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Schleich di!: ...oder Wie ich lernte, die Bayern zu lieben

Schleich di!: ...oder Wie ich lernte, die Bayern zu lieben

Titel: Schleich di!: ...oder Wie ich lernte, die Bayern zu lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wiechmann
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Prinzip.
    Mittlerweile hatte Thomas bereits Berlusconi abgesetzt und dessen Medienmonopol zerschlagen. Gerade war er dabei, die italienische Mafia niederzuringen und dafür zu sorgen, dass auf den italienischen Straßen nicht mehr das Gesetz der Schnelleren und Stärkeren Gültigkeit hatte, sondern eine für alle verbindliche Straßenverkehrsordnung. Es war schön, zu sehen, dass bei Thomas trotz seiner revolutionären Träume seine bürgerliche Existenz als Bauingenieur doch immer wieder durchbrach. Francesca warf mir einen unmissverständlichen Blick zu: »Befreie mich!« Also, Abendessen im Biergarten. Denn eines muss man den Bayern lassen. Sie wissen, wofür es sich zu kämpfen lohnt.

21. Kapitel: In welchem ein Berliner beschliesst, erst wieder nach Hause zu fahren, wenn man in der Spree wieder Fische sehen kann
    Das Glück in Bayern knirscht und klackert. Es knirscht unter den Schuhen auf dem Kies unter den mächtigen Kastanienbäumen und es klackert, wenn an einem der Biertische mit einer Runde frischer Maßen angestoßen wird. Wenn es die Biergärten nicht schon geben würde, müsste man sie erfinden. Im Hofbräu-Keller am Wiener Platz herrschte Hochbetrieb, die Gespräche der Leute mündeten in einem leichten Tosen, hier und da durchsetzt von lautem Lachen oder dem Weinen eines Kindes, das auf dem kleinen Spielplatz von der Rutsche gefallen war.
    »Wo wolln wa hier ’nen Platz finden?«, maulte Thomas. Doch Francesca hatte bereits in der Nähe des Spielplatzes einen Tisch erspäht, der nur mit vier Leuten besetzt war. Zielstrebig ging sie darauf zu und fragte, ob die verbliebenen Plätze noch frei wären. Sie waren.
    »In Bayern herrscht die Tradition des Zamrutschens«, flüsterte ich Thomas zu.
    »Zam – was?«
    »Zusammenrutschen.«
    »Wieso sagste dit nich gleich?«
    Als wir an den Tisch kamen, staunte Thomas nicht schlecht, als er sah, dass die vier beinahe komplett eingedeckt hatten. Kartoffelsalat, Käse, Butter, Schinken, Gewürzgurken, sogar Brote hatten sie dabei. Uns war es bei unserem ersten Biergartenbesuch ähnlich ergangen. Wir waren mit ein paar Kollegen und deren Familien verabredet. Während Max und sogar Single-Willy alles Mögliche an Essen angeschleppt hatten, standen wir mit leeren Händen da. Mist, dass man sein eigenes Essen mit in den Biergarten bringen durfte, hatten wir nicht gewusst. Vor allem Francesca war tief getroffen. Jeder Bissen tat ihr weh. Beim nächsten Mal hatte sie sich dafür gleich doppelt ins Zeug gelegt. Ich war skeptisch, weil ich der Meinung war, dass Antipasti nicht zum Biergarten passen würden. Was für ein Irrtum. Ihre leckeren italienischen Schweinereien fanden reißenden Absatz, vor allem ihre legendäre Thunfischcreme.
    Das Schöne am Biergarten ist, dass man kommen kann, wie man will. Unter der Woche sieht man nicht selten Anzugträger, die direkt vom Büro zum gemütlichen Teil des Lebens übergehen. Sogar Leute, die ihren Laptop dabeihaben, um noch etwas zu arbeiten, verschlägt es in den Biergarten. Jung und Alt sowieso. Im Biergarten sind sie alle. Warum?
    »Der Biergarten macht alle gleich«, hatte Max das Geheimnis des Erfolges erklärt. »Die Großkopfert’n genauso wie des einfache Volk.« Auf meine Nachfrage hin erklärte er mir, dass es sich bei den Großkopferten nicht etwa dem Wortlaut nach um Menschen mit einer körperlichen Anomalie, also besonders großen Köpfen, handele, sondern um Menschen mit einer Anomalie im Geldbeutel oder sonst einer machtvollen Stellung in Politik und Wirtschaft. Seinen Ursprung habe das Wort allerdings in der Bezeichnung von Akademikern.
    »Demnach wär sogar einer wie du an Großkopferter, du oider Grübler«, hatte Max gescherzt. Sogar allein sein konnte man im Biergarten. Umgeben von ein paar tausend anderen Menschen. Wenn man aufmerksam durch die Reihen mit den Bierbänken schaute, konnte man sie finden, die einsamen Männer, die wie regungslos in ihr Bier starrten. Es gab sogar einen Namen für diese besondere Spezies Biergartenbesucher. Es waren Hoggableiba.
    Ein Hoggableiba ist einer, der einfach hocken bleibt, ein Gast, der nicht gehen will. Max hatte mir erklärt, dass der Hoggableiba eine typische bayerische Institution sei und dass es verschiedene Gründe gab, hoggn zu bleiben. Zum Beispiel, weil es sehr viel schmerzvoller war, den Weg nach Hause ins traute Heim anzutreten, als in der Wirtschaft noch ein Bier zu trinken. Dies war vor allem dann der Fall, wenn in jenem trauten Heim eine Frau auf

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