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Schleich di!: ...oder Wie ich lernte, die Bayern zu lieben

Schleich di!: ...oder Wie ich lernte, die Bayern zu lieben

Titel: Schleich di!: ...oder Wie ich lernte, die Bayern zu lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wiechmann
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Münchner High Socei…jei…jei…jei. Die Mieten san schier unerschwinglich. Das Original Münchner Bier … gehört Großbrauereien aus Belgien. Sag amoi, München, was machst du mit dir? …«
    Tosender Applaus im Publikum. Auch Thomas klatschte. Doch das Lied war noch nicht zu Ende.
    »Trotzdem … naa … trotzdem …«, hob Wecker abwehrend die Hände und begann wieder zu singen. »Für mich ist München ein kleines Paradies, das der Herrgott der Welt hat geschenkt. Wo a jeder, der a freundlicher Mensch gwordn ist, genau a so vom anderen denkt. I leb, wie i wui, und du lebst, wie du wuist. Ohne Neid, ohne Krampf, ohne Hetz. I lass euch eu Rua. Und ihr lassts mir mei Rua. Das ist oberstes Münchner Gesetz.«
    Noch mehr Applaus im Publikum. Diesmal ohne Thomas. Ein paar Leute wischten sich verschämt die Tränen aus den Augen.
    Wer in München Dekadenz sucht, findet den Bayerischen Hof. Nirgendwo ist es leichter, sich wie ein König zu fühlen, als auf der Dachterrasse des Hotels am Promenadeplatz. Max hatte mich bereits zweimal in der Mittagspause hierhergeschleppt, mit der Begründung, dass man sich auch mal was gönnen müsse. Meine Frage, wann er denn aktiv verzichte, ließ er unbeantwortet und verwies lieber auf die Getränkekarte. Mittlerweile steckte ich ein Glas Weißwein zum Mittagessen locker weg. Dazu bestellte ich einen Salat. Den Rest der Woche würde es mittags Leberkässemmeln geben, um das Essensgeld-Budget wieder auszugleichen. Da oben zu sitzen, ist ein Traum. Von der Dachterrasse des Bayerischen Hofes blickt man direkt auf die Türme der Frauenkirche, die Dächer der Stadt und mit etwas Pech auch auf einen fettabgesaugten Hintern, der ein Stockwerk tiefer im Pool des Blue Spa, der Wellnessoase des Hotels, schwimmt. Genau der richtige Ort, um mit Thomas zu frühstücken.
    »Ick jeh da nich rin«, maulte Thomas, als wir vor dem Bayerischen Hof standen. »Ick bin ja nich mal richtich anjezogen.« Er trug Jeans sowie ein knallgelbes T-Shirt mit einer schwarzen geballten Faust darauf, die mit einem roten Stern unterlegt war.
    »Wieso? Shirts mit Prints sind doch total in«, tröstete ich ihn. Und wenn man bedenkt, wie viele Männer in München gerade mit den scheinbar LSD -generierten Designs von Christian Audigier herumliefen, war sein Look von beinahe schlichter Eleganz.
    »Lecker!«, schmatzte Thomas eine halbe Stunde später genüsslich. Und ich wusste nicht, ob er sein sündhaft teures Wellness-Frühstück meinte, oder die wohlgeformten Beine der Modelblondine, die er seit unserer Ankunft auf der Terrasse unentwegt anstarrte.
    Nach dem Essen dösten wir auf unseren Stühlen in der Sonne.
    »Weeßte noch, wie wir früher immer in der Schale am Lustgarten jelejen haben?«, fragte Thomas. Ich nickte. Die Abende in der Granitschale vor dem Berliner Dom und dem Ägyptischen Museum waren klasse gewesen. Mit ein bisschen Mühe kann man dort hineinklettern. Bis zu zehn Leute haben dort locker Platz. Ich hatte mich in der Schale immer gefühlt, als hätte ich das Tor zu einer anderen Welt durchschritten. Vielleicht weil ich wusste, dass die Leute einen von außen nicht mehr sehen konnten. Man war unsichtbar, obwohl man mitten unter ihnen war. Es war immer wieder erstaunlich, wen man in der Schale alles kennenlernte. Einmal überraschten Thomas und ich sogar ein Pärchen beim Sex. Es gab aber auch Abende, an denen wir in der Schale allein blieben und in aller Ruhe über Gott und die Welt reden konnten.
    »Die Schale war dufte. Warste mal wieder da?«, fragte ich.
    »Is nich mehr janz meine Altersklasse, wat sich jetzt da so rumtreibt«, ächzte Thomas mit einem breiten Grinsen im Gesicht. »Aber hier oben in der Luxusklasse, da sind wir die jungen Hüpfer. Ick sollte mir vielleicht eine reiche Witwe angeln … Prost, die Dame«, rief er laut zum Nebentisch, an dem eine ältere Frau saß, die zu neunzig Prozent aus Schmuck und Schminke bestand. Die Dame schaute irritiert, prostete dann aber zurück. Thomas lächelte zufrieden. Es verging eine kleine Weile, bis er mir eine Frage stellte, die ihm wohl schon länger auf dem Herzen lag.
    »Und, kommste zurück?«
    »Wie zurück?«
    »Nach Berlin natürlich! Irgendwann musste doch die Nase voll haben von dieser janzen Jemütlichkeit. Also, wann kommste zurück?«
    Ich überlegte, und dann sagte ich: »Ick komm zurück, wenn man in der ollen Spree wieder Fische sehen kann.«

22. Kapitel: In welchem die Münchner Society auftritt und Adabeis, Champagner und

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