Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schleier der Traeume

Schleier der Traeume

Titel: Schleier der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
Vom Netzwerk:
für ihn hinterlassen hatte. Er wusste nichts von weiteren Takyn in der Stadt, war deshalb sehr verblüfft über ihre Bitte, zwei »Bestellungen« abzuholen, und meldete sich sofort bei ihr.
    »Danke, dass Sie zurückrufen«, sagte Rowan. »Die Lage hat sich verändert. Mir ist ein Mädchen begegnet, das möglicherweise zu den Takyn gehört. Ich weiß nicht, was ihr zugestoßen ist, aber momentan ist sie obdachlos und ziemlich verzweifelt.«
    »Wie alt ist sie?«, fragte er.
    »Vielleicht sechzehn. Ich weiß, das ist zu jung«, fuhr sie fort, ehe er antworten konnte, »aber sie hat die Tattoos an den Unterarmen.«
    »Ich muss Sie hoffentlich nicht daran erinnern, wie viele Menschen in diesem Land sich freiwillig die Unterarme haben tätowieren lassen.« Es war ihm egal, wie ihre Stimme geklungen hatte. »Und sie ist viel zu jung, um zu uns gehören zu können.«
    »Und wenn es nach uns noch weitere Takyn gegeben hat? Die Experimente könnten anderswo fortgesetzt worden sein.«
    »Das lässt sich natürlich nicht völlig ausschließen«, räumte er ein, »aber warum soll gerade dieses Mädchen zu den Takyn gehören? Hat es eine besondere Fähigkeit bewiesen?«
    »Das nicht«, gab Rowan zu. »Aber sie hat gesehen, wie ich meine Gestalt gewandelt habe, und war überhaupt nicht verstört deswegen. Sie scheint nichts über uns zu wissen, aber ich habe ihr keine Angst gemacht. Und sie hat mir ein paar wirklich seltsame Fragen gestellt – solche, wie ich sie Ihnen gestellt habe, als wir uns online kennenlernten.«
    »›Wer hat mir das angetan?‹ ›Wo kann ich diese Leute finden?‹ ›Wie schwierig ist es, jemanden zu töten?‹ ›Wo kann ich eine Schusswaffe kaufen?‹« Er lachte leise. »Ja, meine Liebe, daran erinnere ich mich gut. Aber solange nicht bewiesen ist, dass dieses Kind zu uns gehört, müssen wir vorsichtig vorgehen.«
    »Ich weiß, in welchem Abbruchhaus sie untergeschlüpft ist, und ich schätze, mit etwas Unterstützung kann ich sie dazu bringen, dort zu verschwinden und zu uns zu kommen.« Sie zögerte. »Und sollte ich mich täuschen, können wir sie wenigstens an einen sicheren Ort bringen und ihr die Hilfe bieten, die sie braucht.«
    »Sie haben ein mitfühlendes Herz, Aphrodite.«
    »Solange das Mitgefühl sich nicht zur Schizophrenie steigert …«, murmelte sie in sich hinein. »Wie viel Zeit habe ich hier noch?«
    »Ich habe heute Abend die Details Ihrer Reise bekommen. Jessa organisiert Ihnen bis Ende der Woche noch etwas Dauerhafteres. Sie sollten morgen anfangen, Ihre Sachen zu packen; wenn alles gut läuft, arrangieren wir unser Treffen für übermorgen.«
    »So bald schon.« Sie klang bestürzt. »Gut. Von dem Mädchen abgesehen, gibt es nur noch ein Problem: Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wie Sie aussehen, P.«
    Taske lachte. »Ich bin schwer zu verfehlen. Können Sie auf Ihrem Handy Fotos empfangen?«
    »Dafür ist es zu billig.«
    »Dann sollten Sie nach einem Hünen mit silberblondem Haar, Vollbart, dunklen Schlitzaugen und lästigem Hinken Ausschau halten, das ihn zwingt, einen Mahagonistock mit dem Kopf eines Silberlöwen zu benutzen.«
    »Wow! Klingt umwerfend.«
    Er betrachtete seine Handschuhe. »Viel lieber wäre er ein kleiner, runder Buchhalter aus Cleveland – das kann ich Ihnen versichern.« Ein Kribbeln am Steißbein ließ ihn an die Trennscheibe klopfen. Findley nickte, bog von der Straße und hielt vor einem gut besuchten Nachtclub. »Ich muss mich nun um etwas anderes kümmern, meine Liebe. Halten Sie Ihr Handy griffbereit. Wir sehen uns bald.«
    Er gab dem Fahrer sein Mobiltelefon und biss die Zähne zusammen, weil das Kribbeln sich zu Schmerzen steigerte. Das hatte er seit Monaten nicht durchlitten, aber schließlich war er jahrelang nicht mehr mit so vielen menschlichen Angelegenheiten befasst gewesen.
    »Soll ich Sie begleiten, Mr Taske?« Findley, der viele dieser Anfälle mitbekommen hatte, beobachtete ihn sorgsam.
    »Diesmal nicht, Findley.« Eine Hitzeschlange hatte sich um sein Rückgrat gewunden, doch sosehr sie auch schmerzte, so sehr beflügelte sie ihn. Erst wenn die Hitze nachlassen würde, wäre klar, dass er zu spät gekommen war, um die Dinge in die Hand zu nehmen. »Es dürfte nicht lang dauern. Bleiben Sie beim Wagen.«
    Taske stieg aus, zog den Mantel aus, legte ihn auf den Sitz und humpelte los. Der Türsteher am samtenen Absperrseil warf einen raschen Blick auf die Limousine und musterte Taskes Gesicht, ehe er ihm entgegenkam.
    »Willkommen

Weitere Kostenlose Bücher