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Schleich di!: ...oder Wie ich lernte, die Bayern zu lieben

Schleich di!: ...oder Wie ich lernte, die Bayern zu lieben

Titel: Schleich di!: ...oder Wie ich lernte, die Bayern zu lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wiechmann
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geknufft wurde.
    »Wieso werden die nicht alle zusammen in ein Zimmer gesperrt? Das wäre doch besser für alle«, flüsterte ich zu Max. Doch der war wohl gerade eingeschlafen, und zum kleinen Schnarchorchester gesellte sich eine wohltemperierte vierte Stimme. Wahre Hüttenromantik.

18. Kapitel: In welchem ein Blick hinter Kulissen der Idylle offenbart, dass selbst die bayerische Welt nicht immer so heil ist, wie sie ausschaut
    Max hatte nicht zu viel versprochen. Um 4.30 Uhr wurde ich von den Frühaufstehern geweckt. Irgendjemand von ihnen schien jedes Kleidungsstück und Ausrüstungsteil in einem eigenen Plastiksack aufzubewahren. Das ständige Rascheln der Tüten trieb mich fast in den Wahnsinn. Nach einer Viertelstunde war der Spuk vorbei. Doch ich döste die Zeit bis zum Aufstehen mehr, als dass ich schlafen konnte. Meine Beine und mein Rücken fühlten sich nach der Anstrengung von gestern steif an. Max, der sonst immer einem Perpetuum mobile glich, sah auch schon mal frischer aus. Beim Frühstück redeten wir kaum miteinander.
    Den Weg zum Hocheck, dem ersten der drei Watzmann-gipfel, waren wir bereits gestern gelaufen. Nach dem Hocheck würde das Stück über den Grat folgen. Ich hatte mir fest vorgenommen, die Sache heute anders anzugehen. Geduldiger und ohne mich selbst fertigzumachen. Nach einer halben Stunde merkte ich, wie meine Muskeln wieder warm geworden waren und meine Schritte flüssiger wurden. Aufkommenden Hass bekämpfte ich, indem ich kurz Pause machte und ein paarmal tief Luft holte. Im Gegensatz zu gestern fiel es mir so leichter, einen gleichmäßigen Rhythmus zu finden, der mich nicht gleich an den Rand der totalen Erschöpfung brachte. Die meisten Wanderer hatten sich vor uns auf den Weg gemacht. Dort, wo sie in Gruppen liefen, sah es aus, als würde eine bunte Schlange den Berg emporkriechen. Gut zwei Stunden später standen wir wieder auf dem Hocheck. Der Jesus am Kreuz hatte sich im Gegensatz zu mir in der Nacht kein bisschen erholt und schaute noch genauso leidend drein wie gestern. Max hatte für uns beide Klettersteiggeschirre mitgebracht, mit denen wir uns an den Sicherungen auf dem Weg einhaken konnten. Mit Hilfe von Max stieg ich in das Geschirr und zurrte es fest. Es fühlte sich im ersten Moment an wie eine Windel aus Seilen.
    »Die meiste Zeit werden wir es nicht brauchen. Nur in den ganz schwierigen Passagen ist es besser, sich einzuhängen«, meinte Max. »Denk dran. Keine hektischen Bewegungen. Immer schön langsam. Das Wichtigste ist ein sicherer Stand. Immer auf den Körperschwerpunkt achten. Am besten beugst dich beim Laufen ein bisserl nach vorn, dass er talabwärts ist.«
    Ein wirklicher Weg war hier oben nicht mehr zu erkennen. Doch die typisch rot-weißen Markierungen, die man in den Bergen entlang der Wanderwege findet, leiteten uns auch über den schmalen Felsgrat, der sich vor uns aufbaute. Ich hatte ein mulmiges Gefühl und konzentrierte mich auf jeden Schritt. Wo immer es ging, suchte ich Halt mit meinen Händen. Entweder am Fels oder den Stahlseilen, die Teile des Weges sicherten. An hektische Bewegungen, vor denen mich Max gewarnt hatte, war ohnehin nicht zu denken. Wir hatten zu einer Gruppe aufgeschlossen, die es sehr langsam angehen ließ. Immer wieder warteten Max und ich, dass wir ein paar Meter weitergehen konnten. Die Pausen taten mir gut. Zumal es Stellen gab, an denen man auf allen vieren klettern musste.
    »Komm, lass uns mal ein paar gefährliche Fotos machen. Da können wir zu Hause bei unseren Frauen angeben«, riss Max mich aus meinen Gedanken. Viel musste man dafür nicht tun. Sah der Weg vom Hocheck aus betrachtet noch aus, als müsste man die ganze Zeit über auf einem schmalen Grat über Steilwänden balancieren, gab es in Wirklichkeit genügend natürliche Treppen im Fels, die breit genug waren, um sicher darauf zu gehen. Sofern man schwindelfrei war. Die wenigen ausgesetzten Passagen waren mit Klammern oder Stahlseilen gesichert, sodass wir uns mit den Karabinern des Klettersteigsets zusätzlich absichern konnten. Wählte man mit dem Fotoapparat die richtige Perspektive, sah es so aus, als würde man irgendwo im blanken Fels stecken, glatte Wände hinauf oder Felsspalten durchklettern müssen. Das also war das Geheimnis der meisten dieser spektakulären Bilder gewesen, das verzerrte Größenverhältnis zwischen Mensch und Berg.
    »Weißt du eigentlich, dass du mir vor zwei Monaten mit den Bildern bei dir im Keller einen Heidenschrecken

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