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Schleier der Traeume

Schleier der Traeume

Titel: Schleier der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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Erkennungsmerkmale: Tätowierungen an den Innenseiten der Unterarme
    Piercings: keine
    Zähne: (siehe beiliegende Röntgenaufnahme des Gebisses)
    Bekleidung bei Verschwinden: blaue Jeans, weißes T-Shirt, braune Leinenjacke, braune Wollmütze, brauner Schal
    Schmuck: keiner
    Arbeitgeber und Beruf: keiner
    Schule: wurde zu Hause unterrichtet
    Umstände des Verschwindens: Am Abend des 28. September 2008 fiel das Sicherheitssystem der Villa aufgrund einer Störung aus. Während dieser Störung hat Miss King das Grundstück verlassen, ohne ihren Vater oder einen Bediensteten davon in Kenntnis zu setzen, und ist nicht zurückgekehrt.
    Gründe für das Verschwinden des/der Minderjährigen: Dem Vater zufolge ist die Tochter geistig gestört und wurde rund um die Uhr psychiatrisch betreut, hat womöglich aber ihre Neuroleptika nicht mehr genommen.
    Bitte tragen Sie hier weitere Informationen ein, die beim Aufspüren des/der Vermissten hilfreich sein mögen: Der Vater hat 10 0 000 Dollar für Informationen ausgesetzt, die zur Auffindung der Minderjährigen führen.
    Mit der Bestätigung dieser Vermisstenanzeige erklären sich der/die Erziehungsberechtigte/n bereit, die Polizeibehörde von Manhattan unverzüglich zu benachrichtigen, sobald die vermisst gemeldete Person nach Hause zurückgekehrt ist oder gefunden wurde. [Unterschrift des Vaters]
    Unterschrift des ermittelnden Beamten
    W . J. Patterson Jr.

6
    Während Rowan die angelieferten Trockengüter auspackte und in die Regale räumte, trudelte das Küchenpersonal zur Arbeit im
D’Anges
ein. Beim Reinkommen beäugte jeder Koch erst ihre Schürze, dann ihr Gesicht, doch niemand kam zu ihr, begrüßte sie oder nahm ihre Anwesenheit auch nur zur Kenntnis. Stattdessen gingen sie an ihre Stationen, bereiteten ihre Schicht vor, sprachen leise miteinander und warfen ihr nur ab und an einen raschen Blick zu.
    Sie schaute nicht finster drein, machte sich aber auch nicht die Mühe, eine freundliche Miene aufzusetzen. Aus Büchern und durch ihre Arbeit in der Gastronomie hatte Rowan gelernt, dass neue Kräfte sich bei Küchenchefs und Köchen erst zu bewähren hatten und bis dahin als unwillkommene Eindringlinge behandelt wurden.
    Sie bemerkte auch, dass sie die einzige Frau war – Dansant beschäftigte offenbar ausschließlich Männer –, und das würde die Sache nicht einfacher machen.
    Der Kleinste der Mannschaft – ein stämmiger Italiener mit schütterem Haar, der aussah, als würde er sich an seinen freien Tagen regelmäßig prügeln – kam schließlich, um mit ihr zu sprechen. »Hast du einen Namen, Kind?«
    Sie stellte die letzte Packung Roggenmehl ins Regal. »Rowan Dietrich.«
    »Ich bin Lonzo.« Er gab ihr nicht die Hand, sondern drehte sich um und zeigte nacheinander auf die anderen. »Das sind Manny, George, Vince und Lou. Der Tellerwäscher heißt Enrique, aber sein Englisch ist nicht besonders. Und der Souschef Bernard kommt mal wieder zu spät.« Er musterte sie kurz. »Warum hat Dansant dich eingestellt?«
    Ich bin mit dem Motorrad in den Volvo seines Souschefs gekracht
, kam als Antwort nicht infrage. »Ich brauchte den Job.«
    »Hat er dich schon durch die Küche geführt und dir die Stationen gezeigt?« Als sie nickte, tat er es ihr nach. »Gut, Trick, du bist heute mein
tournant
. Tu, was ich dir sage, und bau keinen Mist. Mal sehen, wie es hinhaut.«
    Das war kein sonderlich herzliches Willkommen, klang aber nicht unfair, und außerdem wurde sie lieber Trick als Kind genannt. »Danke, Chef.«
    Rowan rechnete damit, eine Art Initiation oder Feuerprobe überstehen zu müssen, und wurde nicht enttäuscht, denn Lonzo führte sie an einen großen Ausweidetisch im hinteren Teil der Küche, gab ihr ein Messer mit geschwungener, fünfzehn Zentimeter langer Klinge und wies ihr die erste Aufgabe zu. Als Dansant eine halbe Stunde später kam, war sie noch immer damit beschäftigt, gut zwanzig Kilo Wolfsbarsch auszunehmen und zu putzen.
    »Was machen Sie da?«
    Sie schnitt eine Schuppe ab, ehe sie ihn eines Blickes würdigte. »Muss ich Ihnen das wirklich erklären, Chef?«
    Er stöhnte ungeduldig auf. »Ich meine: Warum tun Sie das?«
    »Warum wohl? Weil Ihr blöder Lieferant die Fische nicht schon geputzt hat.« Sie schlitzte den Bauch des Tiers von den Kiemen bis zum After auf. »Außerdem wird Lonzo mir was husten, wenn ich es nicht tue.«
    Dansant zog ein finsteres Gesicht. »Das wird er schön bleiben lassen.«
    Sie wandte den Kopf und rief: »He, Lonzo – was

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