Schleier der Täuschung
Padawan«, sagte Qui-Gon.
»Ich nehme an, Ihr hättet es lieber gesehen, wenn ich mich mit meinen Zähnen festgehalten hätte, Meister.«
Qui-Gon blickte Obi-Wan verwirrt an.
»Wie in dem Rätsel, das Meister Anoon Bondara seinen Schülern stellte«, erklärte der Padawan. »Wisst Ihr nicht mehr, an dem Tag, als wir mit Luminara sprachen? Die Geschichte des Mannes, der sich mit seinen Zähnen an einem Gleiter festklammerte, über einer tödlichen Grube in der Wüste.«
»Ah, jetzt erinnere ich mir«, sagte Qui-Gon mit plötzlichem Interesse.
Obi-Wan stieß den Atem aus. »Ich habe lange über dieses Rätsel nachgedacht, und ich glaube, der Gleiter stellt die Macht dar. Die Grube hingegen steht für die Gefahren, die auf uns lauern, sollten wir zu weit von unserem Pfad abkommen.«
»Und was ist mit den Reisenden, die um Hilfe bitten?«
»Nun, eigentlich sollten Reisende – selbst, wenn sie sich verirrt haben und verzweifelt sind – wissen, wie sinnlos es ist, einen Menschen um Rat zu fragen, der an seinen Zähnen über einer gefährlichen Grube hängt. Aber ich glaube, dass sie im Grunde nur eine Ablenkung darstellten, die ein Jedi ignorieren muss, wenn er bei der Macht bleiben will.«
»Eine Ablenkung«, wiederholte Qui-Gon leise.
Er dachte zurück an den Anschlag auf Valorum vor dem Senatsgebäude, an Asmeru, an die Beweise, die sie im Lagerhaus der Zollbehörde sichergestellt hatten.
Er legte Obi-Wan die Hände auf die Schultern. »Du hast mich gerade auf etwas aufmerksam gemacht, das mir bislang entgangen ist.« Er blickte zu dem halben Dutzend Terroristen hinüber. »Wir können hier nichts mehr tun, und die Zeit drängt. Havacs Plan ist bereits angelaufen.«
»Wohin jetzt, Meister?«
»Dorthin, wo wir von Anfang an hätten sein sollen.«
30. Kapitel
Das Gelände vor dem Südeingang der Seswenna-Halle bot einen chaotischen Anblick. Schaulustige, Sicherheitskräfte und Reporter, die mit ihren Kameras und Rekordern eine Nahaufnahme des Obersten Kanzlers erhaschen wollten, standen dicht an dicht, und mehrere Reihen schwer uniformierter Spezialtruppen hielten die breite Allee frei, auf der sich die Gleiter der Delegierten den Hügel emporschlängelten, der Auffahrt vor dem großen Eingang entgegen. Die Spanne reichte dabei von den primitivsten Gleitern bis hin zu luxuriösen Schwebelimousinen. Justizkräfte streiften in Zivil durch die Menge und versuchten, sich unauffällig zu geben, obwohl ihnen Kommunikatorknöpfe in den Ohren steckten und sie Komlinks des Militärs an ihren Handgelenken trugen. Die Jedi-Ritter unter den Zuschauern versuchten gar nicht erst, sich zu tarnen. Mit ihren braunen Mänteln und den Lichtschwertern, die von ihren Gürteln hingen, waren sie nicht zu übersehen.
»Ich glaube nicht, dass wir da reinkommen«, sagte Boiny zu Cohl. »Selbst, wenn es uns gelingen würde, zum Eingang vorzudringen – die Scanner würden unsere Waffen sofort entdecken.«
Die beiden standen am Rande der Menge, gekleidet in weite Gewänder, Sandalen und Turbane, die ihre Kopfverletzungen verbargen. Cohl hatte außerdem eine echte Krücke gefunden, bestehend aus einem leichten Metall. Seitdem er und der Rodianer überhastet aus dem Lagerhaus aufgebrochen waren, hatten sie einen Großteil ihrer Kräfte eingebüßt, und nun standen sie nur noch dank der Bacta-Pflaster und regelmäßiger Schmerzmittelinjektionen aufrecht auf den Beinen.
Cohl blickte hinauf zur Versammlungshalle. Zahlreiche Wachen waren vor dem Tor postiert, und in den Türmen an den Seiten des Bauwerks kauerten Scharfschützen.
»Sehen wir uns mal die anderen Eingänge an«, murmelte er kurzatmig und mit brüchiger Stimme.
In einem weiten Bogen umkreisten sie das Gelände. An den Toren im Westen und Norden herrschte ebenso großes Gedränge und Durcheinander wie im Süden, doch der östliche Eingang wurde nur von wenigen Demonstranten belagert und war auch deutlich leichter bewacht.
Hier warteten die Assistenten und Dolmetscher darauf, eingelassen zu werden, außerdem die Protokoll- und Servicedroiden und eine Gruppe von Trommlern und Trompetern mit großen Helmen und grellen Uniformen. Darüber hinaus befanden sich auch Vertreter der Organisation zum Schutz der Rechte empfindungsfähiger Spezies und des Verbandes der Freihandelszonen in dieser Gruppe.
»Hier stehen sie wohl für die billigen Plätze an«, meinte Boiny.
»Genau, wonach wir gesucht haben.« Cohl hob das Kinn und bedeutete seinem Freund, weiter an der Schlange der
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