Schleier der Täuschung
Palpatines Bedenken waren begründet, das wusste er, und das machte es nur noch schwerer, ihnen zu lauschen. Er wandte sich vom Fenster ab, kehrte an den Schreibtisch zurück und ließ sich schwer auf den gepolsterten Sessel fallen.
Valorum war in Würde gealtert. Das kurze, silberne Haar war hoch auf seine Stirn zurückgewichen, und unter den blauen Augen und den dunklen, buschigen Brauen hingen nun Tränensäcke. Seine ernsten Züge und die tiefe Stimme wurden durch einen leidenschaftlichen Geist und forschenden Intellekt Lügen gestraft. Doch als jüngstes Glied in einer politischen Dynastie, die bereits seit Jahrtausenden Bestand hatte – und die in den Augen vieler während dieser ungewöhnlich langen Zeitspanne immer schwächer geworden war –, war es ihm nie ganz gelungen, die angeborene Distanziertheit des Patriziers abzulegen.
»Wie konnte es nur so weit kommen?«, fragte er mit ernster, aber trauriger Stimme. »Wie konnten wir nur die Anzeichen übersehen?«
Palpatine schenkte ihm einen verständnisvollen Blick. »Es ist nicht unser Fehler, Oberster Kanzler. Das Problem liegt in den äußeren Sternensystemen. Die Ungerechtigkeit dort hat diesen Unfrieden heraufbeschworen.« Sein Tonfall war genau gewählt, und auch, wenn in seiner Stimme manchmal eine gewisse Weltverdrossenheit mitschwang, schien sie doch immun gegen Zorn oder Furcht. »Nehmt nur diesen jüngsten Zwischenfall bei Dorvalla als Beispiel.«
Valorum nickte nüchtern. »Das Justizministerium hat mich um ein Treffen heute Nachmittag gebeten. Dort werde ich Genaueres über den Fall erfahren.«
»Vielleicht kann ich Euch diesen Weg ersparen, Kanzler. Ich könnte Euch sagen, was ich im Senat gehört habe.«
»Sind das Fakten oder nur Gerüchte?«
»Ein wenig von beidem, schätze ich. Der Senat ist voller Abgeordneter, die die Dinge auf ihre eigene Weise interpretieren, ungeachtet der Tatsachen.« Palpatine hielt kurz inne, als müsste er seine Gedanken ordnen.
Wässrig blaue Augen unter schweren Lidern und eine scharfe Nase stachen aus seinem teigigen Gesicht hervor. Das rote Haar, das seine jugendliche Farbe schon längst verloren hatte, trug er nach der Mode der äußeren Systeme: von der Stirn nach hinten gekämmt, aber hinter seinen tief am Kopf sitzenden Ohren lang und dicht. Auch bei seiner Kleidung demonstrierte Palpatine große Verbundenheit mit seinem Heimatsystem. Er trug reich verzierte Tuniken mit V-förmigem Doppelkragen und Mäntel aus hochwertigem Stoff, wie sie im Kern schon lange außer Mode gekommen waren.
Als sektoraler Senator vertrat er die abgelegene Welt Naboo und sechsunddreißig weitere bewohnte Planeten, und viele Senatoren hielten große Stücke auf ihn, hatte er sich doch einen Ruf als integrer und ehrlicher Politiker erworben. Wie er Valorum schon bei zahlreichen Treffen erklärt hatte, wollte er lieber tun, was getan werden musste, anstatt in blindem Gehorsam den Regeln und Gesetzen zu folgen, die den Senat so schwerfällig machten.
»Wie das Justizministerium Euch sicherlich mitteilen wird«, sagte er schließlich, »handelten die Söldner, die den Frachter der Handelsföderation angriffen und zerstörten, im Auftrag einer als Nebelfront bekannten Terroristengruppe. Es ist davon auszugehen, dass sie durch die Mithilfe dorvallanischer Dockarbeiter an Bord des Frachters gelangten. Die Nebelfront wusste, dass die Rendite ein Vermögen in Form von Aurodiumbarren transportierte, aber wie sie an diese Information gelangt ist, bleibt vorerst noch unklar. Eindeutig scheint hingegen, dass die Nebelfront mit dem Aurodium weitere terroristische Akte gegen die Handelsföderation finanzieren wollte – vielleicht sogar gegen die republikanischen Kolonien im Äußeren Rand.«
»Sie wollten ?«, fragte Valorum.
»Alles deutet darauf hin, dass Captain Cohl und seine Attentäter bei der Explosion der Rendite ums Leben kamen. Nichtsdestotrotz hat dieser Zwischenfall weitreichende Konsequenzen.«
»Einigen dieser Konsequenzen bin ich mir nur zu sehr bewusst«, sagte Valorum mit einem Anflug von Abscheu. »Wegen der zahlreichen Überfälle und Behinderungen verlangt die Handelsföderation, dass die Republik einschreitet. Und sollten sie mit diesem Gesuch nicht durchkommen, wollen sie vom Senat zumindest die Erlaubnis zur Vergrößerung ihres Droidenkontingents erzwingen.«
Palpatine presste die Lippen zusammen und nickte. »Ich muss gestehen, Kanzler, mein erster Gedanke war es, ihre Forderungen rundheraus abzulehnen. Die
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