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Schleichendes Gift

Schleichendes Gift

Titel: Schleichendes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Lösung. Und die ist, ehrlich gesagt, ebenso wahrscheinlich wie meine Einstellung als Ersatz für Robbie bei den Bradfield Vics.«
    Grisha beugte sich vor und klickte etwas mit der Maus an. »Ich werde tun, was ich kann, um zu helfen, aber Sie haben recht, es ist ein schwieriger Fall.« Er lächelte ihr verständnisvoll zu. »Aber wenn ich Sie schon hier habe, es ist schon zu lange her, dass wir Sie zum Essen eingeladen haben. Ich weiß, Iris würde sich riesig freuen, Sie zu sehen.« Er schaute auf den Bildschirm. »Wie wär’s mit Samstag?«
    Carol dachte einen Moment nach. »Klingt gut.«
    »Um sieben?«
    »Lieber um acht. Ich muss vorher noch einen Besuch im Krankenhaus machen.«
    »Krankenbesuch?«
    »Tony.«
    »Ach, natürlich, ich habe davon gehört. Wie geht’s ihm?« Bevor Carol antworten konnte, klopfte es an die Tür. »Hi, Doc. Ich suche …«
    »Sie haben sie gefunden«, unterbrach Grisha.
    Paula grinste und kam herein. »Es ist ganz gut, wenn Sie auch da sind, Doc.«. Sie schwenkte einen Umschlag, den sie ihnen entgegenstreckte. »Ich glaube, wir kommen endlich voran, Chefin. Ich hatte gerade ein Gespräch mit Martin Flanagan. Er wollte eigentlich nicht auspacken …«
    »Aber Sie haben Ihren McIntyre-Charme auf ihn angesetzt«, vervollständigte Carol den Satz. Sie hatte bei Verhören oft genug Paulas Wahnsinnstechnik bewundert, so dass sie nicht überrascht war.
    »Ich glaube, ehrlich gesagt, der Ruf des Clubs ist ihm nicht so wichtig wie das Fassen von Robbies Mörder. Jedenfalls hatte Mr. Flanagan angeblich ganz vergessen, dass der Club am Freitag eine routinemäßige Drogenkontrolle durchführte. Wie alle anderen pinkelte auch Robbie in eine Flasche. Aber anders als bei seinen Kameraden waren in seinem Fall Rochies das Ergebnis.« Sie zog ein Blatt Papier aus dem Umschlag und reichte es Grisha.
    »Positiv auf Rohypnol«, las Grisha. »Ich habe von diesem Labor gehört, sie sollen ziemlich gründlich sein. Aber Sie sollten dort anrufen, ob sie noch etwas von Robbies Probe haben. Ich sehe hier nicht genug Einzelheiten, um einen klaren Eindruck zu bekommen, wie viel und wann er es eingenommen hat.«
    Er gab das Blatt an Carol weiter.
    »Ich glaube, wir wissen, wann. Am Donnerstagabend im Amatis«, sagte Carol bitter.
    Grisha runzelte die Stirn. »Wahrscheinlich nicht.« Er tippte auf die Tasten, klickte mit der Maus. »Das dachte ich doch. Die Vergiss-alles-Pille. Sie fängt zwischen zwanzig Minuten und einer halben Stunde nach Einnahme an zu wirken. Hätte also irgendjemand sie Robbie im Nachtclub gegeben, dann hätte er sich, als er von dort wegging, benommen, als wäre er durchgeknallt.«
    »Niemand hat auch nur angenommen, er sei betrunken gewesen«, erinnerte sich Paula. »Und auf der Videoaufnahme bewegte er sich normal.«
    »Er muss also demjenigen, mit dem er zusammen war, so weit vertraut haben, dass er mit ihm irgendwo anders hinging, wo ihm ein Getränk mit Rohypnol gegeben wurde«, überlegte Carol laut.
    »Die Wirkung wird durch Alkohol verstärkt. Da er vorher getrunken hatte, war er wahrscheinlich innerhalb einer Stunde nach der Einnahme völlig hinüber«, vermutete Grisha. »Er hätte alles hingenommen, was mit ihm geschah, und hätte sich nicht gegen eine Analpenetration gewehrt. Es hätte ihm nichts ausgemacht, wenn ein Zäpfchen eingeführt worden wäre. Und er hätte sich hinterher nicht einmal daran erinnert. Es ist eigentlich der perfekte Mord. Bis das Opfer stirbt, ist sein Kontakt mit dem Mörder in weite Ferne gerückt.«
    Carol gab Paula das Blatt zurück. »Gut gemacht«, lobte sie. »Aber das ist ein verdammt kniffliger Fall. Mit jedem kleinen Stückchen Information scheint alles nur noch schwieriger zu werden.«

    Eine halbe Stunde später war es noch komplizierter. Carol saß bei geschlossener Tür und heruntergezogenen Rollos in ihrem Büro, damit sie nicht abgelenkt wurde. Die Ellbogen auf dem Schreibtisch gestützt, hielt sie mit einer Hand das Telefon ans Ohr und wickelte mit der anderen eine Haarsträhne um den Finger. »Ich hoffe, ich habe Sie nicht aufgeweckt«, sagte sie.
    »Eigentlich schon. Aber das ist in Ordnung, muss noch einiges auf die Reihe kriegen«, erwiderte Bindie Blyth mit vom Schlaf heiserer Stimme.
    Sie hustete, räusperte sich und atmete durch die Nase ein. Carol hörte, dass sie sich bewegte.
    »Ich muss Ihnen eine Frage stellen. Es geht um etwas Persönliches.«
    Das unverkennbare Schnippen eines Feuerzeugs, dann das Inhalieren des Rauchs.

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