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Schleier der Traeume

Schleier der Traeume

Titel: Schleier der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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zum Betrachten der nackten, strahlenden Männlichkeit vor ihren Augen genommen, aber wenn sie nicht rasch auf die Toilette käme, müsste sie als Erstes eine Pfütze aufwischen. »Sind Sie gleich fertig?«
    Er schwieg. Sie wartete, doch er rasierte sich einfach zu Ende und spülte die Klinge unterm Wasserhahn ab.
    »Gut.« Sie machte kehrt, um nach unten zu gehen. In der Küche gab es eine Toilette mit Waschbecken für die Köche – das musste genügen. Vielleicht würde sie sich etwas aus der Speisekammer nehmen; sie war so hungrig, dass ihr Meridens mächtiger Bizeps schon wie ein Leckerbissen erschien.
    »Es ist halb sechs.«
    Sie drehte sich überrascht und verwirrt um. »Hm?«
    Er trocknete sich die Kinnpartie ab, sah in den Spiegel und berührte einen kleinen, blutigen Fleck am Kiefer, wo er sich beim Rasieren geschnitten hatte. »Sie sagten, Sie brauchen das Bad nachts um zwei und vormittags zwischen zehn und elf.« Er drückte das Handtuch auf den Schnitt. »Jetzt ist es halb sechs.«
    Immerhin hatte er ihr am Vortag zugehört. Und warum war sie auch so früh auf den Beinen? Schließlich war sie erst weit nach Mitternacht mit der Arbeit fertig geworden, als Dansant längst verschwunden war. »Ja, richtig. Ich hab nicht auf die Uhr gesehen. Verzeihung.« Sie stutzte. »Sie meinen doch halb sechs morgens, oder?«
    Er schüttelte langsam den Kopf.
    »Mist!« Sie hatte fast den ganzen Tag verschlafen, und in einer halben Stunde begann ihre zweite Schicht. »Sie wollen sich jetzt aber nicht in die Wanne legen, oder?«
    Er grinste – ein wunderbarer und zugleich bösartiger Anblick. »Schon möglich.«
    »Lassen Sie aber etwas Platz für mich.« Sie wandte sich ab und flitzte nach unten.
    Nachdem die Gefahr, eine Pfütze zu machen, gebannt war, hetzte Rowan in die Speisekammer und musterte die Regale. Sie brauchte jede Menge Kalorien, die sie schnell in sich hineinstopfen konnte. Also schnappte sie sich ein paar Tafeln dunkle Konditorschokolade und eine Dose Kondensmilch, öffnete die sämige Milch, schüttete sie in ein Glas mit Eiswürfeln und hastete wieder die Treppe hinauf.
    Meriden war nicht mehr im Bad. Also holte sie Seife und Handtuch aus der Wohnung, ließ die Dusche laufen, zog sich aus, riss dabei eine Tafel Schokolade auf, stopfte sich ein Stück in den Mund und spülte es mit kalter Milch hinunter.
    Unter der Dusche verschlang sie den Rest der Tafel aus der einen Hand, während sie sich mit der anderen von Kopf bis Fuß einseifte und abspülte. Als sie sich das Wasser aus den Augen strich und nach dem Hahn griff, hörte sie die Tür aufgehen.
    Mist – sie hatte das Abschließen vergessen. »Bin gleich fertig!«, rief sie verzweifelt.
    Meriden warf einen massigen Schatten auf den Vorhang. »Wie haben Sie bloß beide Reifen Ihres Motorrads zum Platzen gebracht?«
    So ein Gespräch wollte sie nicht nackt und tropfnass unter der Dusche führen, geschützt nur durch einen papierdünnen, blickdichten Plastikvorhang. »Ich weiß nicht. Etwas hat mich von hinten getroffen.«
    »Die sind hinüber.«
    Ihr ging es nicht anders. »Okay.«
    »Ich hab neue bestellt.« Es klang, als hätte er sie mit seinem Blut bezahlt.
    »Danke.« Konnte sie das Handtuch greifen, ohne dass er sie nackt sah? Wohl kaum. »Ich möchte mich jetzt anziehen. Danach besprechen wir –«
    »Keine Sorge.« Seine Stimme klang seltsam. »Ich bin schon wieder weg.« Und so war es.
    Rowan spähte hinter dem Vorhang hervor, um sich zu vergewissern, stieg aus der Dusche und fuhr sich rasch mit dem Handtuch über den Leib. Dass ihre Haut noch feucht war, erschwerte es ihr, wieder in ihre Sachen zu schlüpfen, aber sie war die Entschlossenheit selbst.
    Nachdem sie verhüllt hatte, was er nicht sehen sollte, trat sie auf den Treppenabsatz. Meriden war nicht da. Also klopfte sie an seine Tür, wartete und rieb sich dabei die nassen Locken trocken. Er reagierte nicht.
    »Arroganter Mistkerl.« Sie stapfte ins Bad, sammelte ihre Sachen ein und ging in ihre Wohnung. Eigentlich hatte sie heute Vorräte einkaufen wollen, aber das hatte sie verpatzt. Um den Magen zu beruhigen, aß sie die restliche Schokolade, die sie aus dem Lager hatte mitgehen lassen, trank dazu die eisgekühlte Kondensmilch aus und wünschte sich Kaffee, wagte aber nicht, dafür Zeit zu vergeuden. Als ihre Uhr fünf vor sechs zeigte, sah sie halbwegs manierlich aus und ging nach unten.
    Lonzo wartete bereits auf sie. »Du bist zu spät.«
    Vielleicht hatte Dansant ihm nicht

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