Schleier der Traeume
zu.«
Er fühlte sich etwas besser und senkte den Kopf, bis nur noch ein Hauch ihre Münder trennte. »Hast du Angst vor mir?«
»Nein.«
Ihm war klar, dass er ihr diese Frage in ihrem Zustand nicht stellen sollte, doch er konnte nicht anders: »Was hast du gestern Abend über mich gedacht?«
»Dass ich dich küssen will.« Auf ihrem Gesicht malte sich Bestürzung ab. »Aber das darf ich nicht.«
Wüsste sie doch, wie sehr sie ihn beeindruckte, wie herrlich die Hitze ihres Körpers gegen seinen brandete, wie ihr Geruch ihn berauschte! Sein Zustand ließ ihn befürchten, jeden Moment vor ihr auf die Knie zu fallen und um ihre Liebe zu bitten. »Warum nicht?«
»Weil … du das nicht willst«, hauchte sie.
Da konnte er sich nicht länger beherrschen, nicht mit ihrem Atem im Gesicht. Er küsste erst ihre Ober-, dann ihre Unterlippe und schob den Mund danach mit der Zungenspitze auseinander. Sie musste von einer Feige gekostet haben, denn deren schwache Süße lag noch in ihrem Mund. Nein, das war keine Frucht, das war … Schokolade? Er sog an ihrer Zungenspitze, und sie tat es ihm nach. Dieses Zeichen ihres Begehrens löste etwas in ihm. Er schob die Hände unter ihre Arme und hob sie auf den Hackklotz.
Rowan stöhnte leise, als er zwischen ihre Schenkel trat und ihr den Arm um die Taille legte. Er konnte nicht genug bekommen von ihrem Mund und hätte noch viel mehr von ihr genossen, wenn die Tür zum Lager abgeschlossen gewesen wäre.
»Chef?«, hörte er Lonzo rufen.
Dansant riss sich von Rowans Lippen los. »Moment.«
Mon Dieu
. Seine Hände zitterten, und er konnte kaum sprechen. »Rowan. Du vergisst, was wir hier getan haben – du vergisst alles, was dich beunruhigt hat.«
»Vergessen.« Ihre riesig geweiteten Pupillen zogen sich ein wenig zusammen. »Ja.«
»Gut.« Er schloss die Augen und zog ihren Kopf kurz an seinen. »Hast du Angst vor Vince?«
»Diesem Drecksack?« Sie schnaubte verächtlich. »Nein.«
Er hielt sie noch einen Moment im Arm. »Du kommst zu mir, wenn du Angst hast oder etwas brauchst. Nur zu mir. Verstanden?«
»Verstanden.«
Er ließ sie ungern los, konnte sie aber nicht länger so halten – nicht, wenn Lonzo oder einer der anderen jederzeit eintreten mochte. »Du kommst jetzt wieder zu dir.«
Sie trat einen Schritt zurück und blinzelte mehrmals. »Wow. Déjà-vu.« Sie sah zu ihm hoch. »Ich war doch nicht wieder ohnmächtig, oder?«
»Nein. Ihnen war nur etwas schwindlig. Sie nehmen sich den Rest des Abends frei.« Sie schüttelte den Kopf. »Rowan.« Keine Reaktion. »Aber dann morgen.«
»Ich arbeite fünf Abende hintereinander und habe dann einen Tag frei«, erwiderte sie. »Genau wie alle anderen.«
Ihr Widerstand verblüffte ihn. Eben noch hätte sie sich ausgezogen und nackt zu seinen Füßen gelegt, wenn er sie darum gebeten hätte. Und nun verhielt sie sich, als hätte er genau das getan. »Ich möchte etwas für Sie tun. Als Wiedergutmachung für das, was Vince angerichtet hat.«
»Sie haben schon viel getan.« Sie löste seine Hand von ihrem Gesicht und setzte sich wieder auf den Hocker. »Aber wenn Sie mir etwas Gutes tun wollen, lassen Sie mich doch zusehen, wie Sie aus diesen Feigen einen Fond für die Ente machen.«
Dansant kannte die Grenzen seines Einflusses. Er konnte andere in Bann schlagen und ihre Erinnerungen ändern, ihnen aber keine Wünsche einpflanzen. Sie hätte nicht um seinen Kuss gebeten und ihn nicht erwidert, wenn sie ihn nicht gewollt hätte. Jetzt aber redete sie mit ihm, als wären sie nur nette, aber entfernte Bekannte.
Ich habe ihr Verlangen und ihre Lust gespürt. Sie begehrt mich so sehr, wie ich mich nach ihr verzehre.
Sie wartete auf seine Antwort. »Gut. Hacken Sie die restlichen Feigen klein, während ich Wein und Kräuter für den Fond hole.«
Rowan nickte, doch ehe sie sich richtig auf dem Hocker niederließ, stand sie noch mal auf, betastete den Hintern ihrer Jeans, zog eine zerquetschte Feige hervor und musterte sie stirnrunzelnd. »Hmmm. Wie ist die bloß dahingekommen?«
Trotz des hässlichen Vorfalls mit Vince und der unheimlichen Momente im Lager mit Dansant kam Rowan zu der Einschätzung, dass ihr neuer Job gar nicht schlecht war. Der zweite Abend war so hart wie der erste, doch ihr Körper gewöhnte sich rasch an die ungewohnten Anforderungen, und ab dem dritten Abend fand sie in den Rhythmus der Küchenmannschaft, trabte zwischen den Stationen hin und her und erledigte zig kleine Aufgaben für die
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