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Schleier der Traeume

Schleier der Traeume

Titel: Schleier der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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dir hier machen kannst?«
    »Ja. Aber das« – sie wies auf die Küche ringsum – »ist nicht für mich bestimmt. Vielleicht im nächsten Leben.«
    »Dansant wird das nicht gefallen«, warnte Lonzo sie.
    Und das war ihr zweites Problem. »Er wusste, dass ich eines Tages weiterziehe. Und dieser Tag ist einfach früher gekommen als erwartet.«
    »Wenn du ein paar Wochen zu mir ziehen magst: Wir haben ein Zimmer frei«, sagte Lonzo unbeholfen. »Du weißt schon – falls es anstrengend wird oder Dansant dir Probleme macht.«
    Sie hätte ihn küssen mögen und tat es auch fast. »Ich habe gerade Nachricht von einem Freund bekommen«, gestand sie. »Er wird mir helfen. Aber ich weiß das Angebot zu schätzen.« Sie zwinkerte ihm zu. »Chef.«
    So fröhlich zu sein, als Dansant an diesem Abend im Restaurant ankam, fiel ihr schon etwas schwerer. Er hatte sich sehr verspätet; da er die Küche erst betrat, als schon die ersten Gerichte serviert wurden, kam er direkt zu ihrer Station, um ihre Vorbereitungen zu prüfen. Sie machte gedünsteten Rochen in Butterschmalz, ordnete den Fisch mit sesambestreuten Spinatröllchen fächerförmig an und gab ihre Obst-und-Gemüse-Sauce dazu.
    »Wieder eine interessante Variante«, sagte er und sah ihr dabei über die Schulter. »Vigato im
Apicius
in Paris verwendet in seinem Rezept grüne Äpfel und Paprika.«
    »Vigato nimmt Ketchup und lässt den Spinat in Vinaigrette ziehen.« Sie wischte ein paar Tropfen weg, die beim Herausnehmen des Rochens auf dem Tellerrand gelandet waren. »Seine Sherryessig-Reduktion kommt für mich nicht infrage. Apfelessig ist dafür geeigneter und beeinträchtigt den Geschmack des Rochens nicht.«
    »Das stimmt, Chef«, sagte Lonzo, als er mit einer Pfanne gehackter, golden zitternder Sülze vorbeikam.
    Rowan gab die Teller, mit denen sie fertig war, einem Zwischenträger und wandte sich wieder Dansant zu. »Kann ich kurz mit Ihnen im Büro sprechen?«
    Dansant warf einen raschen Blick auf die übrigen Stationen, nickte und folgte ihr nach hinten. Kaum waren sie allein, musterte sie ihn unverhohlen.
    »Morgen Abend ist wieder Tafelrunde«, begann Dansant, ehe sie etwas sagen konnte. »Es würde mich freuen, wenn Sie dann nicht nur kochen, sondern auch mit mir und meinen Freunden zu Abend essen würden.«
    Er machte es ihr wirklich nicht leicht. »Ich glaube nicht, dass die übrigen Köche auf mich verzichten können.« Rowan schob die Daumen in die Hosentaschen. »Ich muss Ihnen etwas sagen. Ich habe die letzte Nacht mit Sean verbracht. Dem Mann aus der Wohnung neben mir«, ergänzte sie, da die beiden sich niemals begegnet waren.
    Seine Miene wurde ausdruckslos. »Ach ja?«
    »Es ist einfach passiert.« Sie rang sich ein Lächeln ab, das nur wenige Sekunden währte. »Wie auch immer: Ich bin jetzt mit ihm zusammen. Nach dem, was zwischen uns in der Küche war, dachte ich, das sollte ich Ihnen sagen.«
    »Sie könnten sich wieder von ihm trennen.«
    »Das hätte keinen Sinn. Ein Freund, der mir Geld schuldet, hat sich bei mir gemeldet«, log sie. »Er leiht mir genug, um meine Schulden bei Ihnen zu begleichen, und dann ziehe ich weiter. Ich weiß noch nicht, wann genau, aber ich gebe Ihnen schnellstens Bescheid.«
    Er musterte ihr Gesicht. »Das ist egal.«
    »Dansant.« Sie war enttäuscht. »Tut mir leid. Ich weiß, dass Sie nach dem gestrigen Abend gewisse, äh, Erwartungen hatten. Aber Sie und ich … das würde nie hinhauen. Dieser Sean ist mehr mein Typ. Nicht sauer sein, ja?«
    Er lächelte ein herzliches und wunderschönes Lächeln. »Ich bin nicht verärgert, Rowan. Ich freue mich für Sie.« Er nahm ihre Hand. »Sie verdienen es, geliebt zu werden. Wenn nicht von mir, dann von jemandem, der sich so um Sie kümmern kann, wie ich es getan hätte.«
    »Sean ist ein guter Kerl«, pflichtete sie ihm bei, fühlte sich dabei allerdings etwas unbehaglich, »aber auch das ist nur vorläufig. Keine große Sache, verstehen Sie? Sie dagegen werden eines Tages einem tollen Mädchen begegnen.« Plötzlich wusste sie, was zu tun war, und schlang ihm die Finger ums Handgelenk.
    Der Traumschleier verwandelte sie immer in die meistgeliebte Frau desjenigen, den sie berührte. Aber mitunter setzte sie ihre Begabung bei Männern ein, denen diese Frau noch nicht begegnet war, und wenn sich Rowans Gestalt dann wandelte, nahm sie das Aussehen der Frau an, die diese Männer einmal am meisten lieben würden. Dabei erschrak sie jedes Mal etwas und fragte sich, wie zufällig

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