Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schleich di!: ...oder Wie ich lernte, die Bayern zu lieben

Schleich di!: ...oder Wie ich lernte, die Bayern zu lieben

Titel: Schleich di!: ...oder Wie ich lernte, die Bayern zu lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wiechmann
Vom Netzwerk:
wogen an die zehn Kilo. Auch die anderen waren schnell ins Schwitzen gekommen. Der guten Laune tat das keinen Abbruch.
    »Wos gibt’s denn heuer eigentlich für eine Strafe, wenn des Iglu zusammenbricht?«, wollte Max von Rainer und Jakob wissen.
    »Mei Iglu bricht net zusammen«, konterte Rainer. »Ich mach das ja nicht zum ersten Mal.«
    »Und wenn doch?« Jakob und Max hatten aufgehört zu sägen und schauten herausfordernd in Richtung des Iglu-Architekten. Rainer werkelte weiter, als ob nichts wäre.
    »Wir machen dasselbe wie ihr vor zwei Jahren«, schlug er vor.
    »Fünf Minuten Eisbaden oben am Speichersee? Einverstanden!«
    »Ist dem Max etwa schon mal ein Iglu zusammengebrochen?«, wollte ich wissen.
    Rainer lachte und erzählte die Geschichte. Max hatte bei seinem Iglu die Statik falsch eingeschätzt. Der Schnee war nicht so fest gewesen, wie er gedacht hatte. Je schwerer der Druck auf die unteren Blöcke wurde, desto stärker waren die Blöcke abgesackt und die Wände schließlich eingebrochen, bevor sie das Dach hatten schließen können.
    »Die ganze Schinderei umsonst«, meinte Rainer. »Obwohl, der Anblick von Max im Wasser … des hat sich schon gelohnt. Der is mit Kleidergröße 50 ins Wasser gestiegen und mit Größe 46 wieder rausgekommen … Sah alles gleich viel straffer aus bei dir.« Alle lachten. Auch Max.
    Fünf Stunden später war das Iglu fertig. Obwohl es von außen nicht sehr groß aussah, hatten sechs Personen darin Platz. Ich konnte sogar bequem darin stehen, während Rainer, der fast zwei Köpfe größer war als ich, nur in der Mitte seinen Kopf strecken konnte.
    »Perfekt«, lobte sich Rainer selbst.
    Wir stießen mit einem Obstler an. Rainer hatte extra eine kleine Anrichte in den Iglu gebaut, die als Bar diente. Es gab sogar ein altes Kofferradio, aus dem Musik dudelte. Der Sound schepperte fürchterlich. Aber das störte niemanden.
    »Keine Sorge. Jeder darf einmal eine Nacht im Iglu schlafen«, sagte Max auf dem Weg ins Haus zu mir. Ich schaute ihn verdutzt an. Schlafen im Iglu? Das war doch aus Schnee!
    »Muss denn auch jeder eine Nacht lang im Iglu schlafen?«, fragte ich unsicher.
    »Schenkst mir deine Nacht?«, wollte Max neugierig wissen. »Nein«, beeilte mich schnell zu sagen. Bevor Max auch nur auf die Idee kam, dass ich ihm meine Nacht im Iglu bereits abgetreten hatte. »Es ist nur so, Francesca … als leidenschaftliche Italienerin … ich weiß nicht, ob ihr die Vorstellung gefällt, in einem eiskalten Iglu zu schlafen. Sie hat bestimmt Angst, fürchterlich zu frieren.«
    »Ah geh, wenn du deine leidenschaftliche Italienerin in der Nacht im Iglu net warm kriegst, dann ist dir eh net mehr zu helfen. Wenn ihr die Nacht net drin schlafen wollt … I tät mi des scho was kosten lassen … a Flasche Schampaninger? Oder einen guten Wein?«, lockte Max.
    Ich wusste nicht, ob Max mir meine Nacht im Iglu wirklich abschwatzen wollte oder ob er mich nur neugierig machen wollte. Letzteres war ihm – ob freiwillig oder unfreiwillig – auf jeden Fall gelungen. Als ich Francesca erzählte, dass jedes der Paare eine Nacht im Iglu schlafen durfte, war sie wie erwartet weder Feuer noch Flamme.
    Francescas Beziehung zu Schnee war eine schwierige. Sie mochte Schnee. Für fünf Minuten. Danach zog sie es vor, dass der Schnee und sie getrennte Wege gingen. Schon allein wegen der Schuhe, die man an kalten Wintertagen tragen muss. In Berlin hatte es nicht so oft Schnee gegeben. Dafür aber eine Kälte, die direkt aus Sibirien kommt, der Russenfrost, wie eine Boulevardzeitung einmal getitelt hatte. Ich weiß noch genau, wie wir im Schuhgeschäft standen, Francesca hatte die wärmsten Schuhe der Welt an, ein paar gefütterte Stiefel von Kamik, die aussahen, als könnte nicht einmal ein Eskimo darin frieren. Francesca drehte sich vor dem Spiegel hin und her und sagte:
    »Die machen aber keinen schönen Fuß.«
    »Die sollen auch keinen schönen, sondern einen warmen Fuß machen!«, hatte ich noch zu argumentieren versucht. Vergeblich. Wir mussten weitersuchen. Nach Winterstiefeln, die elegant und warm zugleich waren. Ich fand schließlich welche im Internet. Von The North Face. Mit Pelz besetzt, ganz in Weiß. Leider gab es die Stiefel nicht in einem europäischen Online-Shop zu kaufen. Allein die Liefergebühren und der Einfuhrzoll kosteten 100 Euro. Nein, Francesca und Iglu, da kam zusammen, was nicht zusammengehörte.
    Ich verwies auf den Daunenschlafsack, den wir ihr extra für die Tage

Weitere Kostenlose Bücher