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Schleier der Traeume

Schleier der Traeume

Titel: Schleier der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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vorsichtig sauber gerieben hatte, übergab er sie Dansant, der sie in wunderbar gleichmäßige, oblatendünne Kreise schnitt, während Lonzo mehrere Hühner an einer Seite des Schneidebretts aufreihte. Nachdem er genug hauchfeine Scheiben geschnitten hatte, löste Dansant die Haut eines Huhns vom Hals bis zur Brust und wiederholte das Gleiche an den Keulen.
    Rowan bemerkte, wie sie den Atem anhielt, als Dansant die dünnen Trüffelscheiben nacheinander flink unter die Haut schob. Seine langen, eleganten Finger rückten sie an Ort und Stelle, bis ein Großteil der Keulen und die Brust mit den aromatischen Pilzen bedeckt waren. Dann band er die Keulen mit Küchenfaden zusammen und wickelte ihn auch um Brust und Rücken des Tieres.
    Kaum hatte Rowan die geputzten Kräuter bei George abgeliefert, ließ Lonzo sie die getrüffelten und in Plastik verpackten Hühner zurück in die Kühlkammer tragen.
    »Sollen die denn nicht zum
rôtisseur
?«, fragte sie, während sie mit dem Tablett dastand und Lonzo das Geflügel auf die Kühlregale lud.
    »Vince brät sie morgen Abend.« Für jedes in Plastik verpackte Huhn, das er ins Regal räumte, nahm er ein anderes heraus und legte es aufs Tablett. Dann rief Manny nach ihm, und er verschwand leise fluchend in die Küche.
    »Die Trüffel brauchen einen Tag, um das Fleisch mit ihrer Magie zu durchdringen«, sagte Dansant direkt hinter ihr, und sie hätte vor Schreck beinahe das schwere Tablett fallen gelassen. Er trat vor und half ihr, es zu halten. »Das sind die Hühner, die wir gestern Abend gefüllt haben.« Er öffnete das Plastik ein wenig und schlug die Brusthaut gerade weit genug zurück, damit sie sehen konnte, wie die Trüffeln das Fleisch hatten nachdunkeln lassen.
    »
Poulet demi-deuil
muss wirklich sehr beliebt sein«, vermutete sie und sah zu ihm hoch. Heute Abend brannten alle Lampen in der Küche und ließen seine Augen so umwerfend blau wirken, dass Rowan das Tablett fast ein zweites Mal hätte fallen lassen. »Da Sie es jeden Abend kochen. Das tun Sie doch? Es täglich auf die Karte setzen?« Irgendwie war ihr klar, dass sie dummes Zeug redete, doch sie konnte nicht aufhören, ihn anzuschauen. Schwul oder nicht – ihr war, als würde er mit jedem Pochen ihres Herzens schöner.
    »Das ist eine Spezialität des Hauses.« Seine Hände fuhren über den Rand des Tabletts, bis sie über ihre Finger glitten. »Sag mir, was du denkst.«
    »Warum sollte ich?«, hörte sie sich mit seltsam hohler Stimme fragen.
    Er senkte den Kopf, bis sein Atem ihr kühlend übers Haar strich. »Warum solltest du nicht,
ma mûre

    »
Trick
.« Lonzos Ruf brachte sie gerade in dem Moment zu sich, als sie ihre Augen brennen spürte. »Bist du taub? Vince wartet auf das Tablett. Bring es her, aber dalli.«
    »Sofort, Chef.« Beschämt, sich vor der ganzen Crew blamiert zu haben, zog sie den Kopf ein und eilte davon.
    Taire grinste etwas, als sie die Männer in der Küche Rowan Trick nennen hörte. Sollte die Neue das für einen Sympathiebeweis halten, so hatten sie sie sauber ausgetrickst.
    Sie begab sich an ihren üblichen Platz, einen dunklen Hauseingang, setzte sich auf die kalten Schieferstufen und beobachtete von dort das Kommen und Gehen, sah aber nur Rowan Abfälle wegbringen. Taire vertrieb sich die Zeit damit zu zählen, wie oft das Mädchen mit zwei, drei schwarzen, prallvollen Säcken aus der Hintertür kam und zum umzäunten Müllcontainer des Restaurants trabte. Anfangs warf sie die Säcke noch hinein, als wären sie federleicht, doch je später es wurde, desto schwerer fiel es ihr, den Müll in den Container zu wuchten, und mehrmals stöhnte sie und rieb sich die Arme, bevor sie ins Restaurant zurückkehrte. Taire empfand einen Anflug von Mitleid. Die Typen in der Küche waren nicht so nett wie der Franzose, und sie mochten keine Frauen. Abends hatte sie einige bisweilen bei einer Zigarettenpause vor der Küchentür scherzen gehört. Für sie waren Frauen nur für zweierlei gut: zum Serviettenfalten und zum Vögeln. Ganz sicher würden sie Rowan leiden lassen, so sehr sie konnten. Männer liebten es, wenn Frauen heulend ihre Stelle kündigten.
    Ihr Vater war nicht so grob und gemein gewesen, hatte aber ebenso strenge Erwartungen an sie gehabt wie diese Leute.
Wenn es leicht wäre, Liebling, dann könnte es jeder
.
    Sie verbannte den Vater aus ihrem Kopf und musterte die Gasse. Manchmal kamen Obdachlose und durchstöberten die Müllsäcke. Es gab viele Reste darin, gute

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