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Schleier der Traeume

Schleier der Traeume

Titel: Schleier der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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allein durch die Straßen laufen«, sagte er. »Wie wir beide sehr gut wissen, ist das gefährlich.«
    »Wer sind Sie, meine Mutter?« Sie wusste nicht, warum sie so wütend war, und wollte ihren Zorn in den Griff kriegen. »Ich weiß Ihre Sorge zu schätzen, aber ich kann auf mich selbst aufpassen, Dansant.«
    »Da bin ich anderer Ansicht.«
    »Ich habe keine Angst vor der Straße. Ich habe dort gelebt, erinnern Sie sich?« Sie wandte sich ab. »Hören Sie jetzt bitte auf. Ich putze so lange Tintenfisch, bis alle in der Küche versöhnt sind.«
    »Sie sind wie ein Kind.« Er drehte sie zu sich herum und war nicht länger Dansant, sondern ein dunkler, wütender Fremder, der sie mit rauen Händen vom Boden hob. »Sie rennen herum, als sähe Sie niemand. Aber man
sieht
Sie, Rowan. Alle sehen, wie schön, jung und verwundbar Sie sind, und alle wissen, dass sie nie eine wie Sie besitzen werden. Das macht sie verrückt und lockt sie, ihrem Begehren nachzugeben. Wenn Sie solche Dinge nicht bedenken, sondern einfach abhauen wie vorhin, machen
Sie
es ihnen leicht.«
    »Denken Sie, ich hatte je eine Wahl?« Vorbei war es mit ihrer Wut, einfach weg war sie. »Als ich noch ein Kind war, wurde meine Mutter wahnsinnig. Eines Nachts ist sie einfach übergeschnappt und hat mich mit einem Messer gejagt. Sie hätte mich fast umgebracht, und dann hat sie gebadet, um das Blut abzuwaschen, und sich die Pulsadern aufgeschnitten. Mein Vater hat mir dafür die Schuld gegeben und ist zum Trinker geworden, und ich musste …« Nein, daran würde sie nicht denken. »Ein Jahr nach dem Tod meiner Mutter bin ich davongelaufen. Seither bin ich auf mich allein gestellt, und egal, was Sie denken: Leicht mache ich es niemandem. Das kann ich gar nicht.« Sie schluckte, weil ihre Stimme zu brechen drohte. »Und am wenigsten leicht mache ich es mir.«
    Er zog ihr Gesicht heran und küsste sie umstandslos und heftig. Ehe sie vor Schreck erstarrte, hatte er den Mund schon von ihren Lippen gerissen.
    Großer Gott
. Der Kuss hatte allenfalls zehn Sekunden gedauert, doch in dieser Zeit hatte er ihre Wut in Schmerz verwandelt. All ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt, ihre Ohren dröhnten, und sie hatte die Hände auf ihm. Sie wollte ihn, sofort, notfalls auf dem Küchenboden. Und dieses Verlangen, dieses seelenzerrüttende Begehren nach ihm war so stark, wie ihr Verlangen nach Meriden gewesen war.
    Dansant stieß einen französischen Fluch aus und setzte sie wieder auf den Boden. »Sie haben Ihre Wahl getroffen. Ich kann nicht bleiben.«
    Ohne weiteres Wort ließ er sie stehen, und sie sah ihm pochenden Herzens nach und ballte hilflos die herabhängenden Hände.
    Jetzt verstand Rowan, warum sie so zornig auf ihn war und sich all das bitter verübelte, was sie ihm im Büro und danach gesagt hatte. Dansant hatte sich getäuscht; sie hatte keine Entscheidung getroffen. Keine Frau würde sich dafür entscheiden.
    Zum zweiten Mal binnen vierundzwanzig Stunden hatte sie sich verliebt.
    »Paracelsus?« Der Fälscher blinzelte durch eine dicke Brille auf die Visitenkarte. »Was ist denn das für ein Name?«
    »Einer, den Sie nicht vergessen werden, mein Freund.« Taske nahm den kleinen Stapel Plastikkarten, die gefalteten Papiere und den brandneuen Pass. »Vielen Dank für Ihre hervorragende Arbeit.«
    »Der Pass hält mikroskopischer Prüfung nicht stand«, warnte ihn der Mann, während er den Umschlag entgegennahm und mit dem Daumen durch die Banknoten ging. »Der ist nur für den Zivilgebrauch und dafür, die Polizei zu täuschen. Sollte Ihr Mädchen mit dem FBI oder so einer Behörde Ärger bekommen, fliegt sie sofort auf.« Er zog noch eine Mappe aus der Aktentasche und gab sie ihm. »Das sind die Originale, die Sie mir gegeben haben. Ich bewahre sie nicht auf und entsorge sie auch nicht.«
    »Das ist klug.« Er streckte seine behandschuhte Rechte aus. »Bis zum nächsten Mal.«
    »Ja, und hoffentlich nicht im Knast.« Der Mann gab ihm die Hand und ging.
    Taske legte die Schlüssel des Motelzimmers auf den Tisch und ging ebenfalls. Als er zu seinem zwei Querstraßen weiter geparkten Wagen kam, öffnete ihm sein Fahrer die Tür rechts hinten.
    »Ein Anruf für Sie, Mr Taske.« Der Fahrer gab ihm sein Handy. »Die Nachricht ist auf dem Anrufbeantworter.«
    Er prüfte zunächst, wer sich gemeldet hatte. »Danke, Findley. Bringen Sie mich bitte ins Hotel zurück.«
    Auf der Rückfahrt von New Jersey nach New York hörte Taske sich die Nachricht an, die Rowan

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