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Schleich di!: ...oder Wie ich lernte, die Bayern zu lieben

Schleich di!: ...oder Wie ich lernte, die Bayern zu lieben

Titel: Schleich di!: ...oder Wie ich lernte, die Bayern zu lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wiechmann
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Fettverbrennung im Körper für Stun-den unterbricht. Ich werde nie wieder in meinem Leben unbeschwert eine Tasse Kaffee trinken können.«
    Mittlerweile hatte Max sich wieder halbwegs eingekriegt … »Es ist eines der größten Dramen des Lebens, dass alles, was schmeckt, entweder fett macht oder besoffen.«
    Der arme Max. Resigniert sagte er: »Ja mei, wenn i zu Hause nur noch basisch zu essen krieg, dann muss i mich jetzt halt so übersäuern, dass sich des wenigstens lohnt. Des is ja wohl logisch, gell?« Das war es zwar nicht, aber mir war ja schon bei Frau Pschierer aufgefallen, dass Logik in Bayern anders funktioniert als sonst überall in der Welt. Logik in Bayern war weder vernünftig noch strukturiert, sondern eher eine Metapher. Logik, nicht im realen, sondern eher im übertragenen Sinn. Max hatte die letzte Wurst geschafft. Sein Bier war auch alle.
    »Und, geht’s besser?«, fragte ich ihn.
    Max nickte. »Jetzt hab ich nur ein Problem. Ich habe den Jungs versprochen, Burger und Pommes ins Haus zu schmuggeln. Und ich hab keine Ahnung, wie ich das anstellen soll, ohne dass Anna was bemerkt. Das Zeug stinkt doch meilenweit gegen den Wind. Des bring i nie ins Haus nei.«
    »Leg ihnen die Burger doch ins Baumhaus.«
    Max strahlte. »So mach mer’s! Wieso bin ich da nicht selbst draufgekommen? Ich glaub, dieser Buchweizenbrei hat mir schon des ganze Hirn verklebt.«
    Die basische Ernährung der Familie Brunner bescherte mir in der Folge eine sehr intensive Erfahrung mit der bayerischen Küche, die ich nicht so schnell vergessen sollte. Max – im Angesicht seines basischen Abendessens – lief den ganzen Vormittag wie ein Tiger durchs Büro, auf der Suche nach etwas »Gescheitem zu essen«.
    Kurz bevor er bereit war, eine unserer Grafikerinnen zu reißen, platzte er bei mir herein und befahl in barschem Ton: »Los, mir gehen zum Mittagessen! Ins Weiße Bräuhaus …«
    Ich hob abwehrend die Hände. Doch Max duldete keinen Widerspruch. »A geh, ich weiß doch genau, dass du nichts Dringendes zu tun hast.«
    Das Weiße Bräuhaus ist eine Institution in München. Und vielleicht hätte ich mich doch überwinden können, Max abzusagen, wenn ich gewusst hätte, wie viele Innereien dort auf der Karte standen. Nieren, Kalbskron, Milzwurst. Lauter Leckereien, die ich in asiatischen Garküchen zu Hause wähnte. Ich persönlich wähnte mich aus ebendiesem Grund nicht in diesen Küchen zu Hause. Doch Max bestand darauf, dass ich die sogenannte Kronfleischküche unbedingt probieren müsse. »Des gibt’s in der Vielfalt sonst nirgendwo in der Stadt.«
    Ich wollte Max gerade erklären, dass das Fehlen all dieser Gerichte auf den Karten anderer Lokale sicherlich kein Zufall ist, als er mich bereits mit der nächsten Nachricht schockte:
    »Mann, hast du ein Glück. Heut gibt’s Euter. Des nehm mer.«
    Ich glaubte, mich verhört zu sagen. Hatte er wirklich Euter gesagt? Es war laut in dem großen Saal. Er konnte unmöglich Euter gesagt haben. Ganz sicher hatte Max nicht Euter gesagt, sondern … vielleicht … Eitrige. Eitrige sind Würste mit Käse drin. Beim Braten wird der Käse flüssig und eitert quasi aus der Wurst heraus. Daher der Name, der unappetitlicher klingt, als die Wurst in Wirklichkeit ist. Aber was, wenn Max wirklich Euter gesagt hatte? Das durfte ich nicht riskieren.
    »Hast du etwa gerade Euter gesagt?«
    »Ja, wieso?«
    »Du meinst wirklich wir sollen … Euter essen? Das Euter einer … Kuh?«
    »Ja, natürlich von einer Kuh. Am Schwein ist ja kein Euter dran. Schmeckt übrigens himmlisch. Du wirst überrascht sein.«
    »Wieso ausgerechnet Euter? Kann ich nicht lieber die Bauernseufzer probieren? Was ist das überhaupt, ein Bauernseufzer?« Ich zeigte hektisch auf die Karte.
    »Des is a Wurscht.«
    »Die wird aber nicht aus Eutern gemacht, oder?«
    »Naa.« Na hieß nein, hatte ich gelernt. Was ich noch nicht herausgefunden hatte, war, was der Bayer sagt, wenn er »na« sagen will. So wie in »na ja« oder »na also«.
    Als die Bedienung zu uns an den Tisch kam, bestellte Max für uns beide. Zweimal das Euter und dazu zwei Weißbier. Ich wollte gerade noch protestieren, da war die stämmige Frau auch schon wieder entschwunden. Euter also. Und dazu ein Hefeweizenbier. Am Mittag.
    »Ich glaub nicht, dass man mittags schon ein Hefeweizen trinken sollte«, sagte ich.
    »Wieso, hast a Hopfenunverträglichkeit?«
    Nein, natürlich nicht. Ob sich wohl der Hinweis lohnte, dass mich in dem Bier nicht der Hopfen,

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