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Schleich di!: ...oder Wie ich lernte, die Bayern zu lieben

Schleich di!: ...oder Wie ich lernte, die Bayern zu lieben

Titel: Schleich di!: ...oder Wie ich lernte, die Bayern zu lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wiechmann
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mit gleichgeschlechtlichen Freunden, also Männlein und Weiblein getrennt. Der Besuch mit Freunden, hieß es, sei die größte Gaudi, der mit der Familie sei sehr entspannt, und der Betriebsausflug mit den Kollegen sei der gefährlichste von allen. Da waren sich alle einig.
    »Die Schwierigkeit liegt darin, den oder die Chefs schneller betrunken zu kriegen, als man selbst wird. Wenn das nicht gelingt, kann es zwar immer noch ein lustiger Abend für einen werden, allerdings mit einem möglichen bösen Erwachen.«
    »Vor allem dann, wenn man versucht hat, mit der Frau oder Freundin des Chefs anzubandeln.«
    »Und das auch noch klappt.«
    Ich schaute ungläubig.
    »Alles schon passiert.« Die Runde nickte bedächtig.
    »Bedeutet anbandeln bereits einen vollzogenen Geschlechtsakt oder nur den Versuch?«, fragte ich vorsichtig nach.
    »Naaa … nur Knutschen. Ob da noch was vollzogen wurde … des weiß man net.«
    »Und? Was ist mit dem Kollegen passiert.«
    »Ja, erzähl doch mal, Willy. Was passiert eigentlich mit jemandem, der mit der Frau vom Chef anbandelt?«
    Alle Augen richteten sich auf Willy. Der schnaufte und zuckte mit den Schultern: »Ja mei … befördert wirst für solche Aktionen eher nicht.« Alle lachten, und Willy fügte mit einem schelmischen Lächeln hinzu: »Ich bin jedenfalls froh, dass mir nach meiner Scheidung noch genug Geld geblieben ist, um mir hier in trauter Runde ein warmes Mittagessen zu leisten. Ein Hoch auf die Zugewinngemeinschaft.« Die Kollegen prosteten sich lachend mit Wasser und Apfelschorle zu und gaben noch ein paar Wiesnabenteuer zum Besten.
    »Richtig schräg wird’s, wenn du am nächsten Tag nicht nur in einem fremden Bett aufwachst, neben einer Frau, die über Nacht um mehr als zehn Jahre gealtert ist, sondern wenn du feststellen musst, dass dieses fremde Bett nicht in München steht, ja nicht einmal mehr in Deutschland. Sondern im schönen Salzburg. Und du keinen blassen Schimmer hast, wie du eigentlich dahin gekommen bist.«
    »Mir ham amoi unsere Oma im Zelt verloren. Sie war zum Bieseln gegangen und hat ewig ogstanden. In der Zwischenzeit sin mir ganga. Bis mir noch oaner Stund gmerkt ham, dass wer fehlt. Wir zurück ins Zelt, an den Tisch, wo mir gesessen warn. War die Oma weg. A hoalbe Stunde lang ham wir sie gesucht. Die saß einfach ein paar Reihen weiter, als wie mir gesessen hatten, weil’s den Tisch nimmer wiedergefunden hat. Und was hoats gemacht? Oan paar Australiern des Fluchen auf Bairisch beigebracht.«
    »Als Kinder ham wir immer die Adressschilder von den Betrunkenen vertauscht.« Es gab wohl Menschen, die aufs Oktoberfest gingen und gut sichtbar an der Hose oder Jacke ihre Adresse angebracht hatten, damit sie nach dem Absturz auch ohne ihr Dazutun wieder heimgebracht werden konnten. »Schad, dass wir nie dabei gwesn sind, wie ein Taxler oanen von denen an der falschen Haustür abgeben hat.«
    In der Folge erhielt ich auch noch eine Menge weiterer Tipps, worauf ich beim Wiesnbesuch zu achten hätte: Zum Beispiel immer rechtzeitig und ruhigen Schrittes auf die Toilette zu gehen. Nie rennen. Gerade später am Abend kann der Holzboden im Zelt ein bisschen rutschig sein, schließlich lande das Bier auf dem Oktoberfest nicht immer im Bauch, sondern auch schon mal woanders. Wer wegen eines drohenden Katers auf Nummer sicher gehen möchte, fährt mit dem bewährten Bier-Wasser-System am besten. Dabei trinkt man auf eine Maß Bier erst einmal eine Maß Wasser, dann wieder Bier. Dann wieder … Das mache sogar Franz Beckenbauer so. Beim Besuch mit Freunden sollten Verheiratete oder in festen Beziehungen Lebende immer auf einen Alibi-Single in der Gruppe achten. Bei dem man zur Not geschlafen haben konnte, wenn einem ein Liebesunfall passierte. Das Alibi koste zwar ein bisserl was, aber immer noch weniger als eine Scheidung. Das alles hörte sich für mich nicht nach Volksfest, sondern nach Sodom und Gomorrha an. Und das in einem Bundesland, das sich gerne christsozial gab. Und in dem es sonst richtig Stunk gab, wenn nicht in jedem Klassenzimmer ein gekreuzigter Jesus an der Wand hing. Waren die Moralvorstellungen wirklich derart lax? Oder redeten die Kollegen einfach gern und viel? So wie sich Gorillas auf die Brust trommeln, um ihre Stärke zu beweisen. Wie hatte Frau Pschierer es damals so schön genannt? Aufmandln!

25. Kapitel: In welchem ein Berliner auf einer Bierbank schwitzt, anschliessend auf eine Guillotine gelegt wird und kurz darauf auch noch seinen Kopf

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