zucker getrunken die

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