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Schleich di!: ...oder Wie ich lernte, die Bayern zu lieben

Schleich di!: ...oder Wie ich lernte, die Bayern zu lieben

Titel: Schleich di!: ...oder Wie ich lernte, die Bayern zu lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wiechmann
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denen dir die Weltformel verrät? … Nein, die Botoxkissen halten mehr aus, als man denkt. Und Weltformeln werden nach meiner Erfahrung auf diesen Veranstaltungen erst nach dem zehnten Glas verraten. Und das dauert noch ein bisschen … Kannst jetzt verstehen, warum ich mich gefreut hab, dass du mitkommst?«
    Wenn diese Veranstaltungen immer so abliefen, konnte ich Max nur zu gut verstehen, dass er hier nicht allein aufkreuzen wollte. In der folgenden Stunde gab Max mir eine kleine Einführung in das Who’s who der Gäste. Neben unbedeutenden Schauspielern, alt gewordenen Arztgattinnen, blutjungen Rechtsanwaltsgeliebten gab es auch einen Verlagschef zu bestaunen, der an seinem Tisch versuchte, eine Pyramide aus leeren Champagnergläsern zu bauen, die er von oben zu füllen gedachte. Da er sich während des Turmbaus zu München bereits selbst ordentlich befüllt hatte, waren seine motorischen Fähigkeiten seinem Vorhaben nicht mehr gewachsen. Mehr als drei Etagen der Pyramide wollten ihm nicht gelingen. Immer wieder zeugte das Klingen und Kratzen von aufeinandergefallenen Gläsern von einem neuen Fehlversuch.
    »Servus Max«, rief plötzlich eine Stimme hinter uns.
    Max’ Gesicht hellte sich auf. »Ja servus … wie geht’s denn so, Franz?«
    »Passt scho«, antwortete ebendieser Franz. Er trug eine alte Lederjacke, ebensolche Jeans und ein Polohemd, dessen Farbe nicht zu der seiner Jacke passte. Franz hatte ganz offensichtlich darauf verzichtet, sich in Schale zu werfen. Dennoch bewegte er sich mit einer Selbstverständlichkeit und Ruhe, als ob er das Theater um ihn herum nicht nur in- und auswendig kannte, sondern fest dazugehörte. Franz war Fotograf.
    »Schon fertig mit der Arbeit?«, wollte Max von ihm wissen.
    »Das Foto von der Davorka ist bereits im Kasten«, nickte Franz bedächtig. »Mehr braucht’s für heute eh nicht.«
    »Was hatte sie denn an?«
    »Hast du sie noch nicht gesehen? Natürlich nichts. Beziehungsweise nicht so viel, als dass man mit einem guten Blitzgerät nicht hindurchgekommen wäre.«
    »Wer ist Davorka?«, wollte ich wissen.
    Franz klärte mich auf. Davorka Tovilo war ein Münchner Starlet, das es geschafft hatte, durch seine freizügigen Outfits auf dem roten Teppich bekannt zu werden. Sie hatte vorher weder geschauspielert noch gesungen. Beziehungsweise, vielleicht hatte sie auch geschauspielert und gesungen. Nur war das niemandem so sehr im Gedächtnis geblieben wie ihr perfekt in Szene gesetzter großer Busen. Mit besonderem Eifer trug sie Outfits, die mehr zeigten als verbargen. Klar, dass ihr Bild auch diesmal bei den Zeitungen und Zeitschriften gefragt sein würde.
    »Manchmal frage ich mich, ob das jetzt ein Kleid ist, das sie anhat, oder doch nur Body Painting«, fuhr Franz seine Erklärung fort. »Aber die Davorka, die ist eine Nette. Die weiß, wie das Geschäft funktioniert. Da kriegst du eigentlich immer ein gutes Bild. Viel schlimmer sind diese Wichtigtuer, denen du für ein Foto den ganzen Abend hinterherrennen musst.«
    Franz und Max spekulierten darüber, was wohl wäre, wenn jene Wichtigtuer mal einen Monat nicht ihre Nase in einer Zeitschrift oder im TV sehen würden.
    »Betteln würden sie! Auf den Knien. Nur damit jemand ein Foto von ihnen macht«, meinte Franz, dem diese Allmachtfantasie sichtlich gefiel. »Ich organisier uns noch mal ’ne Runde Champagner«, sagte er mit Blick auf unsere leeren Gläser. Anna war es in der Zwischenzeit gelungen, aus einem Hotel in der Nähe für ausreichend Gläsernachschub zu sorgen, sodass niemand mehr Gefahr lief, auf dem Trockenen zu sitzen.
    »Willkommen im Club der Adabeis«, prostete Franz mir zu, nachdem er mit drei neuen Gläsern gekommen war. Max nickte zustimmend: »Willkommen im Club!«
    »Was ist das denn nun eigentlich, ein Adabai?«, wollte ich endlich wissen.
    Max grinste zu Franz: »Erklär du es ihm«, und nahm einen weiteren kräftigen Schluck aus seinem Glas.
    »Also, in München finden fast jeden Tag Partys wie diese statt. Und die hohe Kunst ist es, Gäste auf diese Partys zu bringen, die interessant sind.«
    »Oder einen großen Busen haben«, fiel Max ihm ins Wort. Sein Glas war schon wieder leer.
    »Ja, das stimmt. Denn es gibt erstaunlich viele Menschen, die große Busen immer wieder interessant finden. Mehr, als man denkt. Doch zurück zum Thema: Für ein gutes Event brauchst du Gäste, die, wodurch auch immer, interessant sind. Sonst wird in der Zeitung von dem Event nicht berichtet. Und wenn von

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