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Schleich di!: ...oder Wie ich lernte, die Bayern zu lieben

Schleich di!: ...oder Wie ich lernte, die Bayern zu lieben

Titel: Schleich di!: ...oder Wie ich lernte, die Bayern zu lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wiechmann
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seit geraumer Zeit vor der Hütte. Ihre runzligen bleichen Körper erinnerten mich an jungen Pecorino-Käse. Nur, dass man bei ihnen lieber nicht zubeißen wollte. Ein wenig Bräune würde den Männern und den Augen anderer Wanderer guttun.
    Ich verkniff mir daher eine Antwort und lachte Max bloß an. Ich brachte ohnehin kein vernünftiges Wort mehr raus und wollte nur meine Ruhe. Ich war erschöpft. Aber die Erschöpfung fühlte sich nicht unangenehm an. Wahrscheinlich weil sich zu ihr die Erleichterung gesellt hatte, dass die Tour, nein besser Tortur, für heute vorüber war. Und hatte Max am Morgen im Auto nicht behauptet, dass der erste Tag der schlimmste sei und alles, was danach komme, nur noch Spaß mache?
    An der Hütte herrschte Hochbetrieb, von Bergeinsamkeit keine Spur. Ich war überrascht über die unterschiedlichen Altersgruppen. Männer und Frauen von zwanzig bis sechzig, sie alle waren dabei. Ich fühlte mich mit jedem von ihnen verbunden, schließlich hatten wir alle das Gleiche durchgemacht. Und mit einigen von ihnen würden Max und ich ja auch die Nacht verbringen, im Matratzenlager. Zwar gab es im Watzmannhaus auch Zwei-Bett-Zimmer, doch Max hatte gemeint, die Übernachtung im Matratzenlager sei ein absolutes Muss auf der Hütte.
    Nachdem ich eine Stunde in der Sonne gedöst hatte, rief ich Francesca an, in der Hoffnung, ein bisschen von ihr bemitleidet zu werden.
    »Es war schrecklich!«
    »Aber warum denn?«
    »Es ging die ganze Zeit nur hoch!«
    »Amore, das sind Berge. Da muss das so sein. Di mi – Sag mal, ist es schön da oben?«
    »Mmmmmh, da kann man nich meckern!«
    »Ich wäre jetzt auch gerne oben in einer Hütte in den Bergen.« Komisch, bei Francesca hörte sich alles immer so romantisch an. Eigentlich war es das ja auch. Durchaus. Ein bisschen. Aber man konnte doch nicht die Quälerei vergessen, die ich hinter mir hatte. »Freust du dich nicht?« fragte Francesca.
    »Ich bin viel zu geschafft, um mich zu freuen.«
    »Ma dai – komm schon, stell dich mal nicht so an.«
    »Ich will bemitleidet werden! Mir tut alles weh. Ich habe furchtbaren Hunger.«
    »Was willst du, du bist ein Deutscher. Achtzehn Uhr ist doch bei euch Abendbrotzeit«, bemerkte Francesca schnippisch. Keine Ahnung, warum, aber Francesca hielt Menschen, die vor zwanzig Uhr zu Abend aßen, für krank. Wir hatten sehr oft darüber diskutiert, dass man das Niveau einer Esskultur doch nicht an der Uhrzeit, zu der gegessen wird, festmachen könne. Doch Francesca tat genau das. Es war zwecklos, mit ihr darüber zu streiten. Ich unternahm einen letzten Versuch, ihr wenigstens ein paar Worte des Bedauerns zu entlocken.
    »Und außerdem muss ich nachher mit wildfremden Kerlen in einem Zimmer schlafen.«
    Francesca lachte mich aus. »Hahaha, das wird bestimmt ein lustiger Männerabend bei euch! … Und wehe dir, du rufst morgen Abend nicht wieder an. Gleich wenn ihr angekommen seid, ja!?« Wenigstens ein bisschen Anteilnahme.
    »Ja, mach ich.«
    Der schlichte, aber gemütliche Gastraum war fast bis auf den letzten Platz gefüllt. Nur ein paar Leute hatten sich bereits kurz nach dem Abendessen ins Bett verzogen, obwohl es gerade mal kurz nach zwanzig Uhr gewesen war. Die fröhlich zechenden Wanderrunden, die den Großteil des Raumes in Beschlag nahmen, machten dagegen den Eindruck, als wollten sie die ganze Nacht durchhalten. Zwei Männer spielten Schach. Hier und da lasen ein paar Einzelgänger Bücher oder dösten bei Wein, Bier oder Tee vor sich hin. Andere waren wiederum über Karten gebeugt und studierten aufmerksam die nächste Wegstrecke. Seit dem Abendessen fühlte ich mich pudelwohl. Was vor allem an dem Viertel Roten gelegen hatte, den Max mir empfohlen hatte. Wegen der Bettschwere. Ich war zwar sicher, dass ich auch so gut genug schlafen würde, aber Max meinte nur, dass man ein Matratzenlager auf einer Berghütte keinesfalls mit dem Waldorf-Astoria vergleichen durfte. Man müsste auf alles vorbereitet sein, was den seligen Schlummer stören könnte: Übel riechende Füße. Schnarcher. Oder die notorischen Frühstarter, die immer schon um fünf Uhr morgens im Lager ihre Sachen zusammenpacken, um ja die Ersten auf dem Weg zu sein.
    »Fünf Uhr?«
    »Oder früher!«
    »Aber wieso denn?«
    »Da gibt’s viele Gründe. Entweder, um den Sonnenaufgang oben aufm Gipfel zu genießen. Um aufm Weg genügend Zeit zu haben, für Pausen. Oder um nicht im Stau zu stehen. Morgen kann’s a bisserl eng werden. Da kannst schwer

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