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Schleier der Traeume

Schleier der Traeume

Titel: Schleier der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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viel Druck klein und murmelte dabei leise vor sich hin.
    Er verstand die Worte »Dummkopf« und »Boston«. »Wollen Sie mich so schnell wieder verlassen?«
    Rowan sah kurz zu ihm hoch. »Diese Frage sollten Sie mir nicht gerade jetzt stellen, Chef.«
    »Verstehe.« Er dachte an das seltsame Verhalten von Lonzo und Vince. »Jemand hat Ihnen übel mitgespielt.« Dann sah er den Stoffstreifen um ihre Linke, griff nach ihrem Handgelenk und wich geschickt dem Messer in ihrer Rechten aus, als sie zusammenzuckte. »Was ist das?«
    »Nur ein kleines Missgeschick.« Sie wollte die Hand wegziehen, doch er wickelte den notdürftigen Verband ab.
    Mehrere dünne, dunkelrosa Verbrennungen liefen diagonal über die Handfläche. »Wer war das?«
    »Ich.«
    Sie war eine sehr gute Lügnerin. »Und wie, bitte, ist das passiert?«
    »Es war ein Missgeschick – ich hab den falschen Grillrost genommen.« Sie legte das Messer hin, zog die Hand weg und wickelte den Verband um die Verbrennung. »Wird schon wieder.«
    Dansant machte auf dem Absatz kehrt, um seinen
rôtisseur
zu finden und das Gesicht von Vince mit einigen weiteren falschen Grillrosten Bekanntschaft schließen zu lassen.
    »Nein.« Rowan hielt ihn am Arm fest. »Wenn Sie Vince jetzt zusammenstauchen, dreht mich die restliche Mannschaft durch den Wolf.«
    Er packte sie am Handgelenk. »Das hat er mit Absicht getan.«
    »Natürlich. Er ist ein fieser Typ mit großem Ego und kleinem Schwanz. Leider habe ich ihm genau das ins Gesicht gesagt, und dafür habe ich gebüßt.« Sie zuckte mit den Achseln. »Machen Sie sich deswegen keine Sorgen. Lonzo hat schon für ausgleichende Gerechtigkeit gesorgt … Er hat sich darum gekümmert«, setzte sie hinzu, als Dansant wegen der seltsamen Formulierung die Stirn runzelte.
    »Ach ja?« Er wusste, dass sein dicker
garde-manger
die Küche regierte, wie Napoleon einst Frankreich regiert hatte, aber Vince hatte kerngesund gewirkt und keine Verbrennungen aufgewiesen. »Vielleicht habe
ich
andere Vorstellungen von Ausgleich und Gerechtigkeit.«
    »Warten Sie, bis Vince die neue Fischlieferung zu putzen beginnt.« Sie verschränkte die Arme. »Darauf freu ich mich riesig – also verderben Sie mir bitte nicht den Spaß.«
    Er wollte die Angelegenheit zwar nicht auf sich beruhen lassen, aber die Genugtuung in ihrer Stimme zeigte ihm, dass die Sache für sie erledigt war. »Sie sind sehr nachsichtig.«
    »Ich bin eine Frau unter sieben Männern«, konterte sie. »Das ist eine Bruderschaft, kein Schwesternverein. Ich muss die Dinge auf ihre Weise regeln, oder alle schließen mich aus und halten es für ihre gottgegebene Pflicht, mir das Leben in den nächsten zwei Wochen zur Hölle zu machen.«
    Zwei Wochen. Sie dachte bereits daran, wann sie ihn verließe. »Mir fällt schon eine andere Arbeit für Sie ein.«
    »Als Kellnerin bin ich schlecht«, warnte sie ihn. »Und die Putzmannschaft wird ihr Revier nicht teilen. Mag sein, dass Enrique mir erlaubt, Teller auszukratzen und Töpfe zu schrubben, aber er lässt nicht mal Lonzo in die Nähe der Geschirrspülmaschine.«
    Da hatte sie recht. »Sie können im Büro arbeiten.«
    »Das Telefon klingelt – wenn’s hoch kommt – alle vier Stunden. Ich habe Ihre Unterlagen gesehen. Selbst die CIA ist schlechter organisiert. Und Lonzo muss sich mit allen Bewerbern um Bernards Stelle unterhalten.« Sie sah ihm in die Augen. »Ich bin kein Weichei, Jean-Marc. Ich bin nicht zusammengeklappt, habe wegen einer kleinen Verbrennung nicht gleich losgeheult und niemandem ein Wort davon gesagt. Wenn Lonzo mich nicht genau beobachtet hätte, wüsste keiner, was passiert ist. Die Jungs merken sich solche Sachen.«
    »Ich habe Sie nicht hergebracht, damit man Ihnen wehtut«, raunte er.
    »Sie haben mich nicht hergebracht«, erwiderte sie leise. »Ich bin uneingeladen gekommen, wissen Sie noch?«
    Er legte ihr die Hand an die Wange. Im grellen Neonlicht wirkte Rowan dünner als sonst und hatte Ringe unter den Augen. »Gestern Abend wolltest du mir nicht sagen, was du denkst.« Er zog sie näher und brachte sie so mühelos unter seinen Einfluss, wie er ihren Verband von der Hand gewickelt hatte. »Verrat es mir jetzt.«
    »Ich habe an dich gedacht.«
    »Wirklich?«
    Sie äußerte einen leisen Laut der Bestätigung.
    »Überfordert dich die Arbeit in der Küche?«
    »Nein, ich lerne eine Menge.« Sie gähnte leicht. »Bin nur müde. Hab zu lange geschlafen. Und keinen Kaffee gehabt. Ich seh dir gern bei der Arbeit

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