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Schleich di!: ...oder Wie ich lernte, die Bayern zu lieben

Schleich di!: ...oder Wie ich lernte, die Bayern zu lieben

Titel: Schleich di!: ...oder Wie ich lernte, die Bayern zu lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wiechmann
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sondern der Alkohol störte? Max schaute sich jedenfalls gelassen um. Tatsächlich waren wir umzingelt von Menschen, die ganz anders als ich über Weißbier zum Mittagessen dachten. Vielleicht war es besser, sich zu fügen. Ich kannte das aus Zombiefilmen. Wenn man da überleben will, als einziger Normaler unter lauter Zombies, dann darf man den Zombies ja auf keinen Fall zeigen, dass man nicht zu ihnen gehört. Außerdem erklärte mir Max, dass hier im Weißen Bräuhaus die Wiege des Weißbierbrauens stehe und es eine Sünde wäre, etwas anderes zu trinken.
    »Und nenn des Weißbier gefälligst nicht Hefeweizen. Des klingt ja wie a Müsli. Davon hatt ich heut schon genug«, mahnte Max.
    Nun gut, ich fügte mich. Ich erinnerte mich an den Satz, mit dem Motivationstrainer ihre Jünger gerne heiß machen: »Heute ist der erste Tag vom Rest deines Lebens.« Eigentlich hatte ich mir gestern fest vorgenommen, ein paar Tage mal keinen Alkohol zu trinken und gesünder zu essen. War Kuheuter eigentlich gesund?
    Heute ist der erste Tag vom Rest meines Lebens. Na ja, ich konnte solche Motivationsspinner noch nie leiden. Von mir aus konnte der Rest meines Lebens auch erst morgen beginnen. Zum Runterspülen des Eutergeschmacks war ein Bier sicher besser geeignet als ein Glas Wasser.
    »Wieso heißen die Bauernseufzer eigentlich Bauernseufzer?«, wollte ich von Max wissen, während wir auf das Essen warteten.
    »Des weiß man net genau. Die einen sagen, dass die Bauern immer geseufzt haben, wenn sie von den guten Würschten etwas abgeben mussten. An Gäste oder den Lehnsherrn. Die anderen sagen, dass die Wurscht Bauernseufzer heißt, weil sie genauso lang ist wie die Seufzer, die die Bauern immer machen, wenn sie übers Wetter schimpfen. Und dann gibt es da noch eine dritte Variante. In der Wurscht ist Kümmel drin. Der für Luft im Bauch sorgt, die dann hinten wieder naus muss. Bauernseufzer ist einfach ein schöneres Wort für einen Furz.«
    Nun, vielleicht war es doch besser, dass ich die Bauernseufzer nicht genommen hatte. Unser Bier kam. Max und ich stießen an. Ich versuchte mir vorzustellen, wie das Euter wohl aussehen mochte. Hoffentlich lag da nicht eine umgestülpte Brust auf dem Teller. Mit Zitze. Es dauerte nicht lange, da wurden auch die Euter zu uns an den Tisch gebracht. Zu meinem Erstaunen lag da etwas auf dem Teller, das nicht wie Euter, sondern wie ein paniertes Schnitzel aussah. Hatte Max mich etwa hereingelegt? Waren die Euter etwa gar keine Euter? So wie die Ochsenaugen auf der Karte keine Ochsenaugen waren, sondern Spiegeleier? Max beruhigte mich. Also, eigentlich tat er das nicht. Denn die Euter waren echt. Und, wie Max weiter behauptete, sei der feine, leicht milchige Geschmack ja wohl unverkennbar. Das war er in der Tat. Gar nicht mal schlecht. Und wenn da nicht dieses Gedankenbild einer friedlich auf der Weide grasenden Kuh mit einem prallen rosafarbenen Euter gewesen wäre, hätte es vielleicht sogar noch ein wenig besser geschmeckt.
    Während des Essens waren mir ein Mann und eine Frau aufgefallen, die wie emotionslose Wachsfiguren aus Madame Tussauds an einem Ecktisch am Fenster saßen. Die beiden redeten kein Wort miteinander. Sie bewegten sich nicht. Sie starrten einfach nur vor sich her. Vor ihm stand ein Bier. Vor ihr stand … nichts. Die beiden mussten so um die siebzig Jahre alt sein. Und sie sahen so aus, als hätten sie die Hälfte ihres Lebens an genau diesem Platz gesessen. So konnte er also auch enden, der bayerische Traum.
    »Tja, es dauert nicht mehr lang, dann ist’s vorbei mit der Bayern-Herrlichkeit«, bemerkte ich.
    Max schaute mich fragend an.
    »Ich meine, du wirst daheim basisch ernährt. Und man sieht’s ja, die Lifestyle-Jünger übernehmen nach und nach die Stadt. Statt der bayerischen Wirtschaften gibt’s dann überall stylische Lounge-Cafés. Und dann wird’s vorbei sein mit der Beschaulichkeit.«
    »Ja, des mit der Veränderung, des is so a Sach. Des is a Problem«, sagte Max. »Woaßt, was i mit meiner Oma vor fünf Jahren wegen dem Hochhausentscheid gestritten hab. Maximilian, hat sie zu mir gesagt, Maximilian, wenn du für diese Hochhäuser stimmst, dann mach i dir nie wieder oanen Apfelstrudel. Mann, war des schlimm.«
    »Ist der Apfelstrudel deiner Oma denn so lecker?«
    »Der ist scho guad, aber des war gar net des Schlimme. Woißt, mei Oma hatte noch nie Maximilian zu mir gesagt. Nie. Ich war immer der Maxl.«
    Ich erinnerte mich vage an den Hochhausentscheid, der

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